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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wickelrock der Tang-Erntearbeiter, der an einer Seite geschlitzt ist, ihr Oberkörper ist nackt, und sie ist jung, jünger, als ich sie mir normalerweise vorstelle. Ihre Brüste hängen lang und glatt herunter, wie Papaya-Früchte, und mein Mund schmerzt mit einer Erinnerung an ihren Geschmack. Sie blickt zur Seite, schaut auf mich herab und lächelt.
    Und er stürzt durch eine andere Tür ins Zimmer, eine Tür, die, wie ich mich flüchtig erinnere, hinaus auf den Kai führt. Stürzt ins Zimmer und stürzt sich auf sie wie etwas Elementares.
    Du Fotze, du hinterhältige versaute Fotze.
    Mit dem Schock verschiebt sich erneut mein Blick, und ich stehe plötzlich an der Schwelle. Der Schleier des Zielfernrohrs ist verschwunden, dies ist jetzt und real. Es dauert drei Schläge, bis ich mich bewegen kann. Eine Rückhand mit voller Wucht, ein Hieb, den wir alle gelegentlich von ihm erhalten haben, aber diesmal lässt er sich richtig gehen – sie wird quer durch die Küche auf den Tisch katapultiert und stürzt, sie steht auf, und er schlägt sie noch einmal nieder, und sie blutet, ein heller Strom aus ihrer Nase in einem verirrten Sonnenstrahl, der durch die Jalousie dringt. Sie versucht aufzustehen, diesmal vom Boden, und er tritt ihr mit einem Fuß in den Bauch, sie verkrampft sich und rollt sich auf die Seite, die Schüssel kippt um, und Seifenlauge ergießt sich wie eine leckende Zunge in meine Richtung, über die Schwelle, über meine nackten Füße, und dann ist es, als würde ein Geist von mir an der Tür stehen, während der Rest von mir ins Zimmer stürmt und versucht, zwischen sie zu gelangen.
    Ich bin klein, wahrscheinlich nicht älter als fünf Jahre, und er ist betrunken, sodass der Schlag nicht gut gezielt ist. Aber er genügt, mich zurück zur Tür zu schleudern. Dann kommt er und baut sich über mir auf, die Hände unbeholfen auf die Knie gestützt, schwer durch seinen schlaffen Mund atmend.
    Wenn du hier noch einmal reinkommst, Junge, zerquetsche ich dich, bis du platzt.
    Er macht sich nicht einmal die Mühe, die Tür zu schließen, als er zu ihr zurückgeht.
    Doch während ich wie ein hilfloses Bündel dahocke und weine, streckt sie einen Arm aus und stößt mit der Hand gegen die Tür, sodass sie zuschwingt und die weiteren Ereignisse vor mir verbirgt.
    Dann nur noch die Geräusche von Schlägen und die zurückschwingende Tür.
    Ich kämpfe mich durch den gekippten Korridor, auf der Jagd nach der Tür, während das letzte Licht durch den Spalt dringt und sich das Wimmern in meiner Kehle zu einem Reißflügler-Schrei moduliert. Eine Flutwelle steigt in mir auf, und gleichzeitig wachse ich, mit jeder verstreichenden Sekunde werde ich älter. Bald bin ich alt genug. Ich werde die Tür erreichen, ich werde eintreffen, bevor er uns alle im Stich lässt, bevor er aus unserem Leben verschwindet, bevor ich dafür sorgen werde, dass er verschwindet. Ich werde ihn mit bloßen Händen töten, ich habe Waffen in den Händen, meine Hände sind Waffen, und die zähe Flüssigkeit zieht sich zurück, und ich werfe mich gegen die Tür wie ein Sumpfpanther, aber es nützt nichts. Sie ist schon zu lange verschlossen, sie ist massiv, und der Aufprall schüttelt mich durch wie ein Betäubungsschuss, und…
    Ach ja. Betäubungsschuss.
    Also ist es gar keine Tür, sondern…
    … das Dock, und mein Gesicht ist auf den Untergrund geknallt, in einer klebrigen Pfütze aus Spucke und Blut, nachdem ich mir beim Sturz offenbar auf die Zunge gebissen habe. Das ist nichts Ungewöhnliches bei einer Betäubung.
    Ich hustete und würgte an einer Kehle voller Schleim. Spuckte ihn aus, machte eine schnelle Schadensinventur und wünschte mir, ich hätte es nicht getan. Mein gesamter Körper war nach der Betäubungsladung eine kreischende Ansammlung aus zitternden und schmerzenden Muskeln. Übelkeit verkrampfte meine Eingeweide und die Magengrube, mein Kopf fühlte sich leicht an und war mit sternenklarer Luft gefüllt. Mein Gesicht tat auf der Seite weh, wo mich der Schlag mit dem Gewehrkolben getroffen hatte. Ich lag eine Weile da und versuchte das alles wieder irgendwie unter Kontrolle zu bekommen, dann löste ich mein Gesicht vom Boden und hob den Kopf wie ein Seehund. Es war eine kurze, gescheiterte Bewegung. Meine Hände waren mit irgendwelchen Riemen hinter meinem Rücken gefesselt, und ich konnte nichts sehen, was sich oberhalb Fußknöchelhöhe befand. Das warme Pulsieren von aktivem Biokitt um meine Handgelenke. Es gab nach, um

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