Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
die Turmspitzen des Tempels am Leuchtturmweg, wir hatten also noch einen weiten Weg zu segeln. Wir mussten das Boot so in Stellung bringen, dass wir uns vor dem Tempel befanden. Dann würden wir es an den Docklichtern ausrichten, die auf der Kaffeeinsel schimmerten, und uns den Weg hinein bahnen.
Meine Haut begann zu jucken. Ich zupfte an dem getrockneten Blut auf meinen ruinierten Kleidern, die beim Kampf gegen die Unsterblichen und die anderen Soldaten zerschnitten und zerrissen worden waren.
»Wo ist mein Rucksack?«
»In der Kabine«, antwortete Quenji. »Ich habe alle dort hinuntergeworfen.«
Ich ging hinein und zog mich um. Viel hatte ich nicht eingepackt, und eine Garnitur hatte ich bereits verbraucht. Aylin brachte mir Seewasser zum Waschen, und meine Finger strichen über die harten Knoten neuer Narben.
»Es tut mir so leid, Tali«, flüsterte ich und sank zu Boden. Tränen traten mir in die Augen, und ich ließ ihnen freien Lauf, während ich leise in der Dunkelheit schluchzte.
Als wir den verborgenen Kanal erreichten, fühlte es sich an, als befänden wir uns bereits seit Stunden auf dem Wasser. Aylin holte das Segel ein, und Quenji ging mit Danello nach unten an die Riemen. Soek stand am Kopf der Treppe, bereit, Anweisungen hinunterzurufen.
»Lanelle, übernimm das Ruder.«
Sie tat es, und ich eilte mit Aylin zum Bug. Sie brachte die Lotungssteine mit. Ich wickelte den Faden auf und warf einen Stein nach vorn. Mit einem Platschen sank er hinab.
»Wie schmal ist der Kanal?«, fragte sie, während ich den Stein einholte.
»Vielleicht zwanzig Fuß.«
Sie runzelte die Stirn. »Das lässt keinen Raum für Fehler.«
»Überhaupt keinen.« Das alte Dockpfahlwerk befand sich immer noch unter Wasser und würde ein ordentliches Loch in unseren Rumpf reißen, wenn wir dagegen prallten.
»Wir suchen zuerst den alten Hafendamm«, sagte ich. »Dann umfahren wir ihn und loten weiter, bis wir die Kanalöffnung erreichen.«
Ich warf den Stein erneut. Er sank weit, ohne unter Wasser auf irgendetwas zu stoßen. Ich gab Soek ein Zeichen, und er rief die Anweisung, das Boot sachte vorwärtszubewegen.
Blubb – platsch.
Wir trieben weiter. Das Wasser hörte sich ruhig an. Es klatschten keine heftigen Wellen gegen die Seemauer. Also hatten wir Glück mit der Tide.
Blubb – platsch.
Eine Bö kam auf, und ein säuerlicher Geruch ließ mich die Nase rümpfen. Die Gerberei. Der Gestank war stark, also befanden wir uns eindeutig am richtigen Ort. Nicht weit von der Brücke, zwischen dem Lagerhausviertel und den Produktionsdistrikten.
Blubb – bums.
Der Stein traf etwas Hartes.
»Halt!« Ich winkte Soek zu, und die Riemen knarrten, zogen das Boot zurück.
»Ein wenig nach rechts«, sagte ich, ziemlich sicher, dass wir höher als notwendig entlang des alten Hafendamms waren.
Ich warf den Stein. Erneut ertönte ein Bums.
»Mehr nach rechts.« Das Boot schlängelte sich den versunkenen Hafendamm entlang.
Beim nächsten Mal sank der Stein tiefer. Klares Wasser. Ich warf ihn noch einige Male, lotete die Mitte der schmalen Zufahrt in den Kanal aus. Danello und Quenji manövrierten das Boot Zoll für Zoll. Als wir ausgerichtet waren, glitten wir durch die Öffnung.
Wieder fühlte es sich an, als ob mehrere Stunden verstrichen, ehe die Öffnung in der Seemauer in Sicht geriet. Wahrscheinlich waren es nur ein paar Minuten gewesen. Ich hielt mich an der Bugreling fest, als wir über den Sand an dem schmalen Strandstreifen auf Grund liefen.
Ich warf den Anker, der sich in den Sand grub. Aylin sprang hinaus und brachte das Boot durch die Gewichtsverlagerung zum Schaukeln. Ich hüpfte vom Bug und landete hart.
»Wird uns hier jemand sehen?«, fragte Aylin.
»Nur, falls jemand die Hecken umgeschnitten hat, die hinter den Pensionen verlaufen.« Früher waren das Lagerhäuser gewesen, die man über das Dock erreicht hatte, das nun unter Wasser lag. Ich konnte mich nicht erinnern, was mit den Docks passiert war, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, es wiederaufzubauen, und die Lagerhäuser waren in Zimmer mit niedriger Decke und wenigen Fenstern umgewandelt worden. Ich hatte nie darin gewohnt, hatte jedoch gehört, die Miete sei nicht annähernd niedrig genug für das, was man bekam.
Ich drückte den Anker tiefer in den Sand. Über dem Rand des Wassers war ein breiterer Streifen nass geworden, als die Wellen es rechtfertigten. Die Flut zog sich zurück. Ich stellte mir vor, wie die Jolle seitwärts im Sand lag,
Weitere Kostenlose Bücher