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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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– davon habe ich die Schnauze gestrichen voll, Virginia.«
    »Und was willst du stattdessen tun. Das? Noch mehr sinnloses Gemetzel?«
    Ich zuckte die Achseln. »Mit sinnlosem Gemetzel kenne ich mich am besten aus. Darin bin ich richtig gut. Du hast dafür gesorgt, dass ich darin richtig gut bin, Virginia.«
    Das traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie zuckte zusammen. Sierra Tes und der Pilot verfolgten den Wortwechsel neugierig. Die Frau, die sich Quell nannte, war unter Deck gegangen, wie mir bewusst wurde.
    »Wir beide haben das Corps verlassen«, sagte Vidaura schließlich. »Intakt. Klüger. Willst du den Rest deines Lebens jetzt einfach abschalten wie eine Taschenlampe? Dich von dieser Vergeltungssubroutine übernehmen lassen?«
    Ich brachte ein Grinsen zustande. »Ich habe schon über hundert Jahre Leben hinter mir, Virginia. Ich würde es nicht vermissen.«
    »Aber das ist keine Lösung.« Plötzlich schrie sie mich an. »Damit wirst du Sarah nicht zurückbringen. Wenn du damit fertig bist, wird sie immer noch tot sein. Du hast bereits jeden getötet und gefoltert, der dabei war. Wirst du dich anschließend besser fühlen?«
    »Die Leute starren uns an«, sagte ich sanft.
    »Das ist mir scheißegal. Antworte mir! Wirst du dich anschließend besser fühlen?«
    Envoys waren hervorragende Lügner. Aber nicht sich selbst oder anderen Envoys gegenüber.
    »Nur wenn ich diese Leute töte.«
    Sie nickte verbittert. »Ja, das stimmt. Und du weißt genau, was das ist, Tak. Wir beide wissen es. Schließlich haben wir es nicht zum ersten Mal gesehen. Erinnerst du dich an Cheb Oliveira? Nils Wright? Es ist pathologisch, Tak. Es gerät außer Kontrolle. Es ist eine Sucht, und am Ende wird sie dich zerfressen.«
    »Dann ist es eben so.« Ich beugte mich näher heran und kämpfte darum, meine plötzliche Wut zu deckein. »Aber zumindest wird sie keine fünfzehnjährigen Mädchen töten. Sie wird keine Städte bombardieren oder Bevölkerungen auslöschen. Sie wird nicht zu Siedlerkriegen oder der Adoracion-Kampagne ausarten. Im Gegensatz zu deinen Surfkumpels, im Gegensatz zu deiner neuen besten Freundin unten in der Kabine werde ich von niemandem verlangen, dass er Opfer bringt.«
    Sie sah mich mehrere Sekunden lang ruhig an. Dann nickte sie, als wäre sie unvermittelt von etwas überzeugt, das, wie sie gehofft hatte, nicht existierte.
    Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
     
    Der Skimmer trieb seitwärts von der Anlegestelle ab, drehte sich im aufschäumenden schlammigen Wasser und beschleunigte in Richtung Westen. Niemand war auf dem Deck zurückgeblieben, um zu winken. Tröpfchen vom Heckgebläse wirbelten auf und spritzten mir ins Gesicht. Ich beobachtete, wie er zu einem schwachen Brummen und einem Pünktchen am Horizont schrumpfte, dann machte ich mich auf die Suche nach dem Priester.
    Geheiligte Solo-Assassinen.
    Ich hatte auf Sharya ein paarmal mit solchen Leuten zu tun gehabt. Psychotisch geschürte religiöse Irre in Sleeves von Märtyrern der Rechten Hand Gottes, von der Hauptarmee abgesondert, denen man einen virtuellen Blick ins Paradies gewährt hatte, das sie nach dem Tod erwartete, um dann losgeschickt zu werden und die Stützpunkte des Protektorats zu infiltrieren. Wie der gesamte sharyanische Widerstand waren sie nicht besonders phantasievoll – was schließlich ihr Verderben gewesen war, als sie es mit den Envoys zu tun bekamen –, aber sie waren auch keine leichten Opfer. Wir alle hatten einen gesunden Respekt vor ihrem Mut und ihrer Hartnäckigkeit entwickelt, als wir die Letzten von ihnen niedermachten.
    Die Ritter der Neuen Offenbarung waren im Vergleich zu ihnen ein Kinderspiel. Sie hatten den gleichen Enthusiasmus, aber nicht die gleiche Tradition. Ihr Glaube beruhte auf den üblichen Säulen einer Religion, der Aufwiegelung des Pöbels und der Frauenfeindlichkeit, die nötig waren, um ihre Ziele durchzusetzen, aber bislang schien es, als ob sie weder die Zeit gefunden noch das Bedürfnis für die Ausbildung einer Kriegerklasse hatten. Sie waren Amateure.
    Bislang.
    Ich fing mit den billigeren Hotels auf der Lagunenseite an. Ich konnte davon ausgehen, dass der Priester mich bis zu Dzurinda, Tudjman & Sklep verfolgt hatte, bevor wir nach Millsport aufgebrochen waren. Als die Spur dann kalt geworden war, hatte er nur abwarten müssen. Die Geduld ist eine Königstugend von Assassinen – man muss genau wissen, wann man zuschlagen kann, aber man muss auch darauf vorbereitet sein, lange zu

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