Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
Soek.
Saama zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie könnten sie töten oder einfach rauswerfen.«
Aylin sah mich an. Ihre blutunterlaufenen Augen sagten mir eindeutig, dass sie nichts dagegen hatte, das Wagnis einzugehen.
Ich konnte Lanelle nicht der Gilde überlassen. Vielleicht verdiente sie es, aber sie hatte den Preis schon einmal bezahlt. »Weißt du, wie sie mit den Leuten Verbindung aufnehmen, die Lösegeld zahlen sollen?« Wir hatten den Beutel mit Edelsteinen, den wir in Zertaniks Stadthaus gefunden hatten. Ein Edelstein würde bestimmt reichen.
»Ich höre nur Gerüchte. Die Brückenwachen könnten es wissen. Die haben mehr mit diesen Leuten zu tun als die meisten anderen.«
Aylin seufzte. »Soll das heißen, wir holen sie zurück?«
»Sie hat uns weder verlassen, noch verraten. Wir können ihr nicht einfach nicht helfen, nur weil wir sie nicht mögen.«
»Heute Nacht geht niemand mehr irgendwohin«, sagte Saama und stand auf. »Ich habe noch Kissen und Decken. Die meisten von euch werden sich auf den Boden legen müssen, aber ihr seid hier in Sicherheit. Ihr könnt eure Freundin holen, wenn die Sonne aufgeht.«
»Danke«, sagte ich.
Aylin rollte sich auf dem großen Stuhl ein und zog sich die Decke unters Kinn. Soek nahm sich ebenfalls eine Decke und suchte sich einen Platz auf dem Boden aus. Tali war bereits unter dem Küchentisch eingeschlafen. Ich legte eine Decke über sie und betete, sie möge am Morgen mehr wie sie selbst sein.
»Schlaf ein wenig.« Danello warf ein Kissen auf das Sofa und führte mich hin.
Er blies die Kerzen aus und setzte sich auf dem Boden neben mich, lehnte sich gegen die Kissen zurück. Ich schob das meine unter seinen Kopf, dann legte ich mich hin und streckte die Hand aus, bis sie auf Danellos Schulter ruhte. Er griff nach oben und schlang die Finger in meine.
»Mein Da ist bei Ipstan«, flüsterte er. Seine Worte strotzten vor Hoffnung.
Ich nickte in der Dunkelheit. »Glaubst du, er wird mit uns kommen? Dein Da, meine ich.«
»Warum nicht?«
Meine Eltern waren geblieben und hatten gekämpft. Danellos Mutter hatte gekämpft. »Ich weiß nicht. Er könnte dabei helfen wollen, die Stadt zu verteidigen.«
»Er wird mit uns wegwollen. Wir erzählen Ipstan alles, was wir wissen, dann besorgen wir uns ein anderes Boot und gehen nach Veilig.«
»In Ordnung.«
Ich starrte an die Decke. Matte Streifen silbrigen Lichts des untergehenden Mondes tanzten darüber. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich mit Tali und den anderen in Veilig von vorne anfing, Geveg und den Herzog hinter mir ließ. Doch alles, was ich vor mir sehen konnte, waren Menschen, die durch Soldaten in Blau starben.
Und mich selbst, wie ich von ihnen wegging.
Z WÖLFTES K APITEL
I ch erwachte durch den hellen Klang von Glocken. Lautes, eindringliches Geläut der Art, wie es nur erklingt, wenn etwas ganz und gar nicht stimmt. Dann ein jäher Knall, Holz, das über den Boden schabte, ein leises Wimmern.
Ta l i!
Ich fuhr herum. Der Tisch hatte sich bewegt. Die Kerzen darauf waren umgekippt. Tali war auf den Beinen und stand an den Küchenschränken, die Hände von sich gestreckt, und ihr Blick zuckte hin und her. Er richtete sich auf mich, und einen Herzschlag lang flackerte in ihren Augen etwas auf, als erkannte sie mich.
»Schon gut, das ist nur der Uhrturm«, sagte ich. »Leg dich wieder schlafen.« Sie sah mich an, dann aus dem Fenster, und sie beruhigte sich wieder.
»Was ist los?«, fragte Danello gähnend. Das Morgenlicht tünchte sein Gesicht in fahles Gelb.
»Das ist die Angriffsglocke«, erklärte Saama, die aus ihrem Zimmer kam. »Das bedeutet, die Blauen bereiten jemandem Ärger.«
»Lasst uns besser die anderen wecken«, meinte Danello.
Soek war bereits auf, als ich mich umdrehte, aber Aylin musste ich mehrmals schütteln.
»Hm? Was ist?«
»Soldaten kommen.«
»O nein, nicht schon wieder.«
Wir scharten uns um das Fenster. Männer und Frauen mit Waffen rannten vorbei und steuerten auf die Brücke auf der gegenüberliegenden Seite der Insel in der Nähe von Tannifs Kaffeehaus zu.
»Das ist in der vergangenen Woche oft vorgekommen«, sagte Saama. »Hat angefangen, als Ipstan offen begann, die Leute zu organisieren und Waffen und Rüstungen auszuteilen. Die Blauen schlagen schnell und hart zu, dann rennen sie zurück in Sicherheit.«
Wir beobachteten die Straßen, während die Sonne aufging. Ihr sanftes Licht spiegelte sich auf Schwertern und Rüstungsteilen, als immer
Weitere Kostenlose Bücher