Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
diese Information nicht für Außenstehende bestimmt. Falls Sie sie öffentlich machen müssen, behalten Sie bitte für sich, dass sie von mir kam.«
»Gut.« Kusanagi sah sie erwartungsvoll an. Eigentlich hätte er sie darauf hinweisen müssen, dass dies nicht unbedingt in seiner Macht stand. Aber dann entginge ihm vielleicht eine wichtige Information.
Er nickte. »Ich verspreche es Ihnen.«
Eiko Yamamoto befeuchtete sich die Lippen. »Der Künstler, über den wir vorhin gesprochen haben, war in Wirklichkeit eine Frau.«
»Was?« Verblüfft richtete Kusanagi sich auf.
»Ja, aus verschiedenen Gründen mussten wir das so handhaben.«
Kishitani nickte und zückte sein Notizbuch. »Es ist Usus im Internet, nicht nur den Namen, sondern auch Alter und Geschlecht zu verändern.«
»Also gibt es diesen Lehrer gar nicht?«, fragte Kusanagi.
»Doch, den gibt es. Er schreibt den Blog. Aber die Figur hat jemand anderes entworfen. Eine Dame, die mit dem Lehrer gar nichts zu tun hat.«
Kusanagi zog die Stirn in Falten und stützte beide Ellbogen auf den Tisch. »Und wozu das Ganze?«
Eiko Yamamoto schien zu zögern. »Eigentlich war alles im Voraus geplant.«
»Wie das?«
»Wir haben zwar behauptet, unsere Firma produziere das Anime, weil die Rübe von diesem Blogger so populär geworden sei, aber in Wirklichkeit hat es sich genau andersherum abgespielt. Wir haben das Anime produziert und zuerst ineinem privaten Blog laufen lassen. Anschließend haben wir uns bemüht, Aufmerksamkeit auf diesen Blog zu lenken. Als wir ihn dann ausreichend populär fanden, taten wir so, als hätte unsere Firma den Blogger unter Vertrag genommen.«
Kusanagi verschränkte die Arme. »Ist das nicht ganz schön umständlich?«, murmelte er.
»Der Internetgemeinde gefallen solche Geschichten, sie sind werbewirksam. Die Idee stammte von unserem Chef.«
»Also hat jemand aus Ihrer Firma die Figur entworfen?«, fragte Kusanagi.
»Nein, wir haben uns jemanden unter den unbekannten Mangazeichnern und Illustratoren gesucht. Aus den eingereichten Entwürfen haben wir dann die Rübe ausgewählt. Die Künstlerin musste sich vertraglich verpflichten, ihre Urheberschaft geheim zu halten. Wir beauftragten sie auch noch mit anderen Illustrationen für den Blog des Lehrers. Irgendwann haben wir sie dann gegen eine andere Illustratorin ausgetauscht.«
»Was wissen Sie über die Zeichnerin?«, fragte Kusanagi.
»Eigentlich war sie Bilderbuchillustratorin und hatte auch schon einige Arbeiten publiziert.« Frau Yamamoto zog ein Bilderbuch aus dem Umschlag auf ihren Knien.
»Darf ich mal sehen?« Kusanagi nahm das Buch. Wenn es morgen regnet lautete der Titel. Er blätterte darin. Die Autorin hieß Sumire Kocho – Veilchen Schmetterling –, gewiss ein Künstlername.
»Hat Ihre Firma noch Verbindung zu ihr?«
»Nein, nachdem sie die Illustrationen gemacht hatte, ist der Kontakt völlig abgebrochen. Die Firma besitzt alle Rechte an der Figur.«
»Kannten Sie die Dame persönlich?«
»Nein. Wie gesagt sollte ihre Existenz geheim bleiben. Nur der Chef und einige wenige kannten sie persönlich. Ich habe gehört, der Vertrag und alles andere lief direkt über ihn.«
»Direkt über Herrn Mashiba?«
»Offenbar war er derjenige, dem die Rübe am besten gefiel«, sagte Frau Yamamoto und warf dem Kommissar einen Blick zu.
Dieser nickte und sah hinunter auf das Buch.
»Dürfte ich es mir ausleihen?« Kusanagi nahm das Buch.
»Bitte«, sagte Frau Yamamoto und schaute auf ihre Uhr. »Ich muss gehen. Ich hoffe, ich konnte Ihren Ermittlungen dienlich sein.«
»Sie haben uns sehr geholfen.« Kusanagi verbeugte sich.
Als Frau Yamamoto gegangen war, reichte Kusanagi seinem Kollegen das Buch. »Erkundige dich doch mal bei dem Verlag.«
»Meinst du, das ist sie?«
»Höchstwahrscheinlich. Zumindest hatte Yoshitaka Mashiba etwas mit ihr.«
»Du scheinst dir sehr sicher zu sein.«
»Der Blick von Eiko Yamamoto hat mich überzeugt. Sie hatte die beiden schon länger in Verdacht.«
»Du kannst jetzt gleich mal bei dem Verlag anrufen.«
Kishitani nahm sein Handy und verließ mit dem Buch in der Hand die Lounge. Kusanagi beobachtete, wie er telefonierte, während er seinen Kaffee austrank.
Kishitani kehrte mit düsterer Miene zurück.
»Hast du niemanden erreicht?«
»Doch, sie konnten mir auch etwas über diese Sumire Kocho sagen.«
»Warum ziehst du dann so ein Gesicht?«
Kishitani schlug sein Notizbuch auf. »Ihr wirklicher Name lautet Junko
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