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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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vernünftig. Wie soll ich denn etwas deCommen, das schon verschrottet wurde? Wir haben uns abgesetzt, weil es nichts zu holen gab.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht. Wie kann ich Ihnen nun wieder vertrauen?«
    Sylvie seufzte demonstrativ. »Lieber Himmel, Shig. Sie haben einen Pferdeschwanz an Überkapazität, Sie müssen nur nachrechnen. Ich biete Ihnen einen Gefallen als Gegenleistung für die Möglichkeit, an schnelles Geld zu kommen. Wenn Sie die Sache ablehnen, muss ich bis irgendwann übermorgen warten, bevor ich drankomme, Sie kriegen nur Frischlinge zum Aufräumen, und wir verlieren beide. Was ergibt das für einen Sinn?«
    Eine ganze Weile bewegte sich niemand. Dann blickte Kurumaya aus dem Augenwinkel zu einem Gerät auf seinem Schreibtisch. Darüber erwachte ein Datengitter zum Leben.
    »Was ist das für ein Synth?«, fragte er beiläufig.
    »Oh.« Sylvie machte eine Darf-ich-vorstellen-Geste. »Ein neuer Rekrut. Micky Dusel. Technische Aushilfe.«
    Kurumaya hob eine Augenbraue. »Seit wann braucht Orr denn Hilfe?«
    »Wir probieren es nur mal aus. Meine Idee.« Sylvie lächelte breit. »So wie ich es sehe, kann man da draußen nie zu wenig Hilfe haben.«
    »Das mag sein.« Kurumaya wandte mir den Blick zu. »Aber Ihr neuer Freund hier bringt auch ein paar Beschädigungen mit.«
    »Nur ein Kratzer«, erwiderte ich.
    Die Farbmischung des Datencocktails änderte sich. Kurumaya warf einen Blick darauf, und im oberen Bereich vermengten sich die Formen. Er zuckte die Achseln.
    »Nun gut. Seien Sie in einer Stunde am Haupttor, und bringen Sie Ihre Ausrüstung mit. Sie kriegen die übliche Unterhaltsrate pro Tag zuzüglich zehn Prozent Erfahrungszuschlag. Mehr kann ich nicht für Sie tun. Für Abschüsse gibt es einen Bonus nach der MMI-Tabelle.«
    Sie schenkte ihm ein weiteres strahlendes Lächeln. »Bestens. Wir sind so weit. War nett, wieder Geschäfte mit Ihnen zu machen, Shigeo. Komm, Micky.«
    Als wir uns zum Gehen wandten, ließ ein eintreffender Datenstrom ihr Gesicht zucken. Sie fuhr zu Kurumaya herum und sah ihn verwirrt an.
    »Ja?«
    Er lächelte sie freundlich an. »Nur, damit das klar ist, Oshima-san. Sie werden zusammen mit den anderen in ein Aufräumraster eingebunden. Wenn Sie noch einmal versuchen, sich davonzustehlen, merke ich es. Ich werde Ihnen die Autorisierung entziehen und Sie hierher zurückbringen lassen, und wenn ich dafür die gesamte Räumtruppe einsetzen muss. Wenn Sie sich von einem Haufen Frischlinge festnehmen und herschleifen lassen wollen, dann versuchen Sie es nur.«
    Sylvie seufzte erneut, schüttelte betrübt den Kopf und drängte sich durch das dichte Knäuel wartender DeComs. Als wir an Anton vorbeikamen, zeigte er die Zähne.
    »Unterhaltsrate, Sylvie«, höhnte er. »Sieht so aus, als hättest du endlich deine Gewichtsklasse gefunden.«
    Dann stolperte er plötzlich zurück, seine Augäpfel zuckten nach oben, und sein Gesicht wurde ausdruckslos, als Sylvie zupackte und etwas in seinem Kopf verdrehte. Er taumelte, und der DeCom neben ihm musste ihn am Arm packen und festhalten. Er machte ein Geräusch wie ein Boxer, der einen schweren Schlag einsteckte. Mit zornerfüllter, undeutlicher Stimme rief er: »Verfickte…«
    »Lass es, Sumpfjunge.« Die lakonischen Worte blieben hinter ihr in der Luft hängen, als wir die Ballonkammer verließen.
    Sie hatte nicht einmal in seine Richtung geblickt.

 
7
     
     
    Das Tor war ein großes, metallgraues Rechteck, das sechs Meter in die Breite und zehn in die Höhe ragte. Es wurde von zwei zwanzig Meter hohen Türmen eingerahmt, an deren Innenseiten die Schienen einer Antigrav-Hebevorrichtung befestigt waren. Roboterwachsysteme krönten die Turmspitzen. Wenn man dicht genug vor dem grauen Metall stand, konnte man das unablässige Schaben des Aktivdrahts von der anderen Seite hören.
    Kurumayas freiwillige Aufräumer standen in kleinen Gruppen am Tor und unterhielten sich gedämpft. Nur gelegentlich erhob sich ein großspuriger Spruch über das allgemeine Gemurmel. Wie Sylvie vorausgesagt hatte, waren die meisten Anwesenden jung und unerfahren – ihr ungeschickter Umgang mit der Ausrüstung und ihr ungelenkes Verhalten sprachen Bände. Die spärliche Hardware-Ausstattung der Wartenden wirkte ebenfalls nicht gerade beeindruckend. Die Waffen stammten größtenteils aus ausgemusterten Armeebeständen, und insgesamt gab es kaum ein Dutzend Fahrzeuge, einige davon nicht mal gravgetrieben – gerade genug, um die Hälfte der rund

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