Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
gepanzerte Soldaten kullerten auf das Wasser zu. Gleich darauf setzte Geschrei ein, dann war lautes Platschen zu vernehmen.
PENG!
Ein weiterer Blitz, diesmal ein Feuerboot. Das Gebrüll ertönte schneller, da der Blitz nah genug gewesen war, um die Mannschaft des kleineren Bootes zu erwischen. Dampf zischte, als Wasser die Feuerkisten flutete.
Jubel übertönte das Gebrüll, das Zischen und das Platschen.
Mir drehte sich der Magen um.
Ich wandte mich ab. Dies war mein Werk. Ich hatte mir die Versenker ausgedacht, hatte diese Möglichkeit ersonnen, all diese Menschen zu töten. Ich versuchte, es mir nicht vorzustellen, aber die Bilder fluteten unablässig durch meinen Kopf. Die Fallenden. Die Sinkenden. Die Sterbenden.
Ich verließ den Balkon. Menschen füllten die Flure. Soldaten, die zurückgeblieben waren, um die Gilde zu bewachen. Bürger, die sonst nirgendwo hinkonnten. Leute, die Botschaften überbrachten. Ich erreichte das Hauptbehandlungsstockwerk. Lanelle brüllte Anweisungen, während Heiler von einem Bett zum nächsten hetzten.
»Es kommen Verwundete rein«, rief sie, und Glocken begannen zu läuten. Kleinere Glocken als jene draußen – Rufe nach Heilern.
Der nächste Schwall der Verletzten des Tages. Aber nicht der Letzte.
»Nya«, rief Lanelle und winkte mich näher. »Stabilisiere die Patienten und geh weiter. Lass die anderen die Heilungen abschließen. Heute Morgen hat das zu lange gedauert.«
Ich verkniff mir eine Erwiderung und nickte, ging zum ersten Bett. Eine Frau mit Stichwunden, was bestätigte, dass der Herzog mittlerweile Soldaten in der Stadt hatte. Ich legte eine Hand auf ihre Stirn und die andere auf ihr Herz, dann fühlte ich mich hinein. Durchbohrte Lunge, auf dem Feld mangelhaft von jemandem geheilt, der nicht wusste, wie man eine solche Wunde schloss. Wahrscheinlich würden wir davon heute noch mehr zu sehen bekommen. Ich zog den Schmerz weg, versiegelte den Stich und linderte ihren Schock. Ich hätte so viel mehr tun können, aber sie würde überleben, bis jemand der anderen sie ordentlich heilte. Das war deren Aufgabe, dies war meine.
Ich ging zum nächsten Bett – ein Mann, der so stark blutete, dass er gar nicht erst hätte transportiert werden sollen. Ich zog auch seine Schmerzen aus ihm und verschloss die Arterie. Von Bett zu Bett, von Patient zu Patient, wobei ich jene ausließ, die nicht am Rand des Todes standen. Als ich die Reihe beendete, pochte mein Magen, meine Lungen brannten, im Kopf drehte sich mir alles. Ich taumelte in den hinteren Bereich des Behandlungstrakts und durch die Vorhänge.
Das Lehrlingsmädchen, das damit beauftragt worden war, mir zu helfen, sprang auf die Beine. Sie war zwölf Jahre alt und gerade ausreichend ausgebildet, um meine Schmerzen zu nehmen und in das Pynvium zu leiten. »Bist du voll?«
Ich nickte.
Sie schloss die Augen. Ich wollte schiften und den Schmerz schneller loswerden, doch für sie war es einfacher, wenn sie ihn von sich aus nahm.
Meine Hände kribbelten, und der Schmerz floss ab. Meine Finger pulsierten, als er von mir auf sie überging. Sie biss die Zähne zusammen. Die Knöchel ihrer Hände traten weiß hervor.
Dann waren die Schmerzen verschwunden.
»Hab alles.« Sie wandte sich ab und ging zu unserem kargen Block, einem Pynviumwürfel der Größe eines Schemels, und drückte die Schmerzen hinein.
Meine Augen tränten. Tali hatte mir einst angeboten, Schmerz für mich abzuleiten. Sie hatte törichterweise gedacht, ich könnte der Gilde beitreten und heilen, indem sie mir meine Schmerzen abnahm und in das Pynvium drückte. Damals war das unmöglich, denn der Erhabene hätte mich ins Gefängnis geworfen – oder Schlimmeres mit mir angestellt, wie ich mittlerweile wusste. Nun jedoch tat ich es.
Ohne sie.
In der Gilde ertönten erneut Glocken. Weitere Verwundete waren unterwegs.
Ich holte tief Luft und rannte zurück zum Behandlungstrakt.
Am Ende des Tages trieben Leichen und Holz rings um die Stadt und schufen eine wirksame Barrikade gegen die Schiffe des Herzogs. Zwei Transportkähne in der Nähe der Inseln der Aristokraten ragten noch etwas aus dem Wasser, so stark zur Seite gekrängt, dass die Masten eine Villa am Rand der Insel beschädigt hatten. Der Herzog versuchte mit aller Macht, uns zu erreichen, doch wir hatten ihn ferngehalten.
Ein weiteres Schiff trieb auf der Seite im Wasser am Rand der Halbmondbucht und versperrte den Weg zur Gilde besser als alles, was wir hätten errichten können. Die
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