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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nebenzimmer, das ist belegt, aber ein paar Türen weiter ist eins frei.«
    »Das wäre sehr nett«, sagte ich. »Wenn das so ist, können Sie ihm auch einfach nur sagen, dass ich hier bin, ihm meine Zimmernummer nennen, damit er kommen und bei mir klingeln kann. Dann können Sie mir die Hardware sogar wiedergeben.«
    Sie runzelte die Stirn angesichts der abrupten Planänderungen. Zögernd nahm sie die Ladebatterie der Rapsodia wieder aus dem Fach.
    »Also wollen Sie nicht, dass ich ihm das hier gebe?«
    »Das ist nicht mehr nötig, danke.« Ich lächelte sie an. »Ich glaube, ich würde es ihm lieber selbst geben. So ist es persönlicher.«
     
    Die Türen der Zimmer waren mit altertümlichen Scharnieren und Schlössern versehen. Ich brach in die Nummer 7A ein und benötigte dazu nicht mehr Geschick, als ich bereits mit sechzehn Jahren erworben hatte, um die Lagerhäuser von Händlern für billige Tauchausrüstung zu knacken.
    Das Zimmer war eng und schlicht. Ein Kapselbad, eine geflochtene Wegwerf-Hängematte, um Platz und Wäsche zu sparen, in die Wände eingelassene Staufächer und ein kleiner Plastiktisch mit Stuhl. Ein Fenster mit variabler Transparenz, das laienhaft mit der Klimaanlage des Zimmers verdrahtet war. Der Priester hatte es auf gedämpftes Licht eingestellt. Ich suchte nach einer Stelle, wo ich mich im Zwielicht verstecken konnte, und musste mich aus Mangel an Alternativen mit der Kapsel begnügen. Vor kurzem versprühtes Desinfektionsmittel stach mir in die Nase, als ich hineintrat – der letzte Reinigungszyklus schien nicht allzu lange zurückzuliegen. Ich beschränkte mich darauf, durch den Mund zu atmen und suchte in den Schränken nach einem Schmerzmittel, um die neue heranrollende Welle meines Katers zu brechen. Ich fand nur eine Folie mit Pillen gegen Hitzschlag für Touristen. Ich schluckte ein paar trocken hinunter und setzte mich auf die geschlossene Toiletteneinheit, um zu warten.
    Hier stimmt etwas nicht, warnte mich der Envoy-Sinn. Etwas passt nicht.
    Vielleicht ist er nicht der, für den du ihn hältst.
    Ja, richtig – er ist ein Verhandlungspartner, der gekommen ist, um es dir auszureden. Weil er von Gott eines Besseren belehrt wurde.
    Die Religion ist nur Politik mit höherem Risiko, Tak. Du weißt das, du hast es auf Sharya gesehen. Es gibt keinen Grund, warum diese Leute nicht dasselbe schaffen, wenn es kracht.
    Diese Leute sind Schafe. Sie tun alles, was ihre heiligen Männer ihnen sagen.
    Sarah sengte sich durch meinen Geist. Für einen Augenblick kippte die Welt um mich herum mit der Tiefe meines Zorns. Ich stellte mir die Szene zum tausendsten Mal vor, und in meinen Ohren dröhnte es wie von einer fernen Menge.
    Ich zog das Tebbit-Messer und blickte auf die dunkle, matte Klinge.
    Bei diesem Anblick kehrte langsam meine Envoy-Ruhe zurück. Ich setzte mich noch einmal in der Enge der Kapsel zurecht und ließ mich davon tränken, bis nur noch kühle Entschlossenheit in mir war. Gleichzeitig schwappten Fragmente von Virginia Vidauras Worten heran.
    Waffen sind eine Erweiterung. Ihr seid diejenigen, die töten und zerstören.
    Tötet schnell und verschwindet.
    Damit wirst du Sarah nicht zurückbringen. Wenn du damit fertig bist, wird sie immer noch tot sein.
    Darauf reagierte ich mit Stirnrunzeln. Es war nicht gut, wenn sich prägende Figuren widersprüchlich äußerten. Wenn man feststellte, dass sie genauso menschlich wie man selbst waren.
    Die Tür rührte und öffnete sich.
    Meine Gedanken verflüchtigten sich wie Fetzen im Sog der ermächtigten Kraft. Ich kam aus der Kapsel, trat hinter die Tür und hielt mich mit dem Messer bereit, um zuzupacken und zuzustechen.
    Er war nicht der, den ich mir vorgestellt hatte. Der Skimmerpilot und das Mädchen vom Empfang hatten beide etwas über seine Haltung gesagt, und nun zeigte sie sich in der Art und Weise, wie er herumfuhr, als er das leise Rascheln meiner Kleidung hörte, die Luftbewegung im kleinen Zimmer spürte. Aber er war schlank und zierlich, mit geschorenem kleinem Schädel und einem Bart, der einfach nur eine unpassende Idiotie auf den fein geschnittenen Gesichtszügen war.
    »Suchen Sie nach mir, heiliger Mann?«
    Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, und das Messer in meiner Hand schien aus eigener Kraft zu zittern.
    Dann legte er eine Hand an seinen Bart und riss daran. Er löste sich mit einem leichten statischen Knistern vom Gesicht.
    »Natürlich suche ich nach dir, Micky«, sagte Jadwiga erschöpft. »Ich

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