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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihre Netzhautanzeige, die Pupillen wanderten nach links oben, um die Daten zu überfliegen, die Sylvie ihr rübergeschossen hatte. »Las?«
    »Noch nicht. Ich sag Bescheid. Los.«
    Die Frau im Maori-Sleeve verschwand in ihrem Zimmer und kam einen Augenblick später wieder zum Vorschein. Sie zog eine graue, voluminöse Jacke über und ging zur Wohnungstür hinaus. Bevor sie verschwand, warf sie einen Blick zurück auf Jadwigas Leiche.
    »Orr. Schneiden.« Ein Daumen zeigte auf mich. »Guevara.«
    Der Hüne warf mir einen letzten schwelenden Blick zu, dann ging er zur anderen Seite des Zimmers und holte ein schweres Vibromesser aus einem Koffer hervor. Er kam zurück und baute sich mit der Waffe in der Hand vor mir auf, wobei er durchaus absichtsvoll genug wirkte, um mich nervös zu machen. Nur die offensichtliche Tatsache, dass Orr kein Messer brauchte, um mich in einen Schmierstreifen zu verwandeln, hielt mich davon ab, ihn anzugreifen. Offenbar war meine körperliche Reaktion ziemlich offensichtlich, denn der Hüne grunzte abfällig. Dann drehte er das Messer in der Hand und hielt mir den Griff hin.
    Ich nahm es. »Soll ich es tun?«
    Sylvie blickte auf Jadwigas übel zugerichtete Leiche.
    »Ich möchte, dass du die Stacks deiner beiden Freunde dort rausholst, ja. Ich denke, du hast genug Übung darin. Von Jad lässt du die Finger.«
    Ich blinzelte.
    »Ihr lasst sie zurück?«
    Orr grunzte erneut. Die Frau blickte zu ihm auf und beschrieb eine Spirale mit der Hand. Er ließ ein unterdrücktes Stöhnen hören und ging in sein Zimmer.
    »Lass Jad meine Sorge sein.« Ihr Gesichtsausdruck wirkte abwesend, weit entfernt. Vermutlich war sie in Gedanken auf einer Ebene beschäftigt, die jenseits meiner Wahrnehmung lag. »Fang einfach an zu schneiden. Und wenn du schon mal dabei bist, willst du mir vielleicht erzählen, wen wir hier eigentlich getötet haben.«
    »Gut.« Ich beugte mich über Yukios Körper und drehte ihn auf das, was noch von seinem Bauch übrig war. »Das hier ist Yukio Hirayasu – ein lokaler Yak, aber offenbar der Sohn von jemand Wichtigem.«
    In meiner Rechten erwachte das Messer brummend zum Leben. Die Vibration pflanzte sich unangenehm in meinen verwundeten Brustkorb fort. Ich unterdrückte ein Zähneklappern, legte die flache Hand auf Yukios Hinterkopf, um ihn zu fixieren, und schnitt dann ins Rückgrat. Die Mischung aus dem Gestank von verbranntem Fleisch und Scheiße war nicht besonders hilfreich.
    »Und der andere?«, fragte sie.
    »Ersetzbarer Straßenschläger. Hab ihn noch nie zuvor gesehen.«
    »Lohnt es sich, ihn mitzunehmen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Besser, als ihn hier liegen zu lassen, denke ich. Ihr könnt ihn ja auf halbem Wege nach New Hok über Bord werfen. Den hier würde ich an deiner Stelle für Lösegeldforderungen behalten.«
    Sie nickte. »Hab ich mir auch gedacht.«
    Das Messer fraß sich durch die letzten Millimeter Wirbelsäule und glitt deutlich schneller in den Hals darunter. Ich stellte es ab, veränderte meinen Griff und setzte ein paar Wirbel weiter unten zu einem zweiten Schnitt an.
    »Das hier ist die Schwergewicht-Yakuza, Sylvie.« Eine dünne Eisschicht überzog meine Eingeweide, als ich an das Telefongespräch mit Tanaseda zurückdachte. Der sempai hatte mir nur deshalb einen Deal angeboten, weil ihm daran lag, dass Yukio in einem Stück blieb. Und er hatte ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht, was passieren würde, wenn sich etwas daran änderte. »Millsport-Kontakte, vielleicht sogar zur Ersten Familie. Sie werden euch mit allem, was sie haben, jagen.«
    Ihr Blick war undeutbar. »Sie werden dich auch jagen.«
    »Das lass meine Sorge sein.«
    »Das ist wirklich sehr großmütig von dir. Allerdings…« Sie hielt inne, als Orr voll bekleidet aus seinem Zimmer zurückkehrte und mit einem knappen Nicken zur Wohnungstür ging. »Ich denke, die Sache ist so gut wie geschaukelt. Ki verwischt gerade unsere elektronischen Spuren. Orr kann jedes Zimmer hier innerhalb einer halben Stunde ausbrennen. Dann haben sie nichts außer…«
    »Sylvie, wir reden hier von der Yakuza.«
    »Nichts außer Augenzeugen, peripheres Videomaterial. Außerdem sind wir in zwei Stunden auf dem Weg nach Drava. Und dahin wird uns niemand folgen.« Plötzlich lag würdevoller Stolz in ihrer Stimme. »Nicht die Yakuza, nicht die Erste Familie, nicht mal die Scheiß-Envoys. Niemand will sich mit den Mimints anlegen.«
    Solche Draufgängerattitüden hatten allerdings nicht allzu viel mit der

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