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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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gefällt mir, ich möchte Sie Ihnen abkaufen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ja, natürlich.«
    »Könnten Sie mir Erwachsenengeld dafür geben?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, richtiges Geld aus einer Langzeitanlage«, erklärte Brett. »Beglaubigtes Geld.«
    »Aber beglaubigtes Geld ist nur für spezielle Transaktionen gedacht. Wie Lebensverlängerung, Kapitalgeschäfte, Pensionen, halt solche Sachen.«
    »Nein, das stimmt nicht. Beglaubigtes Geld ist das wahre Geld der wahren Wirtschaft. Die Art Geld, die Leute wie Griff und ich niemals in die Hände bekommen.« Bretts Jungmädchenaugen - von einem warmen Haselnussbraun, die Augäpfel so weiß und klar, dass sie nahezu künstlich wirkten - verengten sich. »Sie brauchen mir nicht viel richtiges Geld zu geben. Ich wäre schon glücklich, wenn ich nur ein bisschen beglaubigtes Erwachsenengeld hätte.«
    »Ich würde Ihnen ja was geben«, sagte Mia, »aber es geht nicht. Natürlich verfüge ich über beglaubigtes Kapital, das auf meinen Namen eingetragen ist, aber das ist alles in langfristigen Anlagen gebunden, wie es auch sein sollte. Niemand nutzt diese finanziellen Instrumente für Alltagsgeschäfte wie zum Beispiel den Erwerb von Kleidung oder Nahrungsmitteln. Was haben Sie denn gegen eine Geldkarte einzuwenden?«
    »Ohne beglaubigtes Kapital kann man kein richtiges Geschäft aufmachen«, sagte Brett. »Dann muss man sich mit allen möglichen Steuer-, Versicherungs- und Haftungsproblemen herumschlagen. Das ist alles Teil der großen Verschwörung, um die jungen Leute klein zu halten.«
    »Nein, das stimmt nicht«, entgegnete Mia. »Sondern es dient der Geldstabilität und der Verminderung der Liquidität auf den Kapitalmärkten. Das ist ein sehr ödes und kompliziertes Thema, Brett, aber zufällig bin ich Medizinökonomin und kenne mich ein wenig damit aus. Hätten Sie miterlebt, was in den Zwanzigern, Vierzigern und selbst noch in den Sechzigern auf den Märkten los war, wüssten Sie die heutigen zeitbasierten Beschränkungen der Kapitalflüsse zu schätzen. Sie haben gute Auswirkungen gehabt, das Leben ist jetzt viel vorhersagbarer. Die ganze Struktur des medizinisch-industriellen Komplexes beruht auf verlässlichen Bewilligungsprozeduren und abgestufter Reduzierung der Liquidität.«
    Brett zuckte die Achseln. »Ach, schon gut, schon gut ... Ich wusste, dass Sie mir nichts geben würden, aber ich musste es trotzdem versuchen. Sie sind mir hoffentlich nicht böse.«
    »Nein, schon gut. Ich bin Ihnen nicht böse.«
    Brett blickte sich im Laden um, verzog die glänzenden Lippen zu einem affektierten Lächeln. »Mr. Quiroga ist nicht da. Wahrscheinlich hat er wieder Sozial dienst. Er soll den Laden führen, aber wenn man ihn braucht, ist er nicht da ... Wahrscheinlich bekommt er mehr Behandlungspunkte von der Regierung, wenn er uns jungen Leuten nachspioniert ... Können Sie mir fünfzehn Einheiten dafür geben? In bar?«
    Mia holte die Minibank aus der Handtasche, übertrug fünfzehn Einheiten auf die Smartcard und reichte sie Brett.
    Brett verstaute die Karte sorgfältig in der Rucksacktasche und entfernte einen kaum sichtbaren Anhänger vom roten Jackenärmel. Sie schob den Anhänger unter die schlafende Katze, die einmal reflexhaft miaute. »Also, vielen Dank, Mia. Griff wird sich mächtig freuen, dass ich was verkauft habe. Das heißt, falls ich Griff jemals wiedersehe.«
    »Wollen Sie ihn denn wiedersehen?«
    »Ach, er wird sich schon bei mir melden. Er wird mir Honig ums Maul schmieren und sich entschuldigen und alles, aber er ist nicht gut für mich. Er ist intelligent, aber dumm, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er wird es nie zu was bringen. Er wird auch niemals von hier fortgehen.« Brett war rastlos. »Gehen wir.«
    Sie traten aus der Mall auf die Pierce Street hinaus. Ein Polizei-Pekinese mit einem pinkfarbenen Halsband kam den Hügel heruntergewackelt. Brett blieb stocksteif stehen und starrte den kleinen Hund voll unverhohlener Feindseligkeit an. Als der Hund sie passiert hatte, ging sie weiter.
    »Ich könnte heute Abend noch aufbrechen«, erklärte Brett und schwang die jungen, makellosen Arme unter dem Poncho. »Einfach einen Flieger nach Stuttgart besteigen. Nein, besser nicht nach Stuttgart, da wäre es zu voll. Lieber eine andere Stadt in Europa. Vielleicht Warschau. Flugzeuge sind wie Busse. Kaum jemand macht sich die Mühe nachzuprüfen, ob man bezahlt hat.«
    »Das wäre unredlich«, sagte Mia mit sanftem Vorwurf.
    »Ich würde schon damit

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