Heilerkrieg 03 - Krieg der Heiler
hinein. Bitte, Heilige Saea, lass ihn noch am Leben sein.
Nichts. Er war weg.
Sein Herz. Die Klinge hat sein Herz durchbohrt.
Tränen blendeten mich. Ich blinzelte heftig, wischte mir mit der freien Hand die Augen ab. Wein später, jetzt solltest du dich besser in Bewegung setzen! Ich rollte mich nach rechts und zog den Arm unter Soek hervor. Rasch stand ich auf und wurde zurück auf die Knie gerissen. Unsere Hände waren noch zusammengebunden. Mein Messer. Ich brauchte mein Messer.
Ein Schatten fiel über mich. Der Soldat, der Soek getötet hatte, grinste höhnisch. Seine Freunde reihten sich hinter ihm ein. Ich suchte seinen Körper nach nackter Haut ab, doch er war überall gepanzert, außer im Gesicht.
Neben mir bewegte sich etwas, hechtete an mir vorbei. Eine Rüstung klirrte, Stahl prallte auf Stahl, und der Soldat taumelte zurück.
Danello!
Weitere unserer Leute tauchten auf, sprangen über mich hinweg und liefen um jene herum, die gefallen waren. Sie krachten gegen die Angriffswelle der Blauen. Schwerter schnellten umher, Menschen starben.
Danello packte mich an den Schultern. »Nya, komm«, rief er über das Gebrüll und den Kampflärm.
»Soek!«
»Lebt er noch?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Seidenschnur zu durchtrennen, aber es ging nicht.
Danello nahm mir das Messer ab und zerschnitt die Schnur mit einem jähen Ruck. Dann hievte er mich auf die Beine und zog mich von Soek weg, der so reglos und blass auf der Brücke lag. Danello schleifte mich in die Sicherheit unserer Leute auf der anderen Seite.
Ich stolperte, prallte unterwegs gegen andere Körper. Danello hatte den Arm fest um meine Mitte geschlungen. Ich klammerte mich zitternd an ihm fest, hatte Schmerzen. Mein Herz flatterte wie ein Vogel in meiner Brust. Meine Hände waren kalt, mein Gesicht fühlte sich heiß an.
Ein weiterer Freund tot. Zu viele Opfer.
Wir mussten schneller rennen. Ich bekam nicht genug Luft. Keuchend kippte ich seitwärts gegen Danello.
»Atme«, sagte er und legte mir eine Hand auf den Rücken. »Hol Luft, genau – nein, langsam, tief durchatmen.«
Soek war tot. Quenji war tot. Mama, Papa, Großmama, sie alle – tot.
Hörner ertönten, bliesen zwei kurze Noten. Der Befehl zum Rückzug.
Der Regen fiel weiter, verwandelte Dreck in Schlamm und Straßen in Flüsse. Ich saß auf dem Boden eines Herbergszimmers, nicht weit von Aylins altem Gebäude entfernt. Danello und Aylin waren bei mir, sonst jedoch hatte sich niemand zu uns gesellt. In der Ecke stand eine Lampe mit gedämpfter Flamme. Danello hielt mich fest, während ich weinte.
»Du musst aus dieser Rüstung raus«, sagte Aylin sanft, als ich zu erschöpft war, um weiter zu weinen.
Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht sehen, was sich darunter befand.
»Nya?«
Ich starrte weiter ins Leere. Wenn ich die Augen schloss, sah ich Soek, wenn ich die anderen anschaute, sah ich Angst. Weder den einen noch den anderen Anblick konnte ich ertragen.
»Danello, hilf mir mal, ja?« Aylin zog und hob, und zusammen hievten sie die Rüstung über meinen Kopf und legten sie auf den Boden.
Aylin sog scharf die Luft ein und drückte die Finger an die Lippen. »O Nya!«
Ich blickte nicht hinab. Hatte keinen Sinn.
»Ist das ein Ausschlag?« Sie streckte die Hand nach meinem Arm aus, dann hielt sie inne. »Du hast überall kleine Beulen.«
»Narben«, sagte ich. »Es sind Narben.« Jede Schwertspitze, jeder Schnitt, so schnell geheilt, dass keine Zeit gewesen war, sie zu vermeiden. Sie alle hatten ihr Mal hinterlassen. Und es war umsonst gewesen.
Die Tür öffnete sich, und Kione trat ein. Er schloss die Tür hinter sich und stand triefend da.
»Ipstan ist tot.«
Ich schloss die Augen. Sah Soeks Gesicht. Öffnete sie wieder.
»Die meisten seiner Offiziere auch. Wir haben uns zurückgezogen, aber da draußen herrscht blankes Chaos. Bei all dem Regen kann man nichts sehen, was ein Glück für uns ist. Heute Nacht werden sie nicht mehr angreifen. Aber morgen? Wer weiß.« Er seufzte. »Nya, was ist passiert? Warum hast du nicht ...«
»Sie kann nichts dafür«, fiel Danello ihm ins Wort.
»Das behaupte ich ja gar nicht, aber sie sollte mit der Rüstung die Soldaten blitzen.«
»Sie haben uns erwartet«, sagte ich mit zugeschnürter Kehle. »Sie wussten, dass wir kommen würden – dass ich kommen würde, und sie waren darauf vorbereitet.« Anders ließen sich die leicht bewachte Brücke, die Pynviumwaffen und der plötzliche Hinterhalt der
Weitere Kostenlose Bücher