Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
ja.«
Danello wirkte unsicher. »Ist es falsch, sich darüber zu freuen?«
»Keine Ahnung, aber ich wette, Jeatar wird völlig aus dem Häuschen sein.«
Wenn das klappte, konnten wir Chancengleichheit herstellen. Bei den Heiligen, wir würden vielleicht sogar einen Vorteil erlangen. Es wäre eine angenehme Abwechslung, wenn wir mal ausnahmsweise nicht etwas Unmögliches vollbringen müssten, um zu überleben.
D REIUNDZWANZIGSTES K APITEL
D unkelheit schwebte über dem silbrigen Rand zwischen Nacht und Tag. Noch erhellten keine grauen Schlieren der Morgendämmerung den Himmel, doch der orangene Schein von Feuerkisten auf den Blockadebooten ließ die aufgehende Sonne vorausahnen. Bei vollem Sonnenaufgang würden die Männer des Herzogs eintreffen.
»Ich halte dieses Warten nicht mehr aus«, sagte Aylin, die mit dem Rest von uns auf dem Balkon des höchsten Turms der Gilde stand. Jeatar hatte alle in Alarmbereitschaft versetzt. Das Pynvium war vorbereitet, die Schlafsäle und Klassenzimmer waren voller Geveger, die unseren Schutz brauchten. Kinder, alte Männer und Frauen; all jene, die nicht kämpfen konnten. Seit zwei Tagen kamen sie herbei, die Reste ihrer Habseligkeiten in Tragekörbe gestopft.
»Die kommen früh genug.« Danello trug die Uniform eines Gildewächters. Er war zusammen mit seinem Vater dem Schutz der Gilde zugeteilt worden.
Ich zupfte am Kragen meiner eigenen Uniform. Ich im Grün der Heilergilde. Wenn das nicht von Verzweiflung zeugte, dann wusste ich nicht, was sonst.
»Seht ihr das?«, fragte Aylin und deutete über das Wasser. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.«
»Es ist noch zu dunkel«, gab ich zurück. »Wir werden sie sehen, bevor sie an Land gehen, keine Sorge.«
Aylin schauderte. »Ich tue nichts anderes, als mir Sorgen zu machen.«
Ich blickte in die Schwärze. Über dem Horizont zeichnete sich fahles Licht ab. Lange würde es nicht mehr dauern.
»Was glaubt ihr, wie viele Schiffe sie haben?«, fragte Lanelle, die ebenfalls wieder das Grün der Gilde trug.
»Nicht mehr, als wir aufhalten können«, gab Danello zurück. Es klang besser als die Wahrheit. Jeatar hatte die Zahlen, über die der Herzog verfügte, nicht bekanntgegeben, obwohl sie zwangsläufig ans Licht kommen würden, sobald der Feind eintraf. Es war schwierig, die Wahrheit zu verbergen, wenn sie geradewegs auf einen zusegelte.
Jeatar hatte an strategischen Punkten in der gesamten Stadt Truppen über die Insel verteilt. Er ging zwar nicht davon aus, dass der Herzog eine regelrechte Invasion wagen würde, solange die Feuerboote nicht versagten, trotzdem wollte er darauf vorbereitet sein. Vyand war diesmal mit ihm gegangen und hatte hartnäckig behauptet, es sei meine Idee gewesen, zumal ich in der Gilde in Sicherheit sei. Nachdem ich gesehen hatte, wie sie und ihre Mannschaft kämpften, begrüßte ich ihre Entscheidung voll und ganz.
Jeatar hatte zwar die Stirn gerunzelt, aber keine Einwände erhoben.
Da wir so viel Fläche abzudecken hatten, waren wir an Leuten knapp bemessen. Jedes Boot befand sich auf dem See und war bereit, Feuergeschosse und Speere abzufeuern. Die Pynviumkugeln oder Versenker, wie Ellis sie getauft hatte, trieben knapp außerhalb der Katapultreichweite unter der Wasseroberfläche. Der Großteil unserer Fußsoldaten hielt sich auf den Inseln der Aristokraten auf – wo der Herzog für Jeatars Empfinden mit größter Wahrscheinlichkeit seinen Bodenangriff starten würde. Die Gilde verfügte über eine Garde brauchbarer Größe, doch wir brauchten unsere Leute dringender auf den äußeren Inseln zur Bemannung der Wasserpumpen, um zu verhindern, dass sich die Feuer ausbreiteten. Zum Ausgleich platzierten wir zusätzliche Versenker in der Halbmondbucht. Ohne dorthindurch zu fahren, konnten die Schiffe des Herzogs die Gilde nicht erreichen.
Wir waren in Anbetracht der geringen Zeit, die zur Verfügung gestanden hatte, so bereit, wie wir es nur sein konnten.
Der Himmel wurde heller, Schwarz wandelte sich in Grau. Schatten entschwanden, aber eine wandernde Dunkelheit blieb.
»Da sind sie«, verkündete Aylin. Diesmal schwang in ihrer Stimme kein Hauch von Zögern mit.
Schwarze Schemen auf dem See. Schiffe jeder Größe mit gesetzten Segeln. Die Transportschiffe führten die Armada an, riesig und gnadenlos. Dahinter folgten kleinere Schiffe.
»Seht sie euch an«, sagte Lanelle. »O ihr Heiligen, sie sind wirklich da. Es beginnt.«
»Als Erstes werden wir Brandwunden hereinbekommen«,
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