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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Scheiß-Netzquallenöl. Bei dem Preis, den sie dafür bekommen, könnte man meinen, es wäre Khumalo-Wetware.«
    »Und außerdem hast du Lebensmittel aus dem Gemeinschaftslager gestohlen, seit dem zweiten Tag auf See.«
    »Mann, die Kiste hatte schon die Abfluglichter angeworfen, als ich gesehen habe, wie du an Bord gegangen bist, und nach einer Stunde seid ihr losgedüst. Mir blieb nicht allzu viel Zeit, um mir Reiseproviant zu beschaffen. Den ersten Tag habe ich gar nichts gegessen, bis mir klar wurde, dass du nicht in Erkezes aussteigen wolltest, sondern eine längere Tour im Sinn hattest. Ich hatte Hunger, verdammt.«
    »Du weißt, dass es deswegen beinahe eine Schlägerei gegeben hätte. Wegen des Diebstahls wollte einer deiner DeCom-Kollegen jemandem dem Kopf abreißen.«
    »Ja, hab die Diskussion gehört. Scheiß kaputte Typen.« Ihre Stimme nahm eine Art automatischen Widerwillen an, ein Meinungsmakro auf vertrautem Gelände. »Diese Verlierer bringen das ganze Gewerbe in Verruf.«
    »Also hast du mich auch durch Newpest und die Lagune verfolgt.«
    Wieder ein humorloses Lächeln. »Dort war es für mich ein Heimspiel, Micky. Außerdem hat der Skimmer, den du genommen hast, eine so große Bugwelle hinterlassen, dass ich ihn mit verbundenen Augen wiedergefunden hätte. Der Typ, den ich angeheuert habe, hatte ihn auf dem Radar, als ihr in Kern Point angelegt habt. Ich bin gegen Abend eingetroffen, aber da warst du schon wieder weg.«
    »Ja. Warum, zum Henker, hast du nicht einfach an meine Kabinentür geklopft, während du die Gelegenheit dazu hattest, an Bord der Tochter des Haiduci?«
    Sie zog eine finstere Miene. »Vielleicht, weil ich dir nicht über den Weg getraut habe?«
    »Gut.«
    »Ja, und wo wir gerade dabei sind, vielleicht hat sich daran gar nichts geändert. Wie wär’s, wenn du mir zum Beispiel erklärst, was, zum Teufel, du mit Sylvie angestellt hast.«
    Ich seufzte.
    »Hast du was zu trinken?«
    »Das müsstest du am besten wissen. Du bist in mein Zimmer eingebrochen.«
    Irgendwo in mir verschob sich etwas, und plötzlich begriff ich, wie froh ich war, sie zu sehen. Ich konnte nicht sagen, ob es die biologische Verbindung durch die Eishundo-Sleeves war, die Erinnerung an den Monat voller bissig-ironischer Kameradschaft in New Hok oder nur die Abwechslung von Brasils plötzlich ernsthaft gewordenen, wiedergeborenen Revolutionären. Ich sah, wie sie dastand, und es fühlte sich an, als würde eine Brise vom Andrassy-Meer durch das Zimmer wehen.
    »Schön, dich wiederzusehen, Jad.«
    »Ja, freu mich auch«, gab sie zu.
     
    Als ich ihr alles erklärt hatte, war es draußen dunkel geworden. Jad stand auf, zwängte sich in der Enge an mir vorbei und stellte sich vor das variabel transparente Fenster, um hinauszuschauen. Die Straßenbeleuchtung gefror matt im verdunkelten Glas. Laute Stimmen wurden hörbar, irgendein Streit unter Betrunkenen.
    »Bist du dir sicher, dass du wirklich mit ihr geredet hast?«
    »Ziemlich. Ich glaube nicht, dass diese Nadia, wer immer sie ist, was immer sie ist, die Kommandosoftware zum Laufen bringen könnte. Zumindest nicht gut genug, um eine so kohärente Illusion zu erzeugen.«
    Jad nickte nachdenklich.
    »Ja, es war klar, dass Sylvie irgendwann von dieser Entsagungs-Scheiße eingeholt werden würde. Die Schweine packen dich, solange du noch jung bist, und dann kannst du es nie mehr völlig abschütteln. Was ist also mit dieser Nadia-Geschichte? Glaubst du wirklich, dass sie eine Persönlichkeitsmine ist? Denn ich muss dir sagen, Micky, dass ich in den drei Jahren, die ich auf New Hok herumgedüst bin, nie eine Datenmine gesehen oder von einer gehört habe, die so detailliert war, die so viel Tiefe hatte.«
    Ich zögerte, tastete mich um die Ränder eines durch die Envoy-Intuition erweckten Bewusstseins herum, dass es da einen wesentlichen Punkt gab, der sich nicht in etwas so Primitives wie Worte fassen ließ.
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie ist… keine Ahnung – irgendeine Art von Waffe mit spezifischen Zielvorgaben. Alles deutet darauf hin, dass Sylvie in der Ungeräumten Zone infiziert wurde. Du warst im Iyamon-Canyon dabei, nicht wahr?«
    »Ja. Sie ist bei einem Einsatz zusammengeklappt. War anschließend wochenlang krank. Orr versuchte so zu tun, als wäre es nur eine Nachgefechtsdepression, aber es war deutlich zu sehen, dass es was anderes war.«
    »Und davor ist alles mit ihr in Ordnung gewesen?«
    »Nun, sie war DeCom-Leiterin, und das ist kein Job,

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