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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gliedmaßen, wie riesige Insekten mit Intelligenz und Bewusstsein. Die krabbelnde Vorhut der Karakuri. Wie übergroße Dosenöffner hebelten sie Türen und Fenster auf, huschten in die Gebäude hinein und wieder hinaus. Ich zählte sieben. Etwa ein Drittel von dem, was die Karakuri aufzubieten hatten – Sylvie hatte geschätzt, dass die Offensivkapazität der Koop bei knapp zwanzig Mech-Marionetten lag. Dazu kamen drei Spinnenpanzer, von denen zwei aus Ersatzteilen zusammengestückelt waren, und natürlich das Skorpiongeschütz, die automatische Waffe, die das Herz des Ganzen darstellte.
    »Dann lassen Sie mir keine Wahl«, erklärte es. »Ich bin dazu gezwungen, Sie auf der Stelle als Eindringlinge zu neutralisieren.«
    »Klar doch«, erwiderte Lazlo gähnend. »Du bist gezwungen, es zu versuchen. Also lass uns damit anfangen, mein metallischer Freund.«
    »Ich bin schon dabei.«
    Ich erschauderte leicht, als ich an die Mordmaschine dachte, die uns aus dem Tal entgegenkroch und mit Wärmesichtaugen nach unseren Spuren suchte. Wir hatten die Mimint-Koop zwei Tage lang durch die Berge verfolgt, und der Umstand, dass wir uns plötzlich selbst in der Rolle der Gejagten wiederfanden, stellte eine unangenehme Wendung der Ereignisse dar. Zwar ließ mein Tarnanzug keine Körperstrahlung durch, und Gesicht und Hände hatte ich mir großzügig mit einem Chamäleochrom-Polymer eingeschmiert, das etwa das Gleiche bewirkte, aber unter dem gewölbten Überhang, an einer zwanzig Meter tief abfallenden Steilwand, in der meine Stiefel gerade genug Halt fanden, war es schwer, sich nicht in die Enge getrieben zu fühlen.
    Das ist nur die verfluchte Höhenangst, Kovacs. Unterdrück sie!
    Das war eine der weniger lustigen Ironien meines neuen Lebens in der Ungeräumten Zone. Neben der serienmäßigen Kampf-Biotech war mein kürzlich bezogener Sleeve – von Eishundo Organics, was auch immer das für eine Firma gewesen war – an den Handflächen und unter den Fußsohlen mit Gekko-Gen-Verbesserungen ausgestattet. Ich konnte hundert Meter Steilwand so mühelos hochklettern, wie andere eine Leiter hinaufstiegen – vorausgesetzt, dass ich tatsächlich Lust auf so eine Scheißaktion hatte. Bei gutem Wetter konnte ich barfuss klettern und damit meinen Halt verdoppeln, aber selbst unter den gegenwärtigen Bedingungen konnte ich hier theoretisch unbegrenzt hängen. Die Millionen gentechnisch erzeugten, winzigen Häkchen an meinen Händen hatten sich fest in den Fels gegraben, und das perfekt abgestimmte Muskelsystem, praktisch frisch aus dem Tank, verlangte nur selten nach kleinen Haltungswechseln, um mit den Dauerbelastungskrämpfen klarzukommen. Jadwiga, die im Tank neben mir resleevt worden war und zuerst deutliche Anzeichen von Unbehagen gezeigt hatte, war angesichts der Gentech in ohrenbetäubendes Jauchzen ausgebrochen. Während des restlichen Nachmittags war sie wie eine Eidechse auf Tetrameth an den Wänden und Decken des Bunkers rumgeflitzt.
    Ich für meinen Teil mochte keine Höhen.
    Auf einer Welt, auf der man aus Angst vor dem Engelsfeuer nicht flog, war das kein besonders ungewöhnliches Problem. Die Envoy-Konditionierung unterdrückte jede Angst mit der geschmeidigen Kraft einer schweren Hydraulikpresse, aber sie half nicht gegen die Milliarden Fühler aus Argwohn und Unbehagen, mit denen man sich jeden Tag einwickelte, um sich vor seinen Phobien zu schützen. Ich hing jetzt seit fast einer Stunde in der Felswand und war beinahe bereit, dem Skorpiongeschütz meine Position zu verraten, wenn das anschließende Feuergefecht mich nur auf den ebenen Boden zurückbringen würde.
    Ich ließ den Blick weiterwandern und spähte zum Nordrand des Tals. Irgendwo da drüben wartete Jad. Ich konnte sie mir fast bildlich vorstellen. Ebenfalls getarnt und sehr viel besser vorbereitet, auch wenn ihr genau wie mir eine interne Verdrahtung fehlte, die sie direkt mit Sylvie und dem Rest des Teams verbunden hätte. Wir beide behalfen uns mit einem Induktionsmikro und einem verschlüsselten Audiokanal in Sylvies Teamnetz. Flickwerk, aber die Mimints würden kaum in der Lage sein, es zu knacken – in Sachen Kryptografie lagen sie zweihundert Jahre zurück, und für den größten Teil dieser Zeit hatten sie sich nicht mit den Codes der menschlichen Sprache beschäftigen müssen.
    Das Skorpiongeschütz stakste mit langen Schritten in Sicht. Es hatte dieselbe triste Khakifarbe wie die Karakuri, aber es war so groß, dass ich es, auch ohne die

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