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Heidi und die Monster

Titel: Heidi und die Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter H. Johanna;Geißen Spyri
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Aber der Teufel ist mächtig geworden in dieser Zeit. Seine Hölle ist groß, in der Hölle ist gar viel Platz. Er holt sich jeden, dessen Blut verunreinigt wurde.« In den Worten des Geistlichen schwang die Verzweiflung eines Gescheiterten mit.
    »Und ich sage Euch, es gibt einen Weg!« Der Alte starrte in die Glut.
    »Welchen, Öhi! Welchen? Was macht Euch so sicher?«
    »Ich hab es erprobt«, gab der alte Mann zu. »Ich habe den Dämon schon einmal aufgehalten. Warum sollte es kein zweites Mal gelingen?«
    Nun wollte der Pfarrer alles erfahren, aber der Mann vom Berg schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Mehr braucht Ihr nicht, braucht das Dorf nicht zu wissen. Misslingt es, begrabt mich Seite an Seite mit meiner Tochter. Wenn es mir glückt …« Schwer hob und senkte sein Brustkorb sich, Zweifel und Furcht schufen sich Platz in dem alten Mann.
    Der Pfarrer stand auf. »Von den Dörflern dürft Ihr keine Hilfe erwarten.«
    »Wann hätt ich das je?« Der Öhi lachte grimmig. »Ich brauche sie nicht.«
    »Ihr wollt es mit der Hölle aufnehmen«, sagte der Pfarrer nicht ohne Bewunderung. »Gottes Schutz mit Euch.«
    Der Großvater, der es normalerweise nicht litt, mit der Bürde von Gottes Segen beschwert zu werden, duldete diesmal, dass der junge Mann das Kreuzzeichen schlug und die Dreifaltigkeit zum Schutz des Alm-Öhi anrief. Das Feuer flackerte unruhig, glutvolles Licht erfüllte den Raum.

Kapitel 23

    Heidi lag in Peters Schoß. Die Kutsche lenkte mittlerweile die tapfere Tinette. Peters Kopf ruhte auf seiner Brust, die Augen waren ihm zugefallen. Heidi aber schlug ihre Augen auf. Sie waren klar und blank, zugleich von einem unheiligen Feuer durchglüht. Es spürte den Verband um seinen Hals, fühlte das verhängnisvolle Brennen, das von dort ausging. Wenn Heidi sonst in seiner Vorstellung an andere Orte aufbrach, sah es die leuchtenden Tannen vor sich, und die Sonne glänzte über den Bergen. Jetzt kamen Heidi andere Bilder vor Augen; da war die Alp mit dem schneebedeckten Gebirge, doch der Schnee war nun rot, der Felsen schwarz, und die Alpwiese leuchtete in krankem Gelb. Nicht mehr die friedlichen Geißen bevölkerten die Weide, sondern die Geister unselig Verstorbener. Sie schrien ein solches Elend heraus, dass es durch die Berge hallte. Nicht der treue Schäferhund war der Wächter dieser Herde, sondern der blutrünstige Wolf.
    Das Kind erschrak vor dem Bild, zugleich gewann es dieser grausigen Welt etwas Geordnetes ab. Wer erst einmal ins
Reich der Dunkelheit abgetaucht ist, erkennt auch dessen Gesetze an. Das Gesetz der Verdammnis besagt, dass kein Toter in die Seligkeit darf, dem das Leben in unheiligem Zustand genommen wurde. Bis er Erlösung findet, muss er im Zwischenreich bleiben, sei es als Niänenüütli, sei es als Uuputztä. So füllten sich die Almen mehr und mehr mit Verdammten, in sichtbarer oder unsichtbarer Form. Der Wolf aber, das spürte Heidi in seinem Fieberwahn, hatte eine besondere Bedeutung. Sein Geheul durchdrang den erwachenden Morgen, der Wolf war dem Kind auf den Fersen.
    Seltsam nur, dass Heidi sich nicht vor ihm graulte, im Gegenteil wünschte, vom Wolf eingeholt zu werden und ihn zu seinem Gefährten zu machen. Heidi liebte die Tiere, also auch den Dämonenwolf. Es konnte nicht wissen, dass das Blut des Dämons bereits in ihm pulste, dass es das Blut war, das die Verwandlung vollzog. Das schwarze Wolfsblut zehrte das reine Kinderblut auf, bis nichts mehr von Heidi, alles nur noch vom Dämon übrig geblieben sein würde. Dieser Zauber konnte nicht aufgehalten oder rückgängig gemacht werden.
    Erstaunlich bei Kräften richtete Heidi sich auf, betrachtete den schlafenden Peter, sah draußen die Landschaft vorbeiziehen und meinte, das Leben schon lange nicht mehr so wunderbar gefunden zu haben. Seine Augen schauten alles neu, seine Sinne waren unendlich geschärft, es begann bereits über die Fähigkeiten des Dämons zu verfügen. Heidi stieg vom Sitz, öffnete die Kutschentür und kletterte, bevor Tinette es verhindern konnte, zu ihr auf den Kutschbock.
    »Schau!«, rief es und zeigte in die verlockende Weite.

    Misstrauisch musterte Tinette das Kind. »Guten Morgen. Wie fühlst du dich?«
    »Stark und froh!«, jauchzte Heidi. »Wie glücklich ich bin! Wie schön ist das Leben!«
    Tinette schwieg, wusste sie doch, dass Heidi vom zweiten Leben sprach, jenem, das aus dem Tod emportauchte und einer grausamen Ewigkeit ausgeliefert war. Dieses Leben kannte die Gnade der

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