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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine Hände nicht durch die lange Fesselung zu verletzen, und es würde sich wie warmes Wachs auflösen, wenn man das richtige Enzym darauf tröpfelte, aber man konnte sich genauso wenig herauswinden, wie man sich die eigenen Finger abziehen konnte.
    Die Verlagerung auf meine Hosentasche förderte eine wenig überraschende Tatsache zu Tage. Man hatte mir das Tebbit-Messer abgenommen. Ich war unbewaffnet.
    Ich würgte die dünnen Rückstände eines leeren Magens hervor. Fiel zurück und bemühte mich, nicht mit dem Gesicht hineinzuklatschen. Ich hörte Blasterfeuer aus größerer Entfernung und schwach etwas, das wie Gelächter klang.
    Ein Stiefelpaar klatschte in der Nässe an mir vorbei. Hielt inne und kehrte zurück.
    »Er kommt wieder zu sich«, sagte jemand und pfiff. »Zäher kleiner Scheißkerl. He, Vidaura, haben Sie gesagt, Sie hätten diesen Arsch ausgebildet?«
    Keine Antwort. Ich wuchtete mich noch einmal hoch und schaffte es, mich auf die Seite zu rollen. Blinzelte benommen zur Gestalt hinauf, die über mir stand. Vlad Tepes schaute aus einem sich klärenden Himmel herab, aus dem fast kein Regen mehr fiel. Sein Gesichtsausdruck war ernst und bewundernd, und er rührte sich nicht, während er mich beobachtete. Von seiner früheren aufgemethten Nervosität war nichts mehr zu bemerken.
    »Gute schauspielerische Leistung«, krächzte ich.
    »Hat Ihnen gefallen, was?« Er grinste. »Habe ich Sie also hinters Licht fuhren können, wie?«
    Ich fuhr mit der Zunge über die Zähne und spuckte eine Mischung aus Blut und Kotze aus. »Ja, ich dachte, Murakami musste den Verstand verloren haben, dass er Sie einsetzt. Was ist also mit dem originalen Vlad passiert?«
    »Ach ja.« Er verzog ironisch das Gesicht. »Sie wissen ja, wie das so ist.«
    »Ja, ich weiß. Wie viele von Ihnen sind noch hier? Abgesehen von Ihrer vollbusigen psychochirurgischen Spezialistin, meine ich.«
    Er lachte entspannt. »Ja, sie sagte, sie hätte Sie beim Gaffen erwischt. Schönes Stück Fleisch, nicht wahr? Wissen Sie, vorher hat Liebeck den Sleeve eines Hochseilartisten aus Limon getragen.
    Flach wie ein Brett. Ein Jahr später hat sie sich immer noch nicht entschieden, ob sie mit der Veränderung zufrieden ist oder nicht.«
    »Limon, was? Limon auf Latimer.«
    »Richtig.«
    »Die Heimat der Top-DeComs.«
    Er grinste. »Jetzt ergibt allmählich alles Sinn, was?«
    Es ist nicht leicht, mit den Achseln zu zucken, wenn die Hände hinter dem Rücken gefesselt sind und man auf dem Boden liegt. Doch ich gab mir alle Mühe. »Ich habe die Tseng-Ausrüstung in ihrer Kabine gesehen.«
    »Verdammt, also haben Sie doch nicht auf ihre Titten gestarrt.«
    »Doch, habe ich«, gab ich zu. »Aber Sie wissen ja, wie das ist. Keine unbewusste Wahrnehmung geht jemals verloren.«
    »Das ist die beschissene Wahrheit.«
    »Mallory!«
    Wir beide blickten uns zum Ruf um. Todor Murakami kam über das Dock aus der Richtung des Feuchtbunkers. Er war nur mit der Kalaschnikow an der Hüfte und dem Messer an der Brust bewaffnet. Sanfter Regen umhüllte ihn mit leichtem Funkeln vom heller werdenden Himmel.
    »Unser Renegat hat sich aufgesetzt und reihert«, sagte Mallory und deutete auf mich.
    »Gut. Da Sie der Einzige sind, der Ihre Truppe dazu bringen kann, etwas auf koordinierte Weise zu tun, sollten Sie losziehen und Ordnung in den Haufen bringen. Im Bordellflügel liegen immer noch Leichen mit intaktem Stack herum, ich habe sie im Vorbeigehen gesehen. Vielleicht verstecken sich da unten sogar noch lebende Zeugen. Ich will, dass hier gründlich aufgeräumt wird, dass niemand am Leben bleibt und jeder Stack zu Schlacke zerschmolzen wird.« Murakami gestikulierte angewidert. »Mann, sie sind Piraten! Man sollte meinen, dass sie so etwas auf die Reihe kriegen. Stattdessen sind die meisten damit beschäftigt, die Panther freizulassen und sie als Übungszielscheiben zu benutzen. Hören Sie sich das an!«
    Immer noch ertönte Blasterfeuer – lange, undisziplinierte Entladungen, in die sich aufgeregte Rufe und Lachen mischten. Mallory zuckte die Achseln.
    »Wo ist Tomaselli?«
    »Baut immer noch zusammen mit Liebeck die Ausrüstung auf. Und Wang wartet auf der Brücke auf Sie, wo er aufzupassen versucht, dass niemand aus Versehen gefressen wird. Es ist Ihr Schiff, Vlad. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute damit aufhören, verdammt, und wenn Sie mit dem Aufräumen fertig sind, bringen Sie den Pfähler zum Beladen auf diese Seite.«
    »Gut.« Wie sich kräuselndes Wasser

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