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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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einen Stuhl holen und stellte sich darauf, gab den Männern mit einer Hand ein Zeichen zurückzutreten, während er die Platte mit der anderen festhielt. Dann zog er unglaublich langsam und vorsichtig seine Hand weg. Die noch nicht mit den Vorhängeschlössern gesicherte Platte schwankte sachte, balancierte fast schwerelos auf der schmalen Unterkante; aber sie machte keinerlei Anstalten, von allein herauszukippen. Der Inspektor brummte.
    »Wär’ nicht schwierig, die zu Fall zu bringen«, sagte er und stieg vom Stuhl.
    Während des gesamten Vorgangs war Fen ungewöhnlich schweigsam und aufmerksam gewesen. Geoffrey trat zurück und sprach mit ihm. »Sprengladung im Grab?« fragte er. »Das Grab müßte ziemlich luftdicht sein, auch wenn die Platte nicht genau paßt.«
    Fen schüttelte den Kopf. »Dann müßte es eindeutige Spuren dafür geben. Aus dem gleichen Grund ist auch jede Art von Mechanismus ausgeschlossen.«
    Geoffrey warf einen Blick hinauf zur Bischofsgalerie. »Könnte die Platte von da oben ausgehebelt worden sein, mit einer langen Stange oder dergleichen?«
    Wieder schüttelte Fen den Kopf und zeigte hoch. »Bei dem Vorsprung da unmöglich. Und außerdem, bedenken Sie doch, wie schwierig das wäre. Sehr unwahrscheinlich. Und dann müßten Sie immer noch eine Erklärung dafür finden, wie die betreffende Person aus der Kathedrale herausgekommen ist. Vergessen Sie nicht, die Wand zwischen der Bischofsgalerie und der Orgel ist eine massive Backsteinmauer.«
    »Ich glaube, ich weiß«, sagte Geoffrey, »wie jemand aus der Kathedrale herausgekommen sein könnte.« Im Geiste ließ er sich seine heißgeliebte Idee noch einmal auf der Zunge zergehen. Fen blickte ihn freundlich an.
    »Sie meinen natürlich Peace. Gleich nach dem Krachen treffen wir ihn auf der anderen Seite der Kathedrale. Wäre es da nicht naheliegend, daß er gerade aus der Kathedrale gekommen war, die Tür hinter sich abgeschlossen und den Schlüssel weggeworfen hatte, für den Fall, daß jemand auf die Idee gekommen wäre, ihn zu durchsuchen? Und ob es das wäre. Der einzige Haken ist nur, daß es zu rein gar nichts paßt, was wir ansonsten über den Fall wissen.«
    Geoffrey war ärgerlich, weil ihm der Wind so aus den Segeln genommen wurde; im Geiste suchte er verbissen nach Gegenargumenten und war ganz und gar nicht bereit, sich seine »Idee« so mir nichts dir nichts widerlegen zu lassen. Doch er enthielt sich jeden Kommentars, da der Inspektor im Begriff war, ein weiteres Experiment zu machen. Die Männer, die die Grabplatte wieder eingesetzt und seitdem herumgestanden hatten, wobei sie einen der Hauptzüge des englischen Charakters an den Tag legten, nämlich träges Interesse am Tun anderer, reagierten, als der Inspektor seine Absichten erläuterte, bestürzt und unwillig. Er hatte doch tatsächlich vor, die Grabplatte wieder herausfallen zu lassen.
    Dieses Unterfangen gestaltete sich jedoch schwieriger, als es zunächst schien, hauptsächlich deshalb, weil die Platte ganz flach in der Graböffnung ruhte und an keiner Stelle vorstand, so daß sich kein Angriffspunkt bot. Schließlich schob der Inspektor auf einer Seite ein eisernes Lineal in den Spalt, ging möglichst weit auf Abstand und benutzte es dann als Hebel. Langsam bewegte sich der gewaltige Stein und begann zu kippen. In gebanntem Schweigen sahen sie zu. Die Platte fiel zunächst langsam, bekam aber rasch einen ungeheuren Schwung. Kurz bevor sie die Horizontale erreichte, rutschte die Unterkante, wie Geoffrey bemerkte, von dem Sims, auf dem sie ruhte. Und was für eine beängstigende, bedrohliche Stille! Gleich darauf lag die Platte flach auf dem Boden, und der Stuhl, den man darunter stehengelassen hatte, war in tausend Stücke zersplittert.
    Der Aufprall war ohrenbetäubend, und doch … Irgendwie, dachte Geoffrey, klang es anders als das Geräusch, das er am Vorabend gehört hatte. Der Unterschied mochte auf die dämpfende Wirkung von Mauern und Türen zurückzuführen sein, aber das war es eigentlich nicht. Verwundert sah er zu, wie das herkulische Heben und Ächzen erneut begann; verwundert sah er, wie die sechs Vorhängeschlösser eingesteckt wurden, um die wieder eingesetzte Platte zu sichern, und wie die Überreste des Stuhls weggeräumt wurden. Der Inspektor, offensichtlich zufrieden, machte sich allein davon. Fen und Spitshuker gingen angeregt plaudernd zur Tür. Geoffrey schaute sich ein letztes Mal um und folgte ihnen.
    »… ein paar Fragen«, sagte Fen gerade,

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