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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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Fluch lag immer noch auf mir, und ich hatte es nicht geschafft, die Frau zu finden, die dafür verantwortlich war. Musste ich also ein drittes Mal zurückkehren? Ich schluckte.
    In diesem Augenblick spürte ich etwas, das schlimmer war als der Schock über meine Verletzung und sogar schlimmer als Förgs Auftauchen in Dorotheas Haus. Etwas, das kalte Angst wie Eiswasser durch meine Adern jagte: Der Kupferreif lag nicht mehr locker um meinen Hals. Er schien enger geworden zu sein, ich spürte deutlich den Druck, der mir das Atmen erschwerte. Versuchsweise schob ich meinen Finger unter den Schmuck und tatsächlich: Hatte bisher noch locker mein Daumen zwischen Reif und Kehle gepasst, schaffte ich es jetzt nur noch mit Mühe, den kleinen Finger dazwischen zu schieben. Das Halsband zog sich zu! Ich kam mir vor, als hätte ich in einer Dunkelkammer ein Foto entwickelt, und nun würde es fertig belichtet vor mir liegen. Ich musste die Hexe von Bamberg unter allen Umständen finden. Denn wenn der Halsreif tatsächlich enger wurde, hatte ich nicht mehr viel Zeit.

Kapitel 7
    S ei nicht traurig, Schwester. Du hast dem Jungen alle Hilfe gegeben, die er benötigte. Nun ist er fort, warum also haderst du?«
    Dorothea blickte in das freundlich-besorgte Gesicht ihres Bruders. Sie seufzte. Weder wollte sie Jakob erzählen, dass Cat in Wirklichkeit gar kein Junge war, noch hätte sie ihm die seltsame Faszination erklären können, die dieses hochgewachsene Mädchen mit der seltsamen Sprache auf sie ausübte. Cat wirkte so stark und furchtlos. Allein wie sie sich Richter Förg in den Weg gestellt hatte! Dafür würde Dorothea ihr ewig dankbar sein. Wäre sie nicht gewesen, wer weiß, was noch passiert wäre! Umso trauriger, dass Cat auf einmal verschwunden war. Als Dorothea ihren Bruder hatte verabschieden wollen und mit ihm zusammen vor die Tür getreten war, war der Vorplatz leer gewesen. Bestürzt war sie einmal ums Haus gelaufen und hatte auch im Garten nachgesehen – vergeblich. Genauso unvermittelt, wie Cat ihr über den Weg gelaufen war, war sie wieder verschwunden.
    »Schwester? Hörst du, was ich dir sage?«
    Schuldbewusst zuckte sie zusammen. Sie hatte tatsächlich für ein paar Sekunden vergessen, dass ihr Bruder immer noch neben ihr stand.
    »Verzeih mir, Jakob, ich hatte mich nur gefragt … ach, es hat keine Bedeutung«, sagte Dorothea etwas lahm.
    Bestimmt würde er sie wegen ihrer Träumereien tadeln, das tat er immer, wenn sie geistesabwesend vor sich hin starrte oder traumverloren lächelte, weil sie in Gedanken an irgendeinem schönen Ort war, den nur sie kannte und zu dem niemand außer ihr Zugang hatte.
    Jakob legte beide Hände auf ihre Schultern, seine Berührung war überraschend sanft. »Ich muss dich nun verlassen, kleine Schwester. Du weißt, ich hätte eigentlich gar nicht herkommen dürfen.«
    Dorothea nickte. Nur in absoluten Ausnahmefällen, wie damals, als sie ihre Mutter zu Grabe getragen hatten, erhielt er die Erlaubnis, Dorothea zu sehen. Als sie ihren Bruder verabschiedete, las sie Trauer und Sorge in seinem Blick.
    »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dich ohne Schutz vor Förg im Haus zurückzulassen«, sagte er ernst.
    Seine Worte fielen in Dorotheas Bewusstsein wie schwere Steine in einen tiefen Brunnen. Auf einmal war die Furcht wieder da: Vor dem alten, gierigen Richter und davor, was er tun würde, wenn er das nächste Mal vor Dorotheas Tür stand und niemand da war, der sie beschützte. Zwar kam Daniel, ihr Liebster, immer noch bei ihr vorbei, aber sie wusste nie, ob und wann er auftauchen würde. Wie ein Dieb nutzte er die Dunkelheit, um heimlich und unerkannt durch ihre Tür zu schlüpfen. Die ersten Nächte, nachdem sein Vater ihn so schrecklich mit der Peitsche malträtiert hatte, war er zu Dorothea geflüchtet wie ein verwundetes Tier, das eine schützende Höhle sucht. Und sie würde eher sterben, als Daniel zu gestatten, sich noch einmal offen gegen seinen Vater zu stellen. Denn Dorothea fühlte, dass der Alte nicht zögern würde, ihn zu töten, wenn er das Gefühl hätte, Daniel würde ihm seine begehrte Beute streitig machen.
    Ihr Bruder musste die Angst in ihrem Gesicht gesehen haben, denn als er wieder zum Sprechen ansetzte, war seine Stimme rau:
    »Du weißt, es gibt eine Möglichkeit, dem Werben des Richters zu entkommen …«, begann er.
    Doch Dorothea brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass dies nicht mein Weg ist,

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