Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
nahm Mallory wieder die Vlad-Rolle an und zupfte nervös an seinen Aknenarben. Er deutete mit einem Nicken auf mich. »Wir sehen uns bald wieder, sobald wir uns wiedersehen, Kovacs. Bald.«
    Ich beobachtete, wie er zur Ecke der Station ging und aus meinen Blickfeld verschwand. Wandte die Augen wieder Murakami zu, der immer noch in die Richtung schaute, aus der der Lärm des Freizeitvergnügens nach dem Kampf kam.
    »Scheiß-Amateure«, murmelte er und schüttelte den Kopf.
    »Also«, sagte ich matt. »Bist du doch im offiziellen Einsatz.«
    »Du hast es erfasst.« Während er sprach, ging Murakami in die Hocke und richtete mich grunzend zu einer uneleganten sitzenden Haltung auf. »Nimm es mir bitte nicht übel, okay? Ich hätte es dir gestern wohl kaum sagen können, um an deine nostalgischen Gefühle zu appellieren, damit du mir hilfst, nicht wahr?«
    Ich blickte mich in meiner neuen Position um und sah Virginia Vidaura, die zusammengesunken an einem Anlegepfeiler lehnte, die Arme hinter dem Rücken gefesselt. Quer über ihr Gesicht verlief eine lange, bereits dunkler gewordene Schürfwunde, und ein Auge war angeschwollen. Sie sah mich benebelt an und schaute wieder weg. Der Dreck und Schweiß auf ihrem Gesicht war tränenverschmiert. Von Sylvie Oshimas Sleeve war immer noch nichts zu sehen, weder tot noch lebendig.
    »Also hast du mich stattdessen zum Narren gehalten.«
    Er zuckte die Achseln. »Du weißt doch, man muss mit dem Werkzeug arbeiten, das man zur Hand hat.«
    »Wie viele von euch sind hier? Offensichtlich nicht die gesamte Mannschaft.«
    »Nein.« Er lächelte leicht. »Nur fünf. Mallory, Liebeck, der du bereits begegnet bist, wie ich gehört habe, Tomaselli, Wang und ich.«
    Ich nickte. »Kampfstärke für verdeckte Einsätze. Ich hätte es ahnen müssen, dass du nicht zum Urlaubmachen in der Nähe von Millsport herumhängst. Wie lange seid ihr schon auf Harlans Welt?«
    »Es sind jetzt fast vier Jahre. Zumindest Mallory und ich. Wir sind vor den anderen gekommen. Vor ein paar Jahren haben wir Vlad ins Boot geholt, nachdem wir ihn eine Weile beobachtet haben. Dann hat Mallory die anderen als neue Rekruten dazugeholt.«
    »War bestimmt nicht leicht. Einfach so in Vlads Schuhe zu schlüpfen.«
    »Nein.« Murakami hockte sich im sanften Regen hin. Er schien alle Zeit der Welt zu haben, sich mit mir zu unterhalten. »Sie sind nicht besonders aufmerksam, diese Meth-Köpfe, und sie schließen keine tieferen Freundschaften. Es gab nur ein paar, die Vlad nahe genug standen, um sich zu einem Problem zu entwickeln, als Mallory einstieg, aber ich habe sie vorher beseitigt. Mit Zielfernrohr und Plasmagewehr.« Er ahmte den Vorgang des Zielens und Schießens nach. »Tschüss, Kopf, Tschüss, Stack. Eine Woche später haben wir Vlad übernommen. Mallory hatte ihm schon fast zwei Jahre lang auf der Pelle gesessen, den Piratengroupie gespielt, seinen Schwanz gelutscht, Pfeifen und Flaschen mit ihm geleert. Und dann, in einer dunklen Nacht in Sourcetown, plopp!« Murakami schlug eine Faust in die offene Hand. »Dieses tragbare Tseng-Zeug ist einfach wunderbar. Man kann ein De- und Resleeving in einem Hotelbadezimmer machen.«
    Sourcetown.
    »Hast du auch Brasil die ganze Zeit beobachtet?«
    »Neben anderen.« Wieder ein Achselzucken. »Eigentlich den ganzen Strip. Es ist der einzige Ort auf Harlans Welt, wo noch etwas vom alten rebellischen Geist übrig geblieben ist. Oben im Norden, selbst in den meisten Teilen von Newpest, geht es nur um Kriminalität, und du weißt, wie konservativ Kriminelle sind.«
    »Siehe Tanaseda.«
    »Siehe Tanaseda. Wir mögen die Yakuza, weil sie sich doch nur an die Mächtigen ankuscheln wollen. Und die haiduci sind trotz ihrer viel gepriesenen volkstümlichen Wurzeln im Grunde nur eine billige, manierenlose Version der gleichen Krankheit. Ach ja, hast du deinen Kumpel Segesvar erwischt? Hab völlig vergessen, danach zu fragen, bevor ich dich ausgeschaltet habe.«
    »Ja. Ein Sumpfpanther hat ihn gefressen.«
    Murakami lachte leise. »Brillant! Warum, zum Teufel, hast du nur den Dienst quittiert, Tak?«
    Ich schloss die Augen. Der Betäubungskater schien schlimmer zu werden. »Was ist mit dir? Hast du das Doppel-Sleeve-Problem für mich gelöst?«
    »Ach… nein, noch nicht.«
    Überrascht öffnete ich wieder die Augen.
    »Er läuft hier immer noch irgendwo herum?«
    Murakami hob verlegen die Hand. »Es scheint so. Du bist offenbar nicht leicht totzukriegen, nicht mal in dem Alter. Aber

Weitere Kostenlose Bücher