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Heike Eva Schmidt

Heike Eva Schmidt

Titel: Heike Eva Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Purpurmond
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ich mich dann in Olli, der dort Surfurlaub machte. Drei Wochen lang waren wir unzertrennlich, bis ich vier Tage vor Ferienende in ein Café kam, in dem wir verabredet gewesen waren. Olli war zur Toilette gegangen, aber sein Laptop stand noch auf dem Tisch – mit geöffneter Facebook-Seite. Und so erfuhr ich, dass sich eine gewisse »Schatzipatzi« »megasuperdoll« darauf freute, dass der gute Olli bald wieder nach Hause kam und sie endlich wieder Zeit für »du-weißt-schon-was …« hätten. Ich verschwand postwendend aus dem Café, worüber sich Olli sicher nicht so »megasuperdoll« gefreut hatte, weil ich ab da weder auf seine Anrufe noch auf eine einzige seiner sieben SMS reagierte.
    Ein paar Monate später kam Nico neu in meine Klasse. Nach zwei Wochen waren wir zusammen, und ich bildete mir lange ein, er sei meine große Liebe. Ein Jahr und zwei Monate ging das mit uns, mit allem Drum und Dran. Bis Nico plötzlich anfing, mir ständig zu sagen, was ich zu tun und zu lassen hatte. Auf einmal fand er meine Klamotten nicht mehr »flippig«, sondern nur noch »daneben«, und er riss vor seinen Freunden blöde Witze über mich. Wenn ich ihm sagte, wie fies ich das fand, war ich »eine Spaßbremse«. Ab da hatten wir nur noch Knatsch. Wir redeten nicht mehr, wir zerfleischten uns. Als ich es nach vier Wochen endlich schaffte, mit ihm Schluss zu machen, fühlte ich mich wie ein Gladiator im alten Rom nach dem Kampf gegen ein halbes Dutzend Raubtiere. Nur, dass der Gladiator wahrscheinlich mehr Spaß gehabt hatte. Danach mimte Nico das arme verlassene Opfer. Eine Woche hielt er die Nummer durch, dann knutschte er mit Jessi aus der Neunten. Ich war ziemlich geschockt. Nicht über die Knutscherei, sondern über die Tatsache, wie wenig mir das ausmachte. Sechs Wochen später zog ich mit meinen Eltern nach Bamberg, und das Thema »Liebe« war für mich auf Eis gelegt wie der gefrorene Fisch, den meine Mutter in ihrer Tiefkühltruhe hortete.
    Insgeheim beneidete ich Dorothea um ihre starken Gefühle, diese absolute Liebe und Hingabe, die sie für Daniel empfand. Dagegen kam ich mir unzulänglich und linkisch vor. Würde ich je ähnlich empfinden wie sie?
    In diesem Augenblick klopfte es erneut. Dorothea schrie leise auf. Sie wirkte wie ein verängstigtes Tier, das mit dem Lauf in einem stählernen Fangeisen steckte und vergeblich versuchte zu entkommen. Mit schreckgeweiteten Augen blickte sie zur Türe. »Förg! Er ist zurückgekommen«, wimmerte sie.
    Obwohl mir die Zähne so sehr klapperten, dass ich das Gefühl hatte, sie würden mir gleich aus dem Mund herausfallen, war ich entschlossen, Dorothea zu beschützen. Also riss ich die schwere Eisenpfanne vom Haken und öffnete die Tür.
    Doch es war nicht die hager gekrümmte Silhouette des Richters, die sich im Gegenlicht vor der Tür abzeichnete, nein, vor mir stand ein Mönch. Grobe Kutte, Taillenstrick und hölzerner Rosenkranz inklusive.
    Sichtlich befremdet musterte er erst mich und dann das schwere Küchengerät in meiner Hand. »Wer seid Ihr und was tut Ihr hier?«, fragte er scharf.
    Fast den gleichen Wortlaut hatte auch der ekelhafte Förg verwendet. Daher fuhr ich den Mönch ziemlich unfreundlich an: »Habt ihr euch abgesprochen, oder was? Erst taucht Richter Gnadenlos hier auf, jetzt Bruder Tuck … Wer steht als Nächstes vor der Tür – Robin Hood?«
    Sein Blick war, gelinde gesagt, fassungslos. Ehe er noch etwas erwidern konnte, ertönte hinter mir ein Freudenschrei. Dorothea drängte sich an mir vorbei und fiel dem Mönch um den Hals. »Jakob – du bist wieder da!«, rief sie.
    Der ließ sich ihre Umarmung eine Sekunde gefallen, ehe er sie sanft von sich schob. Seine Stimme klang immer noch hart, als er sie fragte: »Schwester, wer ist dieser Fremde in unserem Haus?«
    Schwester? Dann war der Mönch also Dorotheas Bruder! Ich blickte überrascht zwischen den beiden hin und her. Erst jetzt fiel mir auf, dass dieser Jakob noch ziemlich jung war. Und verdammt gutaussehend, wie ich gleich darauf feststellte. Anders als Dorothea hatte er dunkle Haare, aber den gleichen schön geschwungenen Mund. Wache, graue Augen, bekränzt von schwarzen, langen Wimpern musterten mich skeptisch. Ich kam mir plötzlich wie ein zerrupftes Huhn vor. Ungeschminkt und in diesen unförmigen Männerklamotten war mir klar: Heidi Klums Jury hätte heute sicher kein Foto für mich.
    Währenddessen nestelte Dorothea nervös an den Bändern ihrer Schürze. »Das ist … Cat …«,

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