Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
besser gewesen, ich hätte Ihnen die Geschichte mit dem Funkgerät nicht erzählt.« Er blickte noch eindringlicher und schien extrem niedergeschlagen.
Fens Laune hob sich jedoch normalerweise angesichts widriger Umstände eher, als daß sie sich senkte. »Inspektor«, sagte er mit hämischem Vergnügen, »ich komme Ihnen zuvor. Ich wette mit Ihnen, daß ich den Mörder schneller entlarve als Sie.«
Der Inspektor nickte kläglich. »Sehr wahrscheinlich, Sir. Weniger als ich können Sie im Augenblick gar nicht wissen. Und natürlich« – seine Augen zwinkerten kurz – »kann ich Sie nicht daran hindern, Leuten Fragen zu stellen, wenn die bereit sind, sie zu beantworten.«
»Haben Sie«, sagte Fen, »irgendwelche neuen Informationen, die Sie uns geben können, bevor das Verbot in Kraft tritt? Oder ist es bereits in Kraft?«
Der Inspektor blickte sich nervös um; er schien nach Anzeichen für einen Hinterhalt zu suchen. Dann sagte er mit deutlich leiserer Stimme:
»Ich habe mir heute morgen die kleine Josephine vorgeknöpft. Sie werden es nicht glauben, die Göre bleibt dabei, daß ein Polizist ihr die Nachricht gegeben hat.«
»Vielleicht stimmt das ja.«
»Nein, sie lügt ganz offensichtlich. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich die Wahrheit aus ihr herauskriegen soll. Soweit ich sehe, können wir absolut nichts machen, wenn sie bei der Geschichte bleibt.«
»Merkwürdig«, sagte Fen. »Ich frage mich, wieso –?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Sonst noch was?«
»Nichts. Die Obduktion ist heute morgen um elf, und es wird sicherlich eine gerichtliche Untersuchung geben. Wer weiß, zu welchem Ergebnis sie kommen werden – wir haben keinen Einfluß darauf. Gibt es außer Mord, Unfall oder Selbstmord noch eine Möglichkeit, wie man eines gewaltsamen Todes sterben kann? Sie erscheinen mir alle gleich unmöglich.«
»Es war eindeutig Mord«, sagte Fen mit einer Heiterkeit, die durch den Inhalt der Äußerung keineswegs gerechtfertigt war. »Ach, übrigens, Sie haben das Funkgerät wohl nicht schon aufspüren können? Es muß mit einem Wagen weggeschafft worden sein. Ich könnte mir auch denken, daß sie das ganz schön viel Zeit gekostet hat. Sendegeräte in Kathedralen rein- und wieder rauszuschaffen ist bestimmt ein gehöriges Stück Arbeit. Man braucht doch sicher auch Antennen oder so?«
»Wie auch immer, wir haben es noch nicht gefunden«, sagte der Inspektor. Es war unübersehbar, daß sein Pessimismus in bislang unerreichte Tiefen sank. »Es war auch niemand in der Kathedrale, als wir sie heute morgen erneut durchsucht haben.« Er wappnete sich widerwillig für den Kampf. »Ich muß dann jetzt weiter.«
»Wohin gehen Sie zuerst? Wir wollen doch nicht, daß wir uns bei unseren Befragungen in die Quere kommen. Was für eine alberne Zeitverschwendung«, sagte Fen mit gequälter Stimme. »Alle zweimal zu befragen. Wir gehen jetzt zu Garbin.«
»Gut«, sagte der Inspektor. »Dann spreche ich mit Mrs. Butler. Es spielt wohl keine große Rolle, in welcher Reihenfolge sie vernommen werden.«
»Ich wünschte«, warf Geoffrey ein, »Sie könnten etwas gegen den Wirt vom ›Whale and Coffin‹ unternehmen.«
»Etwas unternehmen , Sir? Was denn? Ihn festnehmen, weil er zufällig Ihren Vornamen kennt? Gott steh uns bei«, sagte der Inspektor voller Inbrunst. »Unglaublich, was die Leute alles von einem erwarten.«
»Leben Sie wohl, Inspektor, und Gott behüt euch«, sagte Fen. »Wir sehen uns«, fügte er hochtrabend hinzu, »bei Philippi wieder.«
»Wohl eher Colney Hatch«, sagte der Inspektor.
Doch zum Aufbruch kam es noch nicht, denn Kanonikus Spitshuker kam herangeeilt, gänzlich außer Atem.
»Wollte Mr. Vintner noch erwischen«, keuchte er. »Musik … Organist … Gottesdienste.« Er hielt inne, um wieder zu Atem zu kommen, und sprach verständlicher weiter: »Seit den schrecklichen Ereignissen von gestern abend sind die Pflichten eines Praecentors vorübergehend mir zugefallen. Mr. Vintner« – er hielt inne und wischte sich die Stirn mit einem großen lila Taschentuch – »angesichts der Umstände findet die Morgenandacht heute ohne Musik statt –«
Der Inspektor fiel ihm ins Wort. »Meine Güte, Sir«, sagte er entsetzt. »Sie haben doch wohl nicht vor, heute morgen wie immer den Gottesdienst abzuhalten?«
»Aber, mein lieber Garratt, selbstverständlich.«
»Aber ich muß schon sagen, Sir, nach dem, was passiert ist –«
Ein ungeduldiger Unterton schlich sich in die Stimme des
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