Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dich zusammen«, wiederholte ich sanfter.
    Sie erschauerte. Setzte sich auf und räusperte sich erneut. Machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Politik!«, verkündete sie, und die wartende Menge von DeComs brach in Gelächter aus. Sie wartete, bis ihr Publikum fertig war. »Jetzt zu dem, weswegen wir hier sind, meine Damen und Herren. Mir ist bewusst, dass ich nicht der einzige Kommandokopf hier bin, aber ich schätze, dass ich den meisten von euch in Sachen Erfahrung den Rang ablaufe. Für diejenigen von euch, die sich nicht ganz sicher sind, wie die Sache hier läuft, also mein Vorschlag. Radiales Suchmuster. Wir teilen uns an jeder Gabelung auf, bis jede motorisierte Mannschaft eine Straße für sich hat. Die Übrigen können hinterherlaufen, wo sie wollen, aber ich würde euch raten, nicht mehr als sechs in einer Suchreihe zu haben. Die motorisierten Teams fahren auf den Straßen vor, wer das Pech hat, zu Fuß zu sein, überprüft die Gebäude. Lange Pausen bei Gebäudeuntersuchungen, die Motorisierten fahren nicht weiter, die Leute drinnen fordern Unterstützung von den Fahrern draußen an, wenn sie irgendetwas sehen, bei dem es sich um Mimint-Aktivität handeln könnte – was auch immer es ist.«
    »Und was ist mit den Prämien?«
    Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
    »Was ich abschieße, gehört mir. Ich bin nicht zum Teilen hier«, stimmte ein anderer lauthals zu.
    Sylvie nickte.
    »Ihr werdet feststellen.« Ihre verstärkte Stimme erstickte den Widerspruch »Dass erfolgreiche DeCom-Aktionen aus drei Stadien bestehen. Zuerst schießt ihr euren Mimint ab. Dann lasst ihr euren Anspruch darauf registrieren. Und dann müsst ihr noch lange genug leben, um zum Landkopf zurückzukehren und euch das Geld abzuholen. Die letzten beiden Stadien dieses Vorgangs sind besonders schwer, wenn man mit verstreuten Eingeweiden und ohne Kopf auf der Straße rumliegt. Was höchstwahrscheinlich der Fall sein wird, wenn einer von euch ohne Hilfe versucht, ein Karakuri-Nest auszunehmen. Das Wort Team hat eine bestimmte Bedeutung. Diejenigen von euch, die irgendwann mal Teil eines Teams sein wollen, sollten ein wenig darüber nachdenken.«
    Das Gemurmel fiel zu einem dumpfen Grummeln ab. Hinter mir straffte sich Jadwigas Leiche und nahm das Gewicht von meinem Arm. Sylvie ließ den Blick über ihr Publikum schweifen.
    »In Ordnung. Mit dem Radialmuster werden wir uns ziemlich schnell ziemlich weit verteilen, also lasst eure Kartierungssysteme ununterbrochen online. Markiert die Straßen, wenn ihr damit fertig seid, bleibt in Kontakt zueinander, und seid darauf vorbereitet, noch einmal zurückzugehen, um die Lücken abzudecken, wenn das Muster sich aufspreizt. Verteilungsanalyse. Denkt dran, dass die Mimints darin fünfzigmal so gut sind wie wir. Wenn ihr eine Lücke lasst, werden sie sie bemerken und nutzen.«
    »Wenn es dort überhaupt Mimints gibt«, ertönte eine Stimme aus der Menge.
    »Wenn es dort überhaupt welche gibt«, stimmte Sylvie zu. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Willkommen in New Hok. Also.« Sie richtete sich auf dem Trittbrett der Gravgondel auf und blickte in die Runde. »Hat irgendjemand noch etwas Konstruktives zu sagen?«
    Stille. Fußscharren.
    Sylvie lächelte. »Gut. Dann lasst uns mit der Aufräumaktion anfangen. Radiales Suchmuster, wie abgemacht. Los geht’s!«
    Halbherziger Jubel erhob sich, und hochgereckte Fäuste präsentierten Waffen und Werkzeuge. Irgendein Volltrottel feuerte einen Blasterschuss in dem Himmel. Kriegsrufe und allgemeine Begeisterung waren die Folge.
    »… treten ein paar beschissenen Mimints in den Arsch…«
    »Wir machen einen fetten Haufen Geld, Mann! Einen fetten Haufen!«
    »Zieh dich warm an, Drava, jetzt kommen wir!«
    Kiyoka fuhr an meine andere Seite und zwinkerte mir zu.
    »Das alles werden sie noch brauchen«, sagte sie. »Und noch viel mehr. Du wirst schon sehen.«
    Eine Stunde später wusste ich, was sie gemeint hatte.
    Es war eine langwierige, frustrierende Arbeit. Man fuhr fünfzig Meter mit der Geschwindigkeit einer Netzqualle, wobei man den Trümmern und Fahrzeugwracks ausweichen musste. Man behielt die Sensoranzeigen im Auge. Man hielt an. Wartete, bis die DeComs zu Fuß in die Gebäude links und rechts eingedrungen waren und sich durch rund zwanzig beklemmende Stockwerke gearbeitet hatten, Schritt für Schritt. Lauschte ihren von Dauerbetonwänden verzerrten Komtransmissionen. Behielt die Sensoranzeigen im Auge. Markierte das Gebäude als sauber. Wartete,

Weitere Kostenlose Bücher