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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Genauso unbeständig waren auch die Bewohner. Am gesamten Strip rotierten die Populationszyklen mit träger Behäbigkeit – manche an den Wechsel der fünf Jahreszeiten von Harlans Welt gekoppelt, andere an den komplizierten Rhythmus der trilunaren Gezeiten, wieder andere an den langsameren Puls der funktionalen Lebensspanne eines Surfers. Die Menschen kamen und gingen und kehrten zurück. In manchen Fällen überdauerte ihre lokale Loyalität zu einem bestimmten Strandabschnitt den Wechsel in den nächsten Zyklus und die nächste Lebensspanne, manchmal änderte sie sich. Und manchmal war diese Loyalität von Anfang an gar nicht gegeben.
    Jemanden auf dem Strip zu finden war noch nie einfach gewesen. In vielen Fällen war das der Grund, warum sich die Leute hier aufhielten.
    »Nähern uns Kern Point.« Wieder Petkovskis Stimme vor dem Hintergrund der herunterfahrenden Turbinen. Sie klang müde. »Ist das okay für Sie?«
    »Ja. Die Stelle ist so gut wie jede andere. Danke.« Ich blickte auf die näher kommenden Beton-Plattformen und das Gewirr aus flachen Gebäuden hinaus, die sie über den Wasserspiegel der Lagune hinaushoben, auf die unordentliche Bebauung, die sich dahinter die Hügel hinaufzog. Ich sah eine Hand voll Gestalten, die auf Baikonen oder Stegen saßen, aber im Großen und Ganzen wirkte die Ansiedlung, als wäre sie ausgestorben. Ich hatte keine Ahnung, ob dies das richtige Ende von Sourcetown war oder nicht, aber irgendwo musste man schließlich anfangen. Ich griff nach einer Halteschlaufe und zog mich auf die Beine, während der Skimmer nach links abdrehte. Warf einen Blick durch die Kabine auf meinen stummen Reisebegleiter. »War ein nettes Gespräch, Mikhail.«
    Er beachtete mich nicht, den Blick fest ans Fenster geheftet. Er hatte die ganze Zeit, die wir gemeinsam in der Kabine verbracht hatten, nichts gesagt, sondern nur missgelaunt auf die weite, abwechslungslose Leere um uns herum gestarrt. Ein paarmal hatte er bemerkt, wie ich ihn beobachtete, wenn er sich an den Buchsen kratzte, und hatte abrupt mit verkniffenem Gesichtsausdruck aufgehört. Aber selbst dann hatte er nichts gesagt.
    Mit einem Achselzucken wollte ich mich an Deck schwingen, aber dann überlegte ich es mir anders. Ich durchquerte die Kabine und baute mich vor der Scheibe auf, wodurch ich Mikhail Petkovskis Blickfeld versperrte. Er sah blinzelnd zu mir auf, vorübergehend aus seiner Selbstbeschäftigung gerissen.
    »Weißt du was?«, sagte ich gut gelaunt. »Du hast Glück, dass du eine Mutter hast. Aber da draußen sind alle Typen so wie ich. Und es interessiert uns keinen flüchtigen Furz, ob du lebst oder nicht. Wenn du deinen Arsch nicht bewegst und anfängst, dich zu interessieren, wird es niemand anderer tun.«
    Er schnaufte. »Was, zum Geier, geht Sie das…«
    Jemand, der sich auf der Straße auskannte, hätte es in meinen Augen gesehen, aber dieser Typ war viel zu sehr von der Linksucht ausgelaugt, viel zu sehr durch die mütterliche Lebenserhaltung aufgeplustert. Ich packte ihn ohne Anstrengung an der Kehle, grub die Finger hinein und zog ihn vom Sitz hoch.
    »Verstehst du jetzt, was ich meine? Wer sollte mich daran hindern, deinen Kehlkopf zu zerquetschen?«
    Er krächzte. »Ma…«
    »Sie kann dich nicht hören. Sie ist da oben beschäftigt, um für euch beide den Lebensunterhalt zu verdienen.« Ich zog ihn näher heran. »Mikhail, du bist im großen Plan der Dinge längst nicht so bedeutend, wie du aufgrund ihrer Bemühungen um dich glaubst.«
    Er hob die Hände und versuchte, meine Finger von seinem Hals zu lösen. Ich ignorierte die bedeutungslose Gegenwehr und packte noch fester zu. Jetzt sah er aus, als würde er sich ernsthafte Sorgen machen.
    »In der Richtung, die du eingeschlagen hast«, sagte ich im Plauderton zu ihm, »wirst du in einem Ersatzteillager bei schummriger Beleuchtung enden. Das ist der einzige Nutzen, den du für Leute wie mich hast, und niemand wird dir helfen, wenn wir kommen, um dich zu holen, weil du niemandem einen Grund gegeben hast, sich Gedanken über dich zu machen. Ist es das, was du willst? Ein Haufen Ersatzteile und eine zweiminütige Spülung?«
    Er zuckte und strampelte, während sein Gesicht rot anlief. Schüttelte hektisch den Kopf. Ich hielt ihn noch einen Moment lang fest, dann lockerte ich den Griff und ließ ihn wieder auf den Sitz fallen. Er würgte und hustete, die weit aufgerissenen Augen auf mich gerichtet und mit Tränen geflutet. Eine Hand kroch zur Kehle

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