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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Ruhe über Heidi, seine Tränen versiegten. Es schaute zu dem Mann auf, der mehr als ein Lehrer war und dessen Kraft das unschuldige Geschöpf durchströmte.
    »Schauen wir uns die Bilder in diesem Buch an und lesen die Namen der Tiere.« Er blätterte eine Seite um.
    »Ich kann nicht lesen«, gab Heidi zu.
    »Das wollen wir doch mal sehen, ob ein aufgewecktes Kind wie du das lächerlich einfache Abc nicht in Windeseile beherrscht.« Als wäre er ein gewöhnlicher Lehrer, zeigte Marus auf einen Buchstaben. »Was liest du in diesem Zeichen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du hast es mit dem früheren Kandidaten schon geübt.«
    »Ja, aber es geht nicht, ich kann nicht lesen lernen, es ist zu schwer.«
    Unerbittlich legte Marus den Finger auf das Schriftzeichen. »Dieser Buchstabe ist nicht schwer. Wie lautet er?«
    Auch wenn Heidi erkannt hatte, dass es sich um ein A handelte, antwortete es: »Der Peter sagt, man kann entweder die Geißen auf die Alp bringen und in der würzigen Luft oben sein oder unten im Tal in der Stube hocken und lesen. Beides, sagt Peter, geht nicht.«
    »Das ist ja ein ganz Eigener, der Peter«, antwortete Marus geduldig. »Aber sieh, Heidi, man muss nicht alles hinnehmen, was einem ein Peter sagt, man muss es selbst probieren. Schau dir den Buchstaben noch einmal an.«

    »Es nützt nichts«, versicherte es mit dem Ton der Ergebung in das Unabänderliche.
    »Ich aber sage dir, dass du in kurzer Zeit wirst lesen können, denn du bist ein besonderes Kind.« Mit diesen Worten malte der Professor das A als großes Zeichen in die Luft. Sein Arm schwang weit aus, seine Gestalt richtete sich auf. Da erhob sich ein Klang in Heidis Zimmer, der schien aus dem Schriftzeichen zu kommen; das tönte wie eine singende Stimme, und die Stimme sang hell und klar »Aaaaaa«.
    Heidi sah den Buchstaben in der Luft leuchten, vernahm das gesungene A und sagte: »Jetzt weiß ich es, das ist ein A.«
    Der Professor malte das nächste Zeichen, ein Auf und Ab, hoch und kantig. Ein Summen ertönte, wie wenn man den Mund schließt und den Ton durch die zusammengepressten Lippen strömen lässt.
    »Das ist ein M!«, rief Heidi, selbst erstaunt, woher es das wusste.
    Wieder ein Zeichen erschien, eins, das zur rechten Seite hin offen war und dessen Klang dem Meckern der Geißen glich. Das gefiel Heidi am besten. »Eeee, eeee«, machte es.
    Buchstabe folgte auf Buchstabe, vom Professor in die Luft gezaubert, von dem Kind erkannt und ausgesprochen. Ehe es sich versah, hatte es das Wort zusammen - das Tier, das in ungewohnter Größe in dem Buch abgebildet war, sollte eine Ameise sein.
    »Siehst du, wie einfach es ist.« Belobigend tätschelte Marus Heidis Wange. »Hier steht, was das Besondere an den Ameisen ist, wie sie leben und sich organisieren und dass jedes Tier im Bau seine bestimmte Funktion hat.«

    »Das kann ich alles wissen, wenn ich die Buchstaben zusammenzähle?«, fragte Heidi.
    »Das und unendlich viel mehr.« Der dunkle Herr nickte. »Was dein Freund Peter nicht weiß, ist, dass die Formen und Laute der Buchstaben zu guter Letzt den Sinn ergeben. Der Sinn ist das Höchste, in das wir vordringen können.«
    »Höher noch als die Alp? Höher als die Berge?«
    »Viel höher. Die Berge sind nur totes Gestein, der Sinn ist vom Geist durchdrungen und lässt dich himmelhoch darüber hinausschweben. Darum gibt es keinen Grund, warum du nicht auf die Alp gehen und lesen solltest. Du kannst den Sinn überallhin mitnehmen. Stell dir vor, du ziehst mit dem Peter hinauf, und wenn ihr oben Mittag haltet und um euch weiden die Geißen, nimmst du dein Buch aus der Tasche und liest dem Peter vor.«
    »Das will ich, das will ich tun!«, rief Heidi aufgeregt. »Wenn ich nur schon lesen könnte! Wenn ich nur schon mit dem Peter auf die Alm könnte!« Es beugte sich über das Buch, und angespornt durch die große Erwartung waren die Buchstaben mit einem Mal keine unergründlichen, feindlichen Krakel mehr. Heidis Erinnerung ließ das frei, was sein Geist in den Stunden mit dem Kandidaten bereits aufgenommen hatte.
    »Ameisen k- kom- kommen in f- fast all- allen W- Welt …« Mit vor Anstrengung rotem Kopf blickte es auf.
    »Gut, gut«, lobte Marus. »Genau so steht es da. Weiter!«
    Heidi nahm seinen ganzen Grips zusammen, bald darauf war der schwierige Satz entschlüsselt. Ameisen kommen in fast allen Weltgegenden vor, man findet sie auch am Polarkreis, im Hochgebirge und in der Wüste.

    »Stimmt das wirklich?«, rief Heidi. »Ich

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