Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
aushustete, griff ich nach Tali. Sie trieb noch, und ich zog sie näher zu mir.
»Nya«, meldete sich Quenji halb flüsternd, halb rufend. »Ich sehe Fackellicht in diese Richtung kommen.«
Wachen.
»Runter«, befahl ich. Köpfe tauchten unter, sogar jener Aylins.
»Tali, wir müssen unter Wasser. Du musst jetzt tief Luft holen und den Atem anhalten. Kannst du das tun?«
Sie schenkte mir keine Beachtung.
»Einatmen, sofort!«
Ich ließ uns ein wenig absinken, und Tali sog einen Atemzug ein. Ich rollte mich zusammen, machte uns schwer, und wir tauchten unter die Oberfläche. Tali strampelte, setzte sich gegen mich zur Wehr, wollte zurück nach oben. Ich ließ nicht los und hielt uns beide unter Wasser.
Tut mir leid, Tali, aber bitte halt still.
Wie lange konnte sie den Atem anhalten? Lang genug, bis die Wachen sich umgesehen hatten und wieder gegangen waren?
Tali kratzte mich blutig. Die Verletzungen an meinen Armen brannten. Ihre Finger krallten sich fester und fester in meinen Arm, während ich die Sekunden zählte. Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig ...
Licht tauchte verwaschen über uns auf und flackerte über das Wasser. Die Wachen mussten über die Seemauer blicken und die Fackel vorstrecken, um in den Kanal sehen zu können. Der fahle Schimmer hing über uns.
Zweiunddreißig, dreiunddreißig ...
Tali zappelte. Ich hielt sie noch fester. Das Licht war immer noch da.
Siebenunddreißig, achtunddreißig ...
Tali rammte mir den Schädel gegen die Nase, und grelle Schmerzen erfüllten meinen Kopf. Sie brach aus meinem Griff aus und steuerte auf die Wasseroberfläche zu. Ich packte ihr Bein, ließ mein Gewicht sinken und zog , nur für den Fall, dass ich Ertrinken heilen konnte. Meine Brust schnürte sich etwas zusammen, doch es schien keinen Unterschied zu bewirken. Tali strebte weiter nach oben.
Das Licht verschwand. Meine Schwester brach durch die Oberfläche. Ich reckte den Kopf einen Herzschlag danach aus dem Wasser und sog leise die Luft ein. Tali keuchte, hustete aber nicht. Vielleicht hatte mein Heilungsversuch doch ein wenig geholfen. Oder vielleicht wusste ein Teil von ihr, dass sie sich still verhalten musste.
»Es tut mir leid, aber wir mussten uns verstecken«, flüsterte ich. »Die Soldaten hätten uns gefangen genommen. Das willst du bestimmt nicht noch einmal.«
Tali wich vor mir zurück, atmete zu schnell und wimmerte. Sie war immer noch am Rand einer Panik. Ich selbst war davon auch nicht allzu weit entfernt.
»Es tut mir leid, Tali, ich musste es tun.«
Danello und Soek tauchten auf. Ihre Köpfe erhoben sich wie Schildkröten neben uns aus dem Wasser. Quenji und Aylin waren bereits wieder oben und dicht an der Mauer. Aylin wirkte ebenfalls einer Panik nah.
»Wir müssen sie von hier wegbringen«, sagte Quenji.
»Da entlang, glaube ich.«
Tali wollte sich nicht von mir berühren lassen. Ich konnte das um ihre Mitte befestigte Seil nicht finden, obwohl es noch da sein musste. Es trieb wohl unter Wasser, hatte sich womöglich mit ihren Beinen verheddert. Wir hätten das Risiko mit den Soldaten eingehen sollen.
Ich schwamm dorthin, wo ich Licht gesehen hatte. »Hier lang zum Dock, Tali.«
Einen Moment lang starrte sie mich finster an, was mir das Herz brach, dann jedoch schwamm sie los und folgte mir. Die anderen bewegten sich um sie herum, sodass sie sich zwischen uns befand. Bald tauchte die Seemauer aus den Schatten auf.
Vor uns löste sich die Dunkelheit auf, und ich erblickte glitzernde Stufen, die nach oben führten. Meine Finger fanden die ebene Oberfläche eines Gondeldocks. Es brannten immer noch keine Lampen, aber der Stein spiegelte genug Mondlicht wider, dass wir uns orientieren konnten. Ich kletterte hinaus und half Aylin nach oben. Sie brach auf dem Dock zusammen.
»Komm raus, Tali.«
Tali starrte mich an, dann tastete sie sich um den Rand des Docks vor und zog sich hoch. Sie ließ sich zu Boden sinken und saß mit geneigtem Kopf da. Soek und Quenji krochen heraus und ließen sich neben uns fallen. Quenji schob eine Hand vor und ergriff Aylins Finger. Danello kam als Letzter heraus.
»Wenn das alles vorbei ist, übersiedle ich in einen Bergbauort«, verkündete Aylin. »Wo es weit und breit kein Wasser gibt.«
»Kann ich nachvollziehen«, sagte Quenji.
Wir verschnauften und wrangen einen Teil des Wassers aus unseren Kleidern. Ich wollte Tali helfen, doch sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn ich nach ihr griff. Es gelang mir zwar, das Seil zu fassen zu bekommen,
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