Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
lachte Sylvie.
    Orr warf ihr einen befremdeten Blick zu. Hinter uns wurde der Aufruhr lauter. Der Steward zuckte die Achseln.
    »Ja, könnte jeder von den paar Dutzend Kommandoköpfen sein, die ich hier heute schon durchgewinkt habe. Aber was ich wirklich gerne wissen würde – was macht ein Haufen Priester eigentlich in einem Laden, in dem Holopornos gezeigt werden?«
    »Wichsen?«, schlug Orr vor.
    »Religion«, sagte Sylvie und würgte so angewidert, als wollte sie sich übergeben. Neben mir taumelte Jadwiga und drehte den Kopf etwas abrupter, als man es normalerweise tat. »Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass…«
    Sie stieß ein tiefes Grunzen aus. Ich warf Orr und Kiyoka einen besorgten Blick zu und stellte fest, dass auch ihre Mienen angespannt waren. Der Steward sah neugierig, aber noch nicht beunruhigt aus.
    »… dass jedes menschliche Glaubensbekenntnis nur eine billige Ausflucht ist, dass…«
    Noch ein erstickter Laut. Als würden ihre Worte durch einen Pfropfen aus schwerem Schlick herausgepresst. Jadwiga schwankte jetzt stärker. Der Gesichtsausdruck des Stewards veränderte sich, als er die Witterung von Ärger aufnahm. Sogar die DeComs in der Reihe hinter uns verlagerten ihre Aufmerksamkeit von der Prügelei oben auf der Rampe auf die bleiche Frau und die Ansprache, die aus ihr hervorquoll.
    »… dass die gesamte menschliche Geschichte vielleicht nur eine beschissene Ausrede für die Unfähigkeit ist, einen anständigen weiblichen Orgasmus hinzukriegen.«
    Ich trat ihr fest auf den Fuß.
    »Absolut.«
    Der Steward lachte nervös. Quellistische Ideen, selbst die frühen, eher poetischen, waren im kulturellen Kanon von Harlans Welt noch immer mit dem Warnhinweis Bitte mit größter Vorsicht behandeln versehen. Die Gefahr war zu groß, dass sich die Begeisterung für sie auf die spätere politische Theorie und – natürlich – die Praxis übertrug. Wenn man wollte, durfte man seine Hoverlader durchaus nach Revolutionshelden benennen – aber bitte nach solchen, die schon so lange Geschichte waren, dass niemand sich erinnerte, wofür sie gekämpft hatten.
    »Ich…«, sagte Sylvie verwirrt. Orr eilte ihr zur Hilfe.
    »Lass uns das später diskutieren, Sylvie. Wir gehen lieber erst mal an Bord.« Er stieß sie in die Seite. »Jad ist ja schon halb tot vor Müdigkeit, und mir geht’s auch nicht viel besser. Könnten wir…«
    Sie begriff. Straffte sich und nickte.
    »Ja, später«, sagte sie. Jadwigas Leiche hörte auf zu schwanken und hob sogar recht überzeugend eine Hand an die Stirn.
    »Absturzblues«, erklärte ich dem Steward mit einem Augenzwinkern. Seine nervösen Züge glätteten sich, und er grinste.
    »Kenn ich doch, Mann.«
    Gebrüll vom oberen Ende der Rampe. Ich hörte, wie jemand Frevel rief, und dann das Geräusch einer elektrischen Entladung. Wahrscheinlich Energieschlagringe.
    »Ich schätze, die haben da oben mehr an Land gezogen, als sie in den Laderaum kriegen«, bemerkte der Steward mit einem Blick an uns vorbei. »Um in einem Hafen voller DeComs rumzustänkern, hätten sie schweres Gerät mitbringen sollen. Okay, wir wären so weit. Sie können durch.«
    Wir schafften es ohne weitere Ausrutscher durch die Luke und wanderten auf der Suche nach unseren Kajüten durch hallende Metallkorridore. Hinter mir hielt Jads Leiche mechanisch Schritt. Das übrige Team verhielt sich, als sei nichts geschehen.
     
    »Also, was, zum Teufel, war das?«
    Nach einer halben Stunde kam ich endlich dazu, die Frage zu stellen. Sylvies Team stand bedrückt in ihrer Kajüte herum. Orr musste sich bücken, um nicht an die Deckenträger zu stoßen. Kiyoka schaute aus dem winzigen, nur einseitig durchsichtigen Bullauge – anscheinend hatte sie draußen im Wasser etwas Hochinteressantes entdeckt. Jadwiga lag mit dem Gesicht nach unten in einer Koje. Lazlo war noch immer nicht aufgetaucht.
    »Es war ein Ausrutscher.«
    »Ein Ausrutscher.« Ich nickte. »Hast du oft solche Ausrutscher?«
    »Nein. Nicht oft.«
    »Aber es ist schon mal passiert.«
    Orr duckte sich unter einem Träger hindurch, um sich drohend über mich zu beugen. »Warum hältst du nicht mal die Luft an, Micky. Keiner hat dich gezwungen, mitzukommen. Wenn dir unsere Arbeitsweise nicht gefällt, kannst du dich jederzeit verpissen.«
    »Ich wüsste nur gerne, was wir machen, wenn Sylvie mitten in einer Mimint-Situation plötzlich aus der Rolle fällt und Quellismen ausspuckt. Weiter nichts.«
    »Lass die Mimints unsere Sorge sein«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher