Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen

er daraus eine Salbe, und er salbe sich damit, und er wird die Gesundheit erlangen.«
    Der Quendel, ein 10 bis 30 Zentimeter hoher Zwergbusch, ist auch unter der Bezeichnung Feldthymian bekannt. Die ganze Pflanze einschließlich der kleinen rosaroten Blüten duftet intensiv. Quendel gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist in Europa und Nordafrika beheimatet. Er liebt trockene Gebiete auf Lichtungen, Wiesen, Feldern, Heiden, Mauerresten und Hängen. Seine speziellen Wirk- und Inhaltsstoffe sind ätherisches Öl, Gerbstoffe und Bitterstoffe.
    Quendel reinigt Haut und Blut, stärkt Darm und Magen, löst Schleim, ist schweiß- und harntreibend.
    Verwendeter Pflanzenteil / Ernte: Quendelkraut / Juni bis August
    Indikation 1 Hautausschläge, Neurodermitis, Ekzeme, Dermatitis, Akne
    Anwendung: Mitkochen von Quendelkrautpulver in jeder Fisch-, Fleisch- und Gemüsespeise
    Indikation 2 Hautunreinheiten, Hautausschläge
    Anwendung: Aus 1 Esslöffel fein zerriebenem Quendelkraut und 3 Esslöffel erwärmtem Fett (Ziegen- oder Schaffett) eine Salbe herstellen. Am nächsten Tag Salbe noch einmal erhitzen und die Kräuterteile abseihen. Zwei- bis dreimal täglich auf die betroffenen Hautstellen auftragen.
    Tipp! Quendel schmeckt sehr gut zu Bratkartoffeln, Rühreiern und Fleischeintöpfen.

Ringelblume
    [Calendula officinalis]

    Sie ist eine uralte Zier- und Heilpflanze, die Ringelblume mit ihren leuchtenden Strahlenblüten. Aus Bauern- und Biogärten ist sie heutzutage gar nicht mehr wegzudenken.
    »Die Ringelblume ist kalt und feucht, und sie hat starke Grünkraft in sich, und sie ist gut gegen Gift. Denn wer Gift isst, oder wem es verabreicht wurde, der koche Ringelblume in Wasser, und nach Ausdrücken des Wassers lege er sie so warm auf seinen Magen, und sie erweicht das Gift, und es wird von ihm ausgeschieden. Aber dieser Mensch wärme alsbald guten Wein, und er lege genug Ringelblume hinein, und damit wärme er wiederum den Wein, und weil er Gift genommen hat, trinke er so jenen halbwarmen Wein, und er schnäuzt das Gift entweder aus der Nase aus, oder er wirft es durch den Schaum, das heißt >schum<, von sich aus.«
    In vielen Gärten findet sich die Ringelblume auch als Zierpflanze, die den ganzen Sommer hindurch blüht. Sie wächst bis zu 50 Zentimeter hoch, mit einem aufrechten, oft reichverzweigten Stengel. Ihre Blüten können je nach Art gefüllt oder nicht gefüllt sein von hellgelber bis dunkeloranger Farbe. Alle Blätter sind filzig behaart. Nach dem Pflücken riecht die Ringelblume unangenehm. Sie gehört zur Gattung ein- und mehrjähriger Kräuter aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Viele der etwa 20 Ringelblumenarten stammen aus dem Mittelmeergebiet. Ihre getrockneten Blütenblätter können zu Heilmitteln verarbeitet werden. Die Hildegard-Heilkunde nutzt die nach dem völligen Öffnen der Blüten gesammelten, vom Blütenboden abgetrennten Zungenblüten gefüllter, orangefarbener Sorten.
    Verwendeter Pflanzenteil/Ernte Ringelblumenblüten / Juni bis Oktober
    Indikation Vergiftungen, Entzündungen, verdorbener Magen, Lebensmittelvergiftungen, Pilzvergiftungen, Arzneimittelvergiftungen, Vergiftung durch Chemikalien
    Anwendung äußerlich: Eine Handvoll Blumen etwa 5 bis 10 Minuten in einem knappen ½ Liter Wasser kochen, herausnehmen, abseihen und mit einem Leinentuch so warm wie möglich in der Magengegend auflegen.
    Anwendung innerlich: Ringelblütensud aus 1 Glas Wein und 1 Handvoll Blüten zubereiten. Zuerst den Wein erwärmen, dann Blüten zugeben, wieder erwärmen. Die Blüten abseihen und den Extrakt in kleinen Schlucken (1 bis 2 Likörgläser voll) trinken.
    Wichtig! Ist die Ursache oder die Schwere der Vergiftung nicht klar, sollten Sie sofort den nächsten Arzt aufsuchen.

Rose
    [Rosa centifolia]

    »Der Salbei tröstet, die Rose erfreut«, meinte Hildegard. Die Rose, von der sie spricht, dürfte die Rosa gallica gewesen sein. Die meisten europäischen Rosenarten stammen zum Teil von ihr ab. Neben ihr und der Damaszener Rose sind Hunds- und Heckenrose die ältesten Rosen. Welche andere Pflanze ist so vielseitig wie die Rose und strahlt derartig Schönheit und Duft aus?
    »Die Rose ist kalt, und diese Kälte hat eine nützliche Mischung in sich. Am frühen Morgen oder wenn der Tag schon angebrochen ist, nimm ein Rosenblatt, lege es auf deine Augen.
    Es zieht den Saft … heraus und macht sie klar. Aber auch wer etwas Geschwüre an seinem Körper hat, lege Rosenblätter darauf,