Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Kiyoka tonlos.
    »Genau, Micky.« Orr grinste spöttisch. »Damit verdienen wir unseren Lebensunterhalt. Lehn dich einfach zurück und genieß die Aussicht.«
    »Es geht mir nur darum…«
    »Du hältst deine Scheißklappe, wenn du nicht…«
    »Hört mal her.« Obwohl Sylvie sehr leise sprach, wandten sich Orr und Kiyoka beim Klang ihrer Stimme um. »Warum lasst ihr beiden mich nicht mit Micky allein, während ich ihm die Sache erkläre?«
    »Sylvie, er ist einfach nur…«
    »Er hat das Recht, es zu erfahren, Orr. Würdest du uns jetzt bitte ein bisschen Platz machen?«
    Sie begleitete die beiden zur Tür, wartete, bis sie zugeklappt war, und ging dann an mir vorbei zu einem Stuhl.
    »Danke«, sagte ich.
    »Sieh mal.« Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass sie es wörtlich meinte. Sie griff sich ins Haar und zog den Hauptstrang heraus. »Du weißt, wie das Zeug funktioniert. Hier drin steckt mehr Prozessorleistung als in den meisten städtischen Datenbanken. Anders würde das gar nicht gehen.«
    Sie ließ den Strang los und schüttelte ihr Haar darüber. Ein leichtes Lächeln zuckte um ihren Mund. »Da draußen können wir eine Virenattacke abkriegen, die stark genug ist, um einen menschlichen Verstand wie Marmelade zu verschmieren. Oder vielleicht kriegen wir es auch nur mit Mimint-Interaktions-Codes zu tun, die versuchen, sich zu reproduzieren, mit Maschinenstörsystemen, Persönlichkeitskonstrukten, Datentreibgut – such dir was aus. Ich muss dazu in der Lage sein, all das aufzunehmen, zu sortieren, zu benutzen und dabei nichts ins Netz auslaufen zu lassen. Das ist mein Job. Immer und immer wieder. Und ganz egal, wie gut der Haushaltsreiniger ist, den man sich hinterher bestellt, etwas vom Müll bleibt immer zurück. Datenreste, die nicht totzukriegen sind. Spurenelemente.« Sie schauderte ein wenig. »Geister von Dingen. Unter der Dämpfung liegen Sachen, an die ich nicht mal denken will.«
    »Klingt, als könntest du neue Hardware vertragen.«
    »Ja.« Sie grinste säuerlich. »Ich habe nur gerade nicht so viel Kleingeld in der Tasche. Du verstehst?«
    Ich verstand. »Neueste Technik. Echtes Scheißzeug, was?«
    »Ja. Neueste Technik und verdammt unanständige Preise. Sie nehmen die Subventionen der Gilde und die Gelder aus dem Verteidigungsfonds des Protektorats und geben die ganzen beschissenen Entwicklungskosten der Sanction-Laboratorien an Leute wie uns weiter.«
    Ich hob die Hände zu einer hilflosen Geste. »Fortschritt hat seinen Preis.«
    »Ja, die Werbung habe ich auch gesehen. Arschgeigen. Hör mal, was da eben passiert ist, war nichts weiter als gärender Datenschleim. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass wir Jad angeschlossen haben. So was mache ich normalerweise nicht. Ungenutzte Kapazitäten – genau dort lädt das Datenverwaltungssystem normalerweise den Restmüll ab. Wahrscheinlich hat die Arbeit mit Jads Nervensystem das Zeug hochgespült.«
    »Kannst du dich erinnern, was du gesagt hast?«
    »Nur ungefähr.« Sie rieb sich die Schläfe und drückte sich mit den Fingern aufs geschlossene Auge. »Was über Religion? Über die Bärte?«
    »Ja, damit hat es angefangen. Dann hast du die frühe Quellcrist Falconer paraphrasiert. Du bist nicht zufällig Quellistin?«
    »Scheiße, nein.«
    »Hätte ich auch nicht gedacht.«
    Einen Moment lang schien sie zu überlegen. Unter unseren Füßen setzten leise stampfend die Motoren der Gewehre für Guevara ein. Die Abfahrt nach Drava stand unmittelbar bevor.
    »Vielleicht habe ich es von einer Streudrohne aufgeschnappt. Im Osten sind immer noch eine Menge von den Dingern unterwegs – sind das Geld nicht wert, um sie aus dem Verkehr zu ziehen, also lässt man sie in Ruhe, solange sie die örtlichen Komverbindungen nicht stören.«
    »Gibt es davon auch quellistische Exemplare?«
    »Aber klar. Mindestens vier oder fünf der Splittergruppen, die New Hok verwüstet haben, waren von den Quellisten inspiriert. Nach allem, was man hört, haben sie in der Anfangszeit der Siedlerkriege dort gekämpft.«
    »Das sagt man.«
    Die Tür summte. Sylvie nickte mir zu, und ich trat zur Tür und machte auf. Draußen im spärlich beleuchteten Korridor stand ein kleiner, drahtiger Kerl mit langen, zu einem Pferdeschwanz zurückgebundenen schwarzen Haaren. Er schwitzte stark.
    »Lazlo«, riet ich.
    »Ja. Wer, zum Teufel, bist du?«
    »Lange Geschichte. Willst du zu Sylvie?«
    »Das wäre nett«, erwiderte er mit

Weitere Kostenlose Bücher