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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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originalverpackte Spiele. Zu hohen Sammlerpreisen. Aber der Karton allein? Nein. Der ist nicht viel wert.«
    »Sie spielen nicht?«
    »Gott bewahre. Es ist verdammt schwer, die Spiele zum Laufen zu bringen. Außerdem sind sie fürchterlich.«
    Sie aßen Faserfettucin mit Proteinwürfeln in Bratensoße, dazu grüne Kohlehydratflocken. »Das schmeckt wirklich köstlich«, sagte Brett, die eifrig zulangte. »Ich weiß gar nicht, weshalb sich jedermann über medizinische Diät beklagt. So wie Sie es anrichten, schmeckt es richtig gut. Der Geschmack ist so subtil. Viel besser als pflanzliche und tierische Nahrung.«
    »Danke.«
    »Ich habe bis zum Alter von fünf Jahren bloß Spezialkost gegessen«, prahlte Brett. »Damals war ich so stark wie ein Pferd, ich war kein einziges Mal krank. Ich konnte Klimmzüge machen und den ganzen Tag rumlaufen, ich konnte alle Kinder, die von Milch und solchem Zeug lebten, zusammenschlagen! Und Gemüse! Wer kleinen Kindern Gemüse gibt, den sollte man bestrafen. Haben Sie jemals Gemüse gegessen?«
    »Seit fünfzig Jahren nicht mehr. Ich glaube, inzwischen ist es verboten, Kindern Gemüse zu geben. Jedenfalls in Kalifornien.«
    »Das Zeug ist ekelhaft. Besonders der Spinat. Mais ist auch widerlich. Diese großen gelben Körner mit all den kleinen Samen darauf…« Brett schauderte.
    »Haben Sie jemals Eier gegessen? Eier enthalten eine Menge Cholesterin.«
    »Tatsächlich? Keine Ahnung, vielleicht hab ich mal eins in einem Nest gefunden und gegessen.« Brett lächelte zufrieden und schob den leeren Teller weg. »Sie sind eine richtig gute Köchin, Maya. Ich wünschte, ich könnte kochen. Mit Tinkturen kenne ich mich besser aus. Sie haben doch bestimmt ein richtig großes Bad, nicht wahr? Könnte ich vielleicht ein Bad nehmen? Hätten Sie was dagegen?«
    »Weshalb sollte ich?«
    »Anschließend wollen Sie es vielleicht desinfizieren.«
    »Oh. Also, ich bin da sehr modern, Brett, damit komme ich klar.«
    »Ist gut.«
    Während Brett badete, sammelte Mia ihre Sachen auf, bestrahlte sie hygienehalber mit Mikrowellen, wusch und trocknete sie. Die Schuhe mit den elastischen Sohlen sahen aus, als würden sie beim Sterilisieren schmelzen oder platzen, daher rührte Mia sie nicht an. Die Schuhe verströmten einen starken Geruch. Eigentlich war er gar nicht so unangenehm, aber es hatten längere Zeit bloße Füße drin gesteckt, und jetzt labte sich irgendeine Bakterienart in der feuchten Wärme.
    Brett kam aus dem Bad, ein Handtuch um den Leib geschlungen. »Sie möchten das Handtuch bestimmt sterilisieren«, sagte sie reumütig und reichte es Mia. Brett war überall behaart. In den Achselhöhlen, an der Scham, um die Brustwarzen. Seidig glänzendes menschliches Fell. Die Wirkung des vielen Haars war erstaunlich sittsam und nüchtern. Brett wirkte kaum verlegen; sie setzte sich nackt und behaart auf den Teppichboden und wühlte in ihrem Rucksack.
    »Das war wundervoll«, sagte sie. »Baden ist wundervoll. Seit vier Wochen schlafe ich in einem Zelt.«
    »In einem Zelt, ach wirklich? Wie abenteuerlich.«
    »Ja, hauptsächlich unter den Bäumen im Buena Vista Park. Das heißt, vor allem in den Bäumen, in einer Hängematte. Von dort hat man eine großartige Aussicht auf die Stadt. Wir waschen uns in öffentlichen Toiletten und essen aus Pappkartons, so kann man wirklich billig leben. Aber jetzt wird es allmählich zu kalt dafür.«
    »Ist das nicht gefährlich?«
    Brett zuckte die Achseln. »Das hier ist San Francisco! Die halbe Bevölkerung ist beim Sozialdienst. Niemand belästigt einen. Was sollte man mir schon antun, mich ausrauben? Meine Kleider sind alle in Läden untergebracht, und die Entwürfe existieren bloß virtuell.« Sie nahm eine kleine Plastikflasche aus der Rucksacktasche, dann holte sie die Klapperschlange heraus.
    Sie klappte das strahlend weiße Gebiss des trägen Tieres auseinander und drückte die Giftzähne nacheinander durch ein kleines Loch in der elastischen Spitze des Fläschchens. Dann drückte sie mit dem flachen Daumen auf den eingedellten, geschuppten Kopf. Als die Zähne geladen waren, stopfte sie die Schlange wieder in den Rucksack. Sodann holte sie ein Metallröhrchen mit Schnappverschluss hervor. Sie nahm eine Art Wachsstift aus dem Röhrchen und rieb sich damit sorgfältig die Zwischenräume der Zehen ein.
    »Das ist Fußwachs«, erklärte sie. »Lebendige, aber nicht vermehrungsfähige Bakterien. Sie fressen den Schmutz und den Schweiß und so, damit sich dort

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