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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Eventualfonds.«
    »Vom beschissenen Eventualfonds?« Orr fuhr hoch. »Was war hier gestern los?«
    »Das wisst ihr noch nicht?« Oishii warf mit aufgerissenen Augen einen Blick in die Runde. »Was letzte Nacht passiert ist. Ihr habt nichts davon gehört?«
    »Nein«, antwortete Sylvie geduldig. »Deshalb fragen wir dich.«
    »Oh, verstehe. Ich dachte, inzwischen wüssten es alle. Da draußen streift ein Koop-Verband rum. In der Geräumten Zone. Gestern hat er sich ein Geschütz zusammengebastelt. Eine selbstgetriebene Kanone, und zwar eine große. Mit Skorpionchassis. Kurumaya musste schnellstens alle zusammentrommeln, bevor es uns unter Beschuss nehmen konnte.«
    »Ist irgendwas von dem Ding übrig geblieben?«, fragte Orr.
    »Weiß man nicht. Wir haben die primären Assembler und das Geschütz auf einmal erledigt, aber von dem Kleinkram hat sich eine Menge verteilt. Drohnen, Sekundärsysteme, der ganze Scheiß. Einige sagen, dass man Karakuri gesichtet hätte.«
    »Blödsinn!«, schnaufte Kiyoka.
    Oishii zuckte erneut die Achseln. »Ich habe auch nur davon gehört.«
    »Mech-Marionetten? Red keinen Scheiß.« Kiyoka erwärmte sich sofort für das Thema. »Seit über einem Jahr hat es in der BZ keine Karakuri mehr gegeben.«
    »Es hat auch keine Koop-Maschinen gegeben«, gab Sylvie zu bedenken. »So was kommt halt vor. Oishii, glaubst du, dass wir eine Chance haben, heute noch zugeteilt zu werden?«
    »Ihr?« Oishiis Grinsen kehrte zurück. »Nie im Leben, Sylvie. Nicht nach dem, was beim letzten Mal passiert ist.«
    Sylvie nickte bedrückt. »Hab ich mir schon gedacht.«
    Das Jazzstück endete auf einem steigenden Ton und wurde durch eine langsam lauter werdende, kehlige und eindringliche Frauenstimme ersetzt. Die Worte hatten einen altertümlichen Klang.
    »Und hier wirft Dizzy Csangos Interpretation ein ganz neues Licht auf den Klassiker Down the Ecliptic, genauso, wie der Quellismus neues Licht auf die uralten Ungleichheiten der Wirtschaftsordnung wirft, die wir von den Gestaden der Erde durch die Dunkelheit hierher getragen haben. Es versteht sich von selbst, dass Dizzy sein Leben lang überzeugter Quellist gewesen ist, und wie er oft sagte…«
    Ein Stöhnen stieg von den versammelten DeComs auf.
    »Ja, er war auch sein ganzes Leben lang ein beschissener Meth-Junkie«, rief jemand.
    Zwischen den lautstarken Missfallensäußerungen plapperte die Propaganda-DJane munter weiter. Sie sang ihr fest einprogrammiertes Lied seit Jahrhunderten. Die Beschwerderufe der DeComs klangen auf eine seltsame Art zufrieden, als pflegten sie eine lieb gewonnene Angewohnheit, genau wie unser Protest bei Watanabe. Orrs detaillierte Kenntnis vom Siedlerzeit-Jazz ergab langsam Sinn.
    »Ich muss mich davonmachen«, sagte Oishii. »Vielleicht hole ich euch ja in der Ungeräumten Zone ein?«
    »Ja, vielleicht.« Sylvie sah ihm nach, dann beugte sie sich zu Lazlo hinüber.
    »Wie liegen wir in der Zeit?«
    Der Blinzelfisch kramte in seiner Tasche und zeigte ihr die Wartemarke. Die Zahl war mittlerweile auf zweiundfünfzig umgesprungen. Sylvie schniefte angewidert.
    »Was sind Karakuri?«, erkundigte ich mich.
    »Mech-Marionetten«, erklärte Kiyoka wegwerfend. »Keine Sorge, denen wirst du hier nicht begegnen. Mit denen haben wir letztes Jahr aufgeräumt.«
    Lazlo steckte den Kristall wieder ein. »Vermittlungseinheiten. Gibt es in allen Formen und Größen. Die kleinen sind etwa so groß wie ein Reißflügler, fliegen können sie allerdings nicht. Haben nur Arme und Beine. Manchmal bewaffnet, und schnell.« Er grinste. »Nicht gerade ein Spaß.«
    Plötzlich versteifte sich Sylvie ungeduldig und stand auf.
    »Ich rede jetzt mit Kurumaya«, verkündete sie. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir unsere Dienste für die Aufräumarbeiten anbieten.«
    Allgemeines Protestgeschrei ertönte, lauter als zuvor bei der Propaganda-DJane.
    »… kann nicht dein Ernst sein.«
    »Für Aufräumarbeiten wird unter aller Sau bezahlt, Chef.«
    »Ich wühle nicht vor den Scheißtüren anderer Leute rum…«
    »Leute!« Sie hob die Hände. »Das ist mir alles scheißegal, klar? Wenn wir die Warteschlange nicht überspringen, dann sitzen wir hier morgen noch rum. Und das ist verdammt noch mal nicht gut. Falls ihr es vergessen habt: Jad wird bald ziemlich antisozial riechen.«
    Kiyoka wandte den Blick ab. Lazlo und Orr brummten etwas in den Bodensatz ihrer Misosuppe.
    »Kommt irgendwer mit?«
    Schweigen und abgewandte Gesichter. Ich warf einen Blick in

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