Heilige Mörderin: Roman (German Edition)
siegesgewiss.
Kusanagis Blick wanderte zu Yukawa. »Können wir ihr den Mord nachweisen?«
Der Physiker nahm seine Brille ab und legte sie auf den Tisch neben sich. »Nein, einen Beweis für all das haben wir natürlich nicht.«
Utsumi sah ihn überrascht an. »Wirklich nicht?«
»Denken Sie doch einmal nach. Wer etwas tut, hinterlässt aller Wahrscheinlichkeit nach Spuren. Aber sie hat nichts getan. Sie hat einen Mord begangen, ohne etwas zu tun. Folglich können wir so lange nach Spuren suchen, wie wir wollen, es wird vergeblich sein. Die Arsensäure, die im Wasserfilter gefunden wurde, ist unser einziger Anhaltspunkt, und Sie haben mir selbst erklärt, dass sie allein kein stichhaltiger Beweis ist. Auch die Artikelnummer des Filters ist nicht mehr als ein Indiz. Damit ist es faktisch unmöglich zu beweisen, dass sie ihren Mann getötet hat.«
»Aber …« protestierte Utsumi hilflos.
»Wie ich schon sagte: Wir haben es hier mit einem perfekten Mord zu tun.«
Kapitel 29
Utsumi ordnete gerade im Sitzungsraum des Reviers in Meguro einige Papiere, als Mamiya hereinkam. Sie stand auf und ging ihm entgegen.
»Ich habe gerade mit dem Staatsanwalt über unseren Fall gesprochen.« Er setzte sich. Er wirkte unzufrieden.
»Bekommen wir einen Haftbefehl?«
Mamiya schüttelte den Kopf. »Unter den jetzigen Umständen nicht. Das Beweismaterial reicht nicht aus, um die Täterin zu überführen. Er war natürlich auch von Galileos Hypothese beeindruckt, aber ohne einen einzigen konkreten Beweis kann er keine Anklage erheben.«
»Dann stimmt es also.« Utsumi sah zu Boden. Yukawa hatte recht behalten.
»Der Leiter der Soko und der zuständige Staatsanwalt sind am Ende ihrer Weisheit. Was ist das für eine Täterin, die ihr Opfer ein Jahr lang vor dem Gift bewahrt, das sie selbst ausgelegt hat? Sie wollten mir fast nicht glauben. Ehrlich gesagt, kann ich es selber kaum glauben.«
»Mir erschien Professor Yukawas These anfangs auch unglaublich.«
»Offenbar gibt es Menschen, die sich so was ausdenken. Wie diese Frau Mashiba und der Professor. Was geht wohl in solchen Köpfen vor?« Mamiya machte ein grimmiges Gesicht. »Wir wissen ja noch nicht einmal, ob der Professor recht hat. Solange das nicht geklärt ist, können wir Ayane Mashiba gar nichts.«
»Und was ist mit der Spur, die zu Junko Tsukui führt? Die Kriminaltechnik hat doch das Haus in Hiroshima untersucht.«
Mamiya nickte. »Wir haben die Büchse, in der die Arsensäure angeblich aufbewahrt wurde, zu Spring 8 geschickt. Aber selbst wenn Arsensäure darin gefunden wird und es die gleiche ist, die in unserem Fall verwendet wurde, ist das noch immer kein gültiger Beweis, sondern nur ein Indiz. Wenn Junko Tsukui die frühere Freundin von Mashiba war, besteht sogar die Möglichkeit, dass er sich selbst in den Besitz der Arsensäure gebracht hat.«
Utsumi stieß einen Seufzer aus. »Was wäre denn überhaupt ein Beweis? Bitte, sagen Sie es mir, und ich werde ihn finden. Egal wie. Oder haben wir es tatsächlich mit einem perfekten Mord zu tun, wie Professor Yukawa sagt?«
Mamiya runzelte die Stirn. »Jetzt geben Sie mal nicht so an. Glauben Sie, wir könnten den Beweis nicht erbringen, wenn wir wüssten wie? Das Einzige, was wir im Moment als Beweisstück bezeichnen könnten, ist dieser Wasserfilter. Immerhin wurde in ihm Gift gefunden. Der Staatsanwalt meint, dass wir uns darauf konzentrieren müssen.«
Das klang fast wie das Eingeständnis einer Niederlage. Utsumi biss sich auf die Lippen.
»Machen Sie nicht so ein Gesicht. Wir geben nicht auf. Bestimmt finden wir noch etwas. So leicht kann man keinen perfekten Mord begehen.«
Utsumi nickte, verbeugte sich stumm vor Mamiya und verließ den Raum. Sie pflichtete ihm bei. Es war nicht leicht, einen perfekten Mord zu begehen.
Wieder an ihrem Schreibtisch, nahm sie ihr Handy hervor und hörte ihre Mailbox ab. Sie hoffte auf eine Nachricht von Kusanagi. Aber der einzige Anruf stammte von ihrer Mutter.
Kapitel 30
Als Kusanagi im verabredeten Café eintraf, wartete Hiromi Wakayama bereits auf ihn. Er ging eilig auf sie zu.
»Entschuldigen Sie, ich hoffe, Sie haben nicht allzu lange gewartet.«
»Nein, ich bin auch gerade erst gekommen.«
»Ich werde mich kurz fassen.«
»Keine Sorge. Ich arbeite ja nicht mehr und habe Zeit im Überfluss.« Hiromi Wakayama lachte leise.
Sie sah viel besser aus als bei ihrer letzten Begegnung.
Die Bedienung kam, und Kusanagi bestellte sich einen Kaffee. »Und Sie? Nehmen
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