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Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Heilige Mörderin: Roman (German Edition)

Titel: Heilige Mörderin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keigo Higashino
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Bereich um den Filter und unter dem Waschbecken ist seit längerem nicht gereinigt oder überhaupt berührt worden.«
    »So lautet das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung.«
    »Das war zu erwarten. Als ich das erste Mal unter dem Waschbecken nachsah, hatte ich den gleichen Eindruck. Und noch etwas sollte überprüft werden.«
    »Ich weiß. Hätte jemand das Gift auch durch den Wasserhahn in den Filter einführen können?«
    »Das ist die entscheidende Frage. Wie lautet die Antwort?«
    »Theoretisch wäre es vielleicht möglich, aber praktisch nicht.«
    Yukawa nahm einen Schluck Kaffee und verzog den Mund. Offenbar schmeckte der Kaffee bitter.
    »Sie hatten die Idee, einen langen Strohhalm wie eine Sonde durch den Wasserhahn einzuführen, und wenn er am Schlauch angelangt ist, das Gift durch den Strohhalm einzuspritzen, aber das funktioniert nicht. An dem Punkt, wo es zum Filter geht, befindet sich ein rechter Winkel, und man kommt mit dem Strohhalm nicht weiter. Würde man eine Spezialvorrichtung mit einer beweglichen Spitze anfertigen, wäre es eventuell möglich, aber –«
    »Schon verstanden. Das genügt.« Yukawa kratzte sich am Kopf. »Ich glaube nicht, dass unser Mörder solche Mühen auf sich genommen hat. Die Filtertheorie kann ich wohl aufgeben. Ich fand sie eigentlich ziemlich gut. Wir müssen versuchen, in eine andere Richtung zu denken.«
    Der Professor schenkte sich den restlichen Kaffee ein. Dabei verschüttete er ein paar Tropfen. Utsumi hörte, wie er ärgerlich mit der Zunge schnalzte.
    Sogar Yukawa ist manchmal gereizt, dachte sie. Wahrscheinlich ärgert es ihn, dass er so ein einfaches Problem nicht lösen kann.
    »Was macht denn unser Kommissar?«, fragte der Professor.
    »Er ist zu Mashibas Firma gefahren, um noch einige Fragen zu stellen.«
    »Aha.«
    »Haben Sie etwas von ihm gehört?«
    »Nein.« Yukawa schüttelte den Kopf und nippte an seinem Kaffee. »Als ich neulich mit ihm zusammen war, haben wir Frau Mashiba getroffen.«
    »Er hat es erwähnt.«
    »Ich habe ein bisschen mit ihr gesprochen. Sie ist wirklich eine hübsche und bezaubernde Dame.«
    »Sie haben wohl auch eine Schwäche für schöne Frauen?«
    »Ich äußere nur eine objektive Einschätzung. Ich bin ein wenig beunruhigt wegen Kusanagi.«
    »Was war denn?«
    »In unserer Studentenzeit fand er einmal zwei winzige neugeborene Kätzchen. Sie waren sehr schwach, und es war ziemlich klar, dass sie nicht überleben würden. Dennoch schwänzte er die Vorlesung und brachte sie in sein Zimmer. Er flößte ihnen mit einer Pipette Milch ein. Einer seiner Freundesagte, er könne sich die Mühe sparen, denn er würde sie ohnehin nicht durchbringen. ›Was soll’s?‹, hat Kusanagi damals nur geantwortet.« Yukawa zwinkerte und schaute in die Luft. »Der Blick, mit dem Kusanagi Frau Mashiba anschaut, ist der gleiche wie damals. Er spürt, dass die Lage hoffnungslos ist, und denkt zugleich ›Was soll’s?‹.«

Kapitel 18
    Kusanagi setzte sich auf das Sofa vor der Empfangstheke und betrachtete ein Bild an der Wand, auf dem eine Rose vor einem dunklen Hintergrund schwebte. Er hatte das Motiv irgendwo schon einmal gesehen. Vielleicht als Etikett auf einer Weinflasche.
    »Was schauen Sie denn so ernst?«, fragte Kishitani, der ihm gegenübersaß. »Das Bild spielt für uns keine Rolle. Schauen Sie doch mal genau hin. Unten links ist eine Signatur. Ein ausländischer Name.«
    »Ich weiß.« Kusanagi wandte den Blick vom Bild ab. In Wirklichkeit hatte er die Signatur gar nicht bemerkt.
    Kishitani drehte sich noch einmal zu dem Bild um. »Meinen Sie, er hätte ein Bild aufgehoben, das eine Ex-Freundin gemalt hat? Ich hätte so was sofort entsorgt.«
    »Ja, du vielleicht. Aber Yoshitaka Mashiba war vielleicht ganz anders.«
    »Trotzdem. Zu Hause ginge ja vielleicht noch, aber würden Sie es in Ihrer Firma aufhängen? Dabei würde man sich doch unwohl fühlen.«
    »Er könnte sagen, er hätte es von einem Klienten bekommen.«
    »Das ist völlig unmöglich. Wenn man ein Bild geschenkt bekommt, muss man es aus Höflichkeit zumindest vorläufig aufhängen. Man weiß ja nicht, wann der betreffende Klient das nächste Mal auftaucht«, erklärte Kishitani rechthaberisch.
    »Jetzt hör schon auf. Yoshitaka Mashiba war nicht der Typ, der sich um so was kümmerte«, sagte Kusanagi scharf.
    Eine weiß gekleidete Dame kam aus der Tür neben der Empfangstheke. Sie hatte kurzes Haar und trug eine Brille mit schmalem Rand.
    »Entschuldigen Sie,

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