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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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an einem Funkmast in der Mitte des Landkopfes befestigt waren, flogen in regelmäßigen Abständen über uns hinweg.
    Die Gewehre für Guevara stoppte die Maschinen und trieb längsseits zwischen zwei U-Booten hindurch. Ein paar Gestalten am Hafenbecken hielten in ihrer Arbeit inne, und Stimmen trieben über den kleiner werdenden Abstand zu uns herüber. Den größten Teil der Arbeit erledigten lautlose Maschinen. Die Sicherheitssoftware des Landkopfes verhörte die Navigationsintelligenz des Hoverladers und erteilte Landeerlaubnis. Die automatischen Andockklammern kommunizierten mit ihren Gegenstücken am Kai, einigten sich auf einen Anlegewinkel, schossen hervor und rasteten ein. Kabel wurden straff gekurbelt und zogen das Schiff heran. Ein gegliederter Gangwaykorridor erwachte zuckend zum Leben und saugte sich an der dockseitigen Ladeluke fest. Das Schiff erzitterte, als der Antigravauftrieb auf Hafenbetrieb umschaltete. Türen wurden entriegelt.
    »Zeit zu gehen«, sagte Lazlo und verschwand nach unten wie eine Ratte in ein Loch. Orr schickte ihm eine obszöne Geste hinterher.
    »Wozu bringst du uns überhaupt hier rauf, wenn du es so verdammt eilig mit dem Aussteigen hast?«
    Eine unverständliche Antwort trieb zu uns hoch. Schritte klapperten auf dem Niedergang.
    »Ach, lass ihn gehen«, sagte Kiyoka. »Hier läuft sowieso nichts, bevor wir mit Kurumaya gesprochen haben. Die werden schon Schlange vor der Ballonkammer stehen.«
    Orr blickte zu Sylvie. »Was machen wir mit Jad?«
    »Wir lassen sie hier.« Sie blickte mit seltsam verzückter Miene zur hässlichen, grauen Ansammlung von Fertigbauten hinüber. Es lag wohl kaum an der Aussicht – vielleicht lauschte sie gerade den Stimmen der Maschinen, überließ sich mit weit geöffneten inneren Augen dem Datenstrom. Abrupt schreckte sie auf und wandte sich zu ihrem Team um. »Wir haben die Kajüten noch bis Mittag. Es gibt keinen Grund, Jad zu bewegen, solange wir nicht wissen, wie es weitergeht.«
    »Und die Hardware?«
    Sylvie hob die Schultern. »Für die gilt das Gleiche. Ich schleppe den Müll nicht den ganzen Tag in Drava rum, während wir darauf warten, dass Kurumaya uns einen Termin gibt.«
    »Glaubst du, dass er uns wieder aufstellt?«
    »Nach dem, was letztes Mal passiert ist? Ich bezweifle es.«
    Unter Deck wimmelte es in den schmalen Korridoren vor drängelnden DeComs, die ihr Handgepäck über der Schulter oder über den Köpfen umherbugsierten. Hinter offen stehenden Kajütentüren sortierten Passagiere ihr Gepäck, um sich dann ebenfalls ins Getümmel zu stürzen. Aufgebrachte Rufe schallten über Köpfe und die darauf balancierten Kisten hinweg. Die große Masse bewegte sich zäh in Richtung der Ausstiegsluke am Bug. Wir fädelten uns ein und krochen, Orr vorneweg, mit dem Strom vorwärts. Ich hielt mich hinten und schirmte meine verletzte Seite so gut wie möglich mit einem Arm ab. Dann und wann kam ein Schmerzstoß durch. Ich ertrug es mit zusammengebissenen Zähnen.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit traten wir schließlich aus dem Gangwaykorridor und standen inmitten der Ballonkammern. Vor uns strömte der DeCom-Schwarm zwischen den Gebäudeblasen hindurch Richtung Zentralmast. Auf halbem Wege erwartete uns Lazlo. Er saß auf einem aufgeplatzten Plastikfass und grinste.
    »Warum habt ihr so lange gebraucht?«
    Knurrend deutete Orr einen Faustschlag an. Sylvie seufzte.
    »Sag mir wenigstens, dass du eine Wartemarke hast.«
    Feierlich wie ein Zauberkünstler öffnete Lazlo die Hand und gab den Blick auf einen kleinen schwarzen Kristall frei. Ein verschwommener Lichtpunkt im Innern verdichtete sich zur Zahl Siebenundfünfzig. Der Anblick veranlasste Sylvie und ihre Gefährten zu einer Reihe unterdrückter Flüche.
    »Ja, das wird ein bisschen dauern.« Lazlo zuckte die Achseln. »Da sind noch welche von gestern übrig, die teilen sie immer noch zu. Ich habe gehört, dass gestern in der Geräumten Zone irgendwas Ernsteres abgegangen ist. Gehen wir erst mal was essen.«
    Er führte uns quer durchs Lager zu einem langen silbernen Anhänger, der direkt an der Umzäunung stand. Billige Formtische und -stuhle sprossen vor der Essensausgabe aus dem Boden. Die verstreute Kundschaft beugte sich schweigsam und mit müden Gesichtern über Kaffeetassen und folienversiegelte Frühstücksteller. Hinter der Durchreiche eilten drei Angestellte wie auf Schienen vor und zurück. Dampf und Essensgerüche schlugen uns entgegen, durchdringend genug, um sogar den

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