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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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dass wir Sie warten lassen mussten. Sie sind Kommissar Kusanagi?«
    »Ja.« Kusanagi erhob sich. »Wir werden nicht lange stören.«
    »Bitte, treten Sie näher.«
    Laut ihrer Visitenkarte hieß die Dame Eiko Yamamoto und war die Pressesprecherin der Firma.
    »Sie möchten einige persönliche Unterlagen unseres früheren Firmenleiters durchsehen, nicht wahr?«
    »Ja, bitte, wenn es möglich wäre.«
    »Selbstverständlich. Bitte folgen Sie mir.«
    Frau Yamamoto führte sie zum Konferenzraum.
    »Das war aber nicht das Büro Ihres Chefs?«, fragte Kusanagi.
    »Das benutzt unser neuer Firmenleiter. Er befindet sich gerade nicht im Haus und kann Sie deshalb nicht begrüßen.«
    »Dann wurde Herr Mashibas Büro bereits geräumt?«
    »Ja, nach seiner Bestattung. Die geschäftlichen Unterlagen sind natürlich noch dort, aber seine persönlichen Dinge habe ich hier hineinbringen lassen. Auf Anordnung unseres Rechtsberaters Herrn Ikai wurde nichts weggeworfen.«
    Eiko Yamamoto sprach, ohne zu lächeln. Ihr Ton war bestimmt und wachsam.
    Im Konferenzraum standen etwa zehn Kartons. Außerdem sah Kusanagi ein paar Golfschläger, einen Pokal und ein Fußmassagegerät. Ein Bild war nirgends zu entdecken.
    »Dürfen wir uns die Sachen ansehen?«, fragte Kusanagi.
    »Selbstverständlich. Lassen Sie sich Zeit. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Haben Sie einen Wunsch?«
    »Sehr freundlich, aber nein danke.«
    »Gut, also dann lasse ich Sie jetzt arbeiten.« Eiko Yamamoto verließ mit versteinerter Miene den Raum.
    Kishitani blickte ihr nach und zuckte mit den Achseln.
    »Wir scheinen nicht gerade willkommen zu sein.«
    »In unserem Beruf ist man selten willkommen.«
    »Trotzdem könnte sie etwas liebenswürdiger sein. Schließlich liegt eine möglichst rasche Aufklärung im Interesse der Firma.«
    »Für die Firma spielt es doch keine Rolle, ob der Fall gelöst wird oder nicht. Hauptsache, es wächst Gras über die Sache. Genug geredet, gehen wir an die Arbeit.« Kusanagi streifte sich ein Paar Latexhandschuhe über.
    Ihre einzige Aufgabe an diesem Tag war es, Yoshitaka Mashibas Firma aufzusuchen, um herauszufinden, ob eine ehemalige Geliebte von ihm Malerin war. Welche Art von Bildern sie malte, wussten sie nicht.
    »Nur weil sie ein Skizzenbuch dabeihatte, muss sie ja nicht unbedingt Malerin gewesen sein, oder? Vielleicht war sie Designerin oder Mangazeichnerin«, sagte Kishitani, während er die Pappkartons durchstöberte.
    »Wäre möglich«, gab Kusanagi zu. »Vielleicht hat sie aber auch etwas mit Architektur oder Möbeln zu tun.«
    Kishitani seufzte.
    »Du wirkst ziemlich lustlos.«
    Der jüngere Kommissar hielt in seiner Arbeit inne. »Ich bin nicht lustlos, nur unzufrieden. Es gibt einfach keinen Anhaltspunktdafür, dass außer Hiromi Wakayama an dem Tag noch jemand anders im Haus der Mashibas war.«
    »Das weiß ich doch. Aber können wir beweisen, dass niemand dort war?«
    »Nein, aber …«
    »Dann sag mir, wie der Mörder das Gift in den Kessel geschmuggelt hat!« Kusanagi starrte seinen Kollegen an und fuhr fort. »Natürlich hast du darauf keine Antwort. Nicht einmal Yukawa hat eine. Die Antwort ist nämlich ganz einfach. Es gibt keinen Trick. Der Mörder ist in das Haus der Mashibas gelangt, hat den Kessel vergiftet und ist wieder gegangen. Das war alles. Und weshalb wir trotz aller Bemühungen nichts über eine derartige Person herausgefunden haben, ist bereits geklärt.«
    »Weil Herr Mashiba die Begegnung geheim halten wollte.«
    »Richtig. Wenn ein Mann eine Beziehung verbergen will, muss man nach einer Frau suchen. Das ist eine kriminalistische Grundregel. Oder etwa nicht?«
    Kishitani nickte stumm und wandte sich wieder den Kartons zu. Kusanagi fragte sich, warum er bei einer einfachen Frage seines Untergebenen gleich aufbrauste. Doch eigentlich kannte er den Grund für seine Reizbarkeit ganz genau. Er zweifelte selbst am Sinn dieser Untersuchung.
    Falls dabei nichts herauskam, würde der Verdacht sich von neuem gegen Ayane Mashiba richten. Kusanagi ahnte, dass auch für ihn selbst die Zeit kommen würde, Ayane zu verdächtigen.
    Sooft Kusanagi mit ihr zusammentraf, stand er unter Hochspannung, als würde ihm jemand ein Messer an die Kehle setzen. Unzählige Male hatte Kusanagi es schon mit Verdächtigen zu tun gehabt, die durch besondere Umständezu Mördern geworden waren, auch wenn sie über einen untadeligen Charakter verfügten. Stets nahm er so etwas wie eine gemeinsame Aura an ihnen wahr, eine

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