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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit Brasil. Hob eine Augenbraue.
    »Das werden wir nicht so einfach verkaufen können«, sagte der Surfer mit grimmiger Miene. »Die meisten der Ex-Käfer werden kämpfen, wenn sie glauben, dass es um Quell geht, und sie werden die anderen mitreißen. Aber ich weiß nicht, ob sie es auch für einen erweckten Geist tun werden, ganz gleich, wie rachsüchtig er sein mag.«
    Koi war mit dem Abräumen des Geschirrs fertig, nahm eine Serviette und untersuchte seine Hände. Er entdeckte einen Streifen Kettenbeerensaft, der um ein Handgelenk gelaufen war, und säuberte die Stelle mit pingeliger Aufmerksamkeit. Sein Blick war ganz auf sein Tun konzentriert, als er sprach. »Ich werde mit ihnen reden, wenn Sie es wünschen. Aber wenn sie es nicht aus eigener Überzeugung tun, hätte auch Quell sie nicht zum Kampf aufgerufen, und ich werde es auch nicht tun.«
    Brasil nickte. »Großartig.«
    »Koi.« Plötzlich wollte ich es unbedingt wissen. »Glauben Sie, dass es ein Geist ist, dem wir hinterherjagen?«
    Er gab einen sehr leisen Laut von sich, irgendwo zwischen Lachen und Seufzen.
    »Wir alle jagen Geistern hinterher, Kovacs-san. Wie könnte es anders sein, nachdem wir schon so lange leben?«
    Sarah.
    Ich kämpfte diesen Gedanken zurück und fragte mich, ob er das Zucken in meinen Augenwinkeln gesehen hatte. Fragte mich mit plötzlicher Paranoia, ob er es bereits irgendwie wusste. Meine Stimme klang kratzend.
    »Das habe ich Sie nicht gefragt.«
    Er blinzelte und lächelte wieder.
    »Richtig. Sie haben mich gefragt, ob ich daran glaube, und ich bin Ihrer Frage ausgewichen. Verzeihen Sie mir. Auf Vchira Beach sind billige Metaphysik und billige Politik beliebte Weggefährten, und beide werden recht häufig in Anspruch genommen. Mit etwas Mühe kann man einen passablen Lebensunterhalt bestreiten, wenn man sie freigebig verteilt, aber irgendwann wird es schwierig, mit dieser Gewohnheit zu brechen.« Er seufzte. »Glaube ich daran, dass wir es mit der Wiederkehr von Quellcrist Falconer zu tun haben? Ich wünsche es mir mit jeder Faser meines Seins, aber wie jeder Quellist fühle ich mich genötigt, mich den Tatsachen zu stellen. Und die Tatsachen unterstützen nicht, woran ich gerne glauben würde.«
    »Sie ist es nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber in einem ihrer weniger leidenschaftlichen Momente hat Quell einst selbst eine Fluchtklausel für derartige Fälle angeboten. Wenn die Tatsachen gegen dich sprechen, hat sie gesagt, du es aber nicht ertragen kannst, deinen Glauben aufzugeben – dann solltest du zumindest dein Urteil hinausschieben. Warte ab.«
    »Ich hätte gedacht, damit würde recht wirksam die Entscheidung zur Tat unterbunden.«
    Er nickte. »So ist es in den meisten Fällen. Aber in diesem Fall hat die Frage nach der Wahrheit dessen, was ich mir wünsche, nichts damit zu tun, ob wir handeln oder nicht. Weil ich zumindest an etwas glaube: Selbst wenn dieser Geist bestenfalls talismanischen Wert hat, ist jetzt die richtige Zeit und hier bei uns der richtige Ort für ihn. Wie dem auch sei, eine Veränderung steht bevor. Die Harlaniten erkennen es genauso klar wie wir, und sie haben bereits den ersten Zug gemacht. Jetzt ist es an uns, den nächsten zu machen. Wenn ich schließlich für den Geist und das Angedenken Quellcrist Falconers und nicht für die Frau selbst kämpfe und sterbe, dann wird es besser sein, als gar nicht gekämpft zu haben.«
    Diese Worte hatte ich noch lange Zeit als Echo im Kopf, nachdem wir Soseki Koi seinen Vorbereitungen überlassen hatten und mit der Gondel über den Strip zurückfuhren. Das und eine ganz einfache Frage. Die einfache Überzeugung, die dahinterstand.
    Ist ein erwachter und rachsüchtiger Geist nicht genug?
    Doch das Gleiche galt nicht für mich. Weil ich diesen Geist festgehalten hatte. Und das Mondlicht auf dem Fußboden einer Hütte in den Bergen betrachtet hatte, während sie mir entglitten und eingeschlafen war, ohne zu wissen, ob sie wieder aufwachen würde.
    Wenn sie sich wieder erwecken ließ, wollte ich nicht derjenige sein, der ihr sagte, wer sie war. Ich wollte nicht dabei sein und ihr Gesicht sehen müssen, wenn sie es erfuhr.

 
26
     
     
    Danach ging alles sehr schnell.
    Es gibt Gedanken, und es gibt Taten, hatte eine noch sehr jugendliche Quell einst gesagt und sich, wie ich später feststellte, recht frei aus dem uralten Samurai-Erbe von Harlans Welt bedient. Verwechselt beides nicht miteinander. Wenn die Zeit für Taten gekommen ist, müsst ihr mit euren

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