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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Runde, dann stand ich auf und erfreute mich einen Moment lang daran, dass die Bewegung nicht wehtat.
    »Klar doch. Ich komme mit. Dieser Kurumaya wird ja wohl nicht beißen, oder?«
     
    Tatsächlich machte er durchaus den Eindruck, als könnte er genau das.
    Auf Sharya hatte ich einmal mit einem Nomadenanführer zu tun gehabt, einem Scheich, dessen ganzer Reichtum über den Planeten verstreut in Datenbasen lag und der aus freien Stücken in einem mit Sonnenenergie versorgten Zelt lebte und halb domestizierte, genetisch angepasste Bisons über die Jahan-Steppe trieb. Fast hunderttausend kampferprobte Steppennomaden schuldeten ihm direkt oder indirekt Gefolgschaft, und wenn man in diesem Zelt saß und sich mit ihm beriet, spürte man die Befehlsgewalt, die sich in ihm ballte.
    Shigeo Kurumaya war eine etwas blassere Ausgabe desselben Typs. Er beherrschte die Kommando-Ballonkammer mit den gleichen harten Augen, der gleichen wortkargen Eindringlichkeit, obwohl er hinter einem mit Überwachungsgeräten beladenen Schreibtisch saß und von einem Pulk von DeComs umgeben war, die auf Aufträge warteten. Er war, genau wie Sylvie, ein Kommandokopf. Sein grau-schwarz meliertes Haar war zurückgeflochten und entblößte den Hauptstrang, der in einem vor etwa tausend Jahren aus der Mode gekommenen Samurai-Stil nach hinten gebunden war.
    »Platz da, Spezialauftrag.« Sylvie bahnte uns einen Weg zwischen den DeComs hindurch. »Platz da. Spezialauftrag. Gottverdammt, macht doch mal Platz! Spezialauftrag!«
    Missmutig machte man uns Platz, und schließlich erreichten wir den Schreibtisch. Kurumaya sah kaum von seiner Unterhaltung mit einem DeCom-Dreierteam auf, die den jugendlichmageren Sleevelook zur Schau trugen, der nach allem, was ich bisher gesehen hatte, offenbar typisch für Blinzelfische war. Seine Miene blieb unbewegt.
    »Sie haben keinen Spezialauftrag, von dem ich wüsste, Oshima-san«, sagte er ruhig, und um uns herum reagierten die DeComs mit wütenden Ausbrüchen. Kurumaya sandte ein paar Blicke in die Menge, und der Aufruhr legte sich.
    »Wie ich schon sagte…«
    Sylvie hob beschwichtigend die Hand. »Ich weiß. Shigeo, ich weiß, dass ich keinen habe. Ich will einen. Die Schleicher melden sich freiwillig für die Karakuri-Aufräumarbeiten.«
    Das sorgte erneut für Aufruhr, der diesmal allerdings etwas gedämpfter ausfiel. Kurumaya runzelte die Stirn.
    »Sie bitten um einen Aufräumjob?«
    »Ich bitte um einen Auftrag. Die Jungs haben zu Hause einen ganzen Haufen Schulden, und sie würden am liebsten vor sechs Stunden anfangen, was zu verdienen. Wenn das bedeutet, von Tür zu Tür zu gehen, machen wir genau das.«
    »Stell dich gefälligst hinten an, Schlampe«, sagte jemand hinter uns.
    Sylvie versteifte sich unmerklich, aber sie drehte sich nicht um. »Ich hätte mir denken können, dass du die Sache so siehst, Anton.
    Willst du dich auch freiwillig melden? Mit deiner Bande von Haus zu Haus gehen? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie es dir danken werden.«
    Ich blickte mich zu den versammelten DeComs um und entdeckte Anton, einen großen, schweren Typ unter einer Kommandomähne, die in einem halben Dutzend sich grell beißender Farben gefärbt war. Die Linsen in seinen Augen ließen die Pupillen wie Stahlkugeln aussehen, und unter der Haut seiner slawischen Wangenknochen konnte ich Schaltkreise ausmachen. Er zuckte ein wenig, näherte sich Sylvie jedoch nicht. Sein stumpfer, metallischer Blick wanderte zu Kurumaya.
    »Kommen Sie, Shigeo.« Sylvie grinste. »Erzählen Sie mir nicht, dass diese Leute hier alle für den Aufräumdienst anstehen. Wie viele Altgediente melden sich wohl freiwillig für diesen Scheiß? Sie schicken die Frischlinge, weil niemand sonst es für das Geld tut. Ich biete Ihnen hier ein Geschenk an, und das wissen Sie genau.«
    Kurumaya musterte sie von oben bis unten, dann schickte er die drei Blinzelfische mit einer Kopfbewegung weg. Sie traten mit verdrießlichen Mienen beiseite. Die Hololandkarte erlosch. Kurumaya lehnte sich zurück und sah Sylvie an.
    »Oshima-san, als ich Sie das letzte Mal vorgezogen habe, ignorierten Sie Ihren Auftrag und verschwanden nach Norden. Woher weiß ich, dass Sie nicht wieder das Gleiche tun?«
    »Shig, Sie haben mich losgeschickt, damit ich mir Trümmer ansehe. Jemand war vor uns da gewesen. Da war nichts mehr zu holen. Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.«
    »Als Sie schließlich wieder aufgetaucht sind, ja.«
    »Seien Sie doch

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