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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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fünfzig DeComs zu befördern. Es sah ganz so aus, als müssten die Übrigen zu Fuß aufräumen.
    Kommandoköpfe waren ausgesprochen dünn gesät.
    »Die Sache läuft folgendermaßen«, begann Kiyoka selbstgefällig. Sie lehnte sich auf die Schnauze der Gravgondel, auf der ich saß, und verschränkte die Arme. Das kleine Fahrzeug schaukelte leicht im Parkkissen. Ich fuhr das Gravfeld ein wenig hoch, um den Impuls auszugleichen. »Die meisten Frischlinge können keine nennenswerte Bezahlung erwarten. Sie steigen praktisch systemblind ein. Versuchen sich mit Aufräumarbeiten und vielleicht ein bisschen leichter Beute vom Rand der Ungeräumten Zone Geld für Upgrades zu beschaffen. Wenn sie gute Arbeit leisten und Glück haben, wird jemand auf sie aufmerksam. Manche werden von einem Team übernommen, das Verluste ausgleichen muss.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann lassen sie sich das Haar wachsen.« Lazlo schaute grinsend vom Gepäckfach einer unserer beiden anderen Gondeln auf, in dem er gerade herumgestöbert hatte. »Hab ich Recht, Chef?«
    »Ja, genauso läuft es«, antwortete Sylvie leicht säuerlich. Sie stand mit Orr neben der dritten Gondel und versuchte wieder einmal, Jadwiga wie ein lebendes menschliches Wesen erscheinen zu lassen. Man sah ihr die Anstrengung an. Für mich selbst war die Sache auch nicht besonders angenehm – wir hatten es geschafft, die tote DeCom auf eine der Gondeln zu bugsieren, aber das Fahrzeug über Jads Körper zu steuern lag jenseits von Sylvies Kontrollmöglichkeiten. Also saß Jad bei mir hinten drauf. Es hätte ziemlich seltsam ausgesehen, wenn ich während der Wartezeit abgestiegen und sie einfach auf der Gondel sitzen geblieben wäre, also blieb ich, wo ich war. Sylvie hatte einen Arm der Leiche liebevoll um meine Schulter drapiert und ließ den anderen an meiner Hüfte ruhen. Ab und zu drehte sich Jadwigas Kopf, und ihre Züge verzogen sich hinter der Sonnenbrille zu etwas, das einem Lächeln nahe kam. Ich versuchte mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
    »Du solltest lieber nicht auf Las hören«, riet mir Kiyoka. »Von zwanzig Frischlingen hat nicht mal einer das Zeug zum Kommandanten. Klar, sie können einem das Zeug einbauen, aber die meisten würden einfach verrückt werden.«
    »Ja, wie unser Chef hier.« Lazlo war mit dem Gepäckfach fertig, verschloss es und ging um die Gondel herum.
    »Man macht Folgendes«, fuhr Kiyoka geduldig fort. »Man sieht sich nach jemandem um, der dem Druck standhält, und bildet eine Koop. Finanziert sich gemeinsam, bis man das Haar und die Basisanschlüsse für die anderen bezahlen kann, und los geht’s. Ein frisches, neues Team. Was glotzt du so?«
    Die letzten Worte waren an einen jungen DeCom gerichtet, der sich vorsichtig genähert hatte, um neidisch unsere Gravgondeln und die Ausrüstung anzustarren. Kiyokas Tonfall ließ ihn zurückweichen, aber die Gier in seinem Gesicht blieb.
    »Dracul-Serie, was?«, fragte er.
    »Richtig.« Kiyoka klopfte auf die Verschalung der Gondel. »Einundvierziger Dracul, vor gerade mal drei Monaten in Millsport vom Fließband gekommen, und alles, was du über sie gehört hast, trifft hundertprozentig zu. Ummantelte Getriebe, intern eingebauter EMP und Partikelstrahlbatterie, flussreaktive Abschirmung und integriertes intelligentes Nuhanovic-System. Die haben alles eingebaut, was einer wie du sich wünschen kann.«
    Jadwiga wandte den Kopf in Richtung des jungen DeCom, und ich nahm an, dass der tote Mund sich erneut an einem Grinsen versuchte. Ihre Hand löste sich von meiner Schulter und glitt zur Hüfte hinab. Ich verlagerte unbehaglich das Gewicht.
    »Was hat sie gekostet?«, fragte unser neuer Fan. Hinter ihm sammelte sich eine kleine Truppe ähnlich gepolter Hardware-Enthusiasten.
    »Mehr, als irgendeiner von euch in diesem Jahr verdienen wird.« Kiyoka machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das Basispaket geht bei hundertzwanzig Riesen los. Und das hier ist nicht das Basispaket.«
    Der junge DeCom kam ein paar Schritte näher. »Darf ich…?«
    Ich durchbohrte ihn mit einem Blick. »Nein, du darfst nicht. Auf dem hier sitze ich.«
    »Komm her, Kleiner.« Lazlo pochte auf die Verschalung der Gondel, mit der er gerade beschäftigt war. »Lass die Turteltäubchen in Ruhe – die sind beide zu verkatert, um sich zu benehmen. Ich zeig dir diese hier. Dann habt ihr was, wofür ihr euch in der nächsten Saison anstrengen könnt.«
    Gelächter. Dankbar folgte die kleine Frischlingstruppe der Einladung.

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