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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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bis die Fußgänger rausgekommen waren. Behielt die Sensoranzeigen im Auge. Bewegte sich stockend weitere fünfzig Meter vorwärts. Behielt die Sensoranzeigen im Auge. Hielt an.
    Wir fanden absolut nichts.
    Die Sonne führte ein Rückzugsgefecht gegen die Wolkendecke. Nach einer Weile fing es an zu regnen.
    Die Sensoranzeigen im Auge behalten. Weiter die Straße entlang. Anhalten.
    »Nicht alles eignet sich für die Werbespots, was?« Kiyoka saß unter einer Kuppel aus zerplatzenden Regentropfen, die vom unsichtbaren Schutzschirm ihrer Gondel abprallten, und neigte den Kopf in Richtung der DeCom-Fußgänger, die gerade ein neues Gebäude in Angriff nahmen. Sie waren inzwischen völlig durchnässt, und die gespannte, überdrehte Aufregung, die noch vor einer Stunde geherrscht hatte, war inzwischen abgeklungen. »Unbegrenzte Möglichkeiten und Abenteuer im Brachland von New Hok. Bringt Regenschirme mit.«
    Hinter ihr grinste Lazlo und gähnte. »Hör auf, Ki. Jeder muss irgendwo anfangen.«
    Kiyoka lehnte sich im Sattel zurück und warf einen Blick über die Schulter. »He, Sylvie. Wie lange wollen wir hier noch…?«
    Sylvie machte eine Handbewegung, eine der knappen, codierten Gesten, die ich nach der Schießerei mit Yukio hatte beobachten können. Die Envoy-Wahrnehmung machte mich darauf aufmerksam, dass Kiyokas Augenlid zuckte – sie nahm Daten auf, die ihr der Kommandokopf übermittelte. Lazlo nickte zufrieden.
    Ich klinkte mich in das Komset ein, das sie mir anstelle einer Direktverbindung zu Sylvies Schädel gegeben hatten.
    »Passiert hier etwas, worüber ich Bescheid wissen sollte, Sylvie?«
    »Nö«, antwortete Orrs Stimme abweisend. »Wir schalten dich schon rein, wenn es was gibt, das du wissen müsstest. Nicht wahr, Sylvie?«
    Ich blickte mich zu ihr um. »Nicht wahr, Sylvie?«
    Sie lächelte ein wenig erschöpft. »Nicht jetzt, Micky.«
    Die Sensorzeigen im Auge behalten. Die regennasse, aufgerissene Straße entlangfahren. Die Schirme der Gondeln erzeugten glitzernde ovale Kuppeln aus ablaufendem Regenwasser über unseren Köpfen. Die Fußgänger fluchten und wurden nass.
    Wir fanden nichts.
    Gegen Mittag waren wir ein paar Kilometer weit in die Stadt vorgedrungen, und die Spannung des Einsatzes hatte sich zu Langeweile verflüchtigt. Zu beiden Seiten waren die nächsten Teams mindestens fünf oder sechs Straßenzüge entfernt. Das Kartierungsausrüstung zeigte die unregelmäßig angeordneten wartenden Fahrzeuge, und wenn man den offenen Kanal einstellte, konnte man dem Murren der Fußgänger lauschen, die die Gebäude absuchten. Jede Spur vom anfänglichen Machen-wir-sie-fertig- Enthusiasmus war aus ihren Stimmen verschwunden.
    »Seht euch das an«, brummte Orr plötzlich.
    Die Durchfahrtsstraße, die wir gerade überprüften, knickte scharf nach rechts ab und führte direkt auf einen runden, von pagodenförmigen Terrassen gesäumten Platz. Am gegenüberliegenden Ende wurde er von einem mehrstöckigen Tempelbau begrenzt, der von weit auseinander stehenden Säulen gestützt wurde. Dort, wo das Pflaster aufgerissen war, sammelte sich Regenwasser in großen Pfützen. Abgesehen vom wuchtigen, schräg liegenden Wrack eines ausgebrannten Skorpiongeschützes gab es nirgendwo Deckung.
    »Ist das der, den sie vergangene Nacht kaltgemacht haben?«
    Lazlo schüttelte den Kopf. »Nein, der steht hier schon seit Jahren rum. Außerdem hat der in der vergangenen Nacht es nicht mal geschafft, sich ein Fahrgestell zu bauen, bevor sie ihn gegrillt haben – zumindest nach dem, was Oishii erzählt hat. Das da drüben war ein munterer selbstgetriebener Mimint-Dreckskerl, bevor man ihn getötet hat.«
    Orr warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
    »Hol lieber die Frischlinge runter«, sagte Kiyoka.
    Sylvie nickte. Über unseren lokalen Kanal trieb sie den Putztrupp aus den Gebäuden und versammelte ihn hinter den Gravgondeln. Sie wischten sich Regenwasser aus den Gesichtern und starrten misstrauisch auf den Platz. Sylvie stand auf dem rückwärtigen Trittbrett ihrer Gondel und aktivierte die Komweste.
    »Also, aufgepasst!«, rief sie. »Hier sieht’s ziemlich friedlich aus, aber weil wir uns nicht sicher sein können, fangen wir mit einem neuen Muster an. Die Gondeln fahren ans andere Ende und überprüfen das Erdgeschoss des Tempels. Sagen wir, zehn Minuten lang. Dann fährt eine Gondel zurück und hält Wache, während die anderen beiden sich an den Seiten des Platzes zurückarbeiten. Wenn sie sicher bei euch

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