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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufwärts verdampft.
    In Yukio klaffte ein Loch, das so ziemlich alle inneren Organe entfernt hatte. Angesengte Rippen traten am oberen Rand des perfekten Ovals hervor, durch das man wie bei einem billigen Experia-Spezialeffekt den gefliesten Boden sehen konnte, auf dem er lag.
    Übergangslos füllte sich der Raum mit dem Gestank entleerter Eingeweide.
    »Gut. Das scheint funktioniert zu haben.«
    Orr trat an mir vorbei und blickte auf das hinab, was anscheinend sein Werk war. Er war immer noch von der Hüfte aufwärts nackt, und ich sah, wo in einer vertikalen Linie auf einer Seite seines Rückens die Entladungsöffnungen aufgeklappt waren. Sie sahen wie große Kiemen aus, und an den Rändern flatterten sie noch leicht von der abklingenden Hitze. Er ging direkt zu Jadwiga und beugte sich über sie. »Konzentrierter Strahl«, diagnostizierte er. »Hat ihr Herz und einen Großteil des rechten Lungenflügels zerstört. Hier können wir nicht allzu viel für sie tun.«
    »Könnte bitte mal jemand die Tür schließen«, schlug Sylvie vor.
     
    Der folgende Kriegsrat war eine recht hastige Angelegenheit. Das DeCom-Team hatte ein paar Jahre eng verknüpfter Einsätze hinter sich und kommunizierte in einer komprimierten Kurzsprache, die zu weiten Teilen aus interner Datenübertragung und abgehackten Gesten bestand. Ich kam gerade so mit, indem ich meine eingeimpfte Envoy-Intuition bis zum Äußersten ausreizte.
    »Es melden?«, fragte Kiyoka, eine schmale Frau in einem Sleeve, bei dem es sich offenbar um eine Maori-Spezialanfertigung handelte. Ständig starrte sie auf Jadwigas Körper und biss sich auf die Unterlippe.
    »Wem?« Orr machte eine knappe Geste mit dem Daumen und dem kleinen Finger. Mit der anderen Hand fuhr er eine Tätowierung auf seinem Gesicht nach.
    »Oh. Und er?«
    Sylvies machte etwas mit ihrem Gesicht und zeigte nach unten. Ich hatte es nicht genau verstanden, also riet ich und wagte einen Vorstoß.
    »Sie waren meinetwegen hier.«
    »Ja, was du nicht sagst.« Orr sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der an offene Feindseligkeit grenzte. Die Öffnungen in seinem Rücken und seiner Brust hatten sich geschlossen, aber bei einem Blick auf seine gedrungene, muskulöse Gestalt konnte man sich leicht vorstellen, wie sie zu einen weiteren Schuss aufplatzten. »Nette Freunde hast du.«
    »Ich glaube nicht, dass sie gewalttätig geworden wären, wenn Jad nicht auf den Schläger losgegangen wäre. Es war ein Missverständnis.«
    »Missver… Scheiße.« Orr riss die Augen auf. »Jad ist tot, du Arschloch.«
    »Sie ist nicht real tot«, erwiderte ich bestimmt. »Ihr könnt ihren Stack herausschneiden und…«
    »Herausschneiden?« Es klang tödlich sanft. Er kam näher und baute sich vor mir auf. »Du willst, dass ich meine Freundin aufschneide?«
    Ich rief mir die Position der Mündungsöffnungen ins Gedächtnis und gelangte zum Schluss, das seine rechte Körperhälfte wahrscheinlich größtenteils künstlich war. Die fünf Entladungskanäle wurden vermutlich von einer Batterie versorgt, die sich irgendwo im unteren Teil seines Brustkorbs befand. Seit den jüngsten nanotechnischen Fortschritten konnte man große Mengen Energie an praktisch jedes Ziel schicken, solange die Entfernung nicht zu groß war. Die Nanocon-Hirtenteilchen ritten einfach wie Surfer auf der Entladung, nährten sich von ihrer Energie und zogen das Eindämmungsfeld mit, wohin auch immer das Abschussprogramm sie steuerte.
    In Gedanken notierte ich mir, ihn von links anzugreifen, falls es nötig war.
    »Tut mir Leid. Ich sehe derzeit keine andere Lösung.«
    »Du…«
    »Orr.« Sylvie machte eine hackende Bewegung mit der Handkante. »Tat, hier, Zeit.« Sie schüttelte den Kopf. Noch ein Handzeichen, bei dem sie Daumen und Zeigefinger mit den Fingern der anderen Hand auseinander drückte. Ihr Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie gleichzeitig Daten übers Teamnetz sendete. »Speicher, genauso. Drei Tage. Marionetten. Brennen und Löschen, jetzt.«
    Kiyoka nickte. »Sinnvoll, Orr. Las? Oh.«
    »Ja, das könnten wir machen.« Orr war nicht ganz bei der Sache. Er war nach wie vor wütend und sprach schleppend. »Ja, meine ich. Okay.«
    »Hardware?«, bemerkte Kiyoka, zeigte mit einer Hand mehrere Zahlen an und neigte den Kopf seitwärts. »Jet?«
    »Nein, Zeit genug.« Sylvie machte eine Geste mit der flachen Hand. »Orr und Micky. Leicht. Ihr lauft ohne. Das, das, vielleicht das. Runter.«
    »Klar.« Kiyoka sah beim Sprechen auf

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