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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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herum, triffst niemanden, tust nichts.« Er lachte. »Hast du dich verlaufen?«
    »Ich habe kein bestimmtes Ziel, ich bin bloß auf der Durchreise.«
    »Also hast du dich doch verlaufen.«
    »Na ja«, meinte Maya, »könnte man vielleicht so sagen. Aber wenigstens spioniere ich nicht geschlagene zwei Stunden lang anderen Leuten nach, so wie du.«
    Ulrich lächelt bedächtig, schwang den großen braunen Rucksack von den Schultern und stellte ihn sich vor die Füße. »Wie hätte ich eine so schöne Frau nicht beobachten sollen?«
    Maya spürte, wie sich ihre Augen weiteten. »Ist das dein Ernst? Ach, du meine Güte ...«
    »Ja, ja! Ich bin doch bestimmt nicht der erste Mann, der dir das sagt! Du bist schön. Wunderschön! Du bist so niedlich wie ein großes Kaninchen.«
    »Ich wette, auf deutsch klingt das richtig nett, Ulrich, aber...«
    »Ich kann dir bestimmt helfen. Wo liegt dein Hotel?«
    »Ich habe keins.«
    »Und wo ist dann dein Gepäck?«
    Sie hob die Handtasche hoch.
    »Kein Gepäck. Kein Hotel. Keine Adresse. Hast du Geld?«
    »Nein.«
    »Und wie steht’s mit einem Ausweis? Du hast doch hoffentlich einen Ausweis.«
    »Auch nicht.«
    »Aha. Dann bist du also eine Ausreißerin.« Ulrich ließ sich das durch den Kopf gehen; offenbar erfüllte es ihn mit Genugtuung. »Dann habe ich eine gute Neuigkeit für dich, Miss Maya, die Ausreißerin. Du bist nicht die einzige Ausreißerin, die es nach Munchen verschlagen hat.«
    »Eigentlich wollte ich heute Abend mit dem Zug nach Frankfurt zurückfahren.«
    »Nach Frankfurt! Welche Schande! Frankfurt ist eine Gruft. Ein Grab! Komm mit, dann zeige ich dir das berühmteste Lokal der ganzen Welt!«
    »Weshalb sollte ich mit einem Typen mitgehen, der so grausam zu Schafen ist?«
    Ulrich fasste sich bestürzt an den Schafsfellmantel. »Du machst wohl Witze! Ich bin nicht grausam! Ich habe das Schaf im Kampf Mann gegen Mann getötet! Der Schafsbock wollte mich ermorden! Komm mit, dann zeige ich dir das berühmte Hofbräuhaus. Dort gibt es Fleisch! Und Bier!«
    »Du willst mich verarschen.«
    »Es ist nicht weit.« Ulrich verschränkte die mit weißem Fell bedeckten Arme. »Du willst es doch bestimmt sehen, oder?«
    »Klar. Ich will es sehen. Also gut.«
    Wie versprochen führte er sie zum Hofbräuhaus. Es hatte einen überwölbten Eingang und Messingtüren, und davor standen uniformierte Sozialdienstleute. Ulrich streifte die Jacke ab und schlüpfte in Sekundenschnelle aus der Hose. Das Schafsfell stopfte er in seinen geräumigen Rucksack. Unter dem Fell war er mit einem bunt gemusterten Gymnastikanzug bekleidet.
    Das Hofbräuhaus hatte eine hohe Gewölbedecke, geschmückt mit Wandmalereien, Eisenbeschlägen und Laternen. Es war wundervoll warm und roch stark nach Kerzen und gebratenem Fleisch. Ergraute Blasmusiker mit komischen Hüten und breiten Hosenträgern spielten zweihundertfünfzig Jahre alte Polkas, die Art Volksmusik, die so abgenutzt war, dass sie wie Flusskiesel durch die Ohren flutschte. Die Besucher drängten sich auf Holzbänken an langen Tischen und gaben sich dem alkoholisierten Frohsinn hin. Zu ihrer Erleichterung stellte Maya fest, dass die meisten keinen Alkohol tranken. Stattdessen tranken sie kühles Malzbier aus großen Gläsern und atmeten den Alkohol aus seitlich angebrachten befeuchteten Inhalatoren ein. Auf diese Weise wurde die Dosis reduziert und die Leber nicht in Mitleidenschaft gezogen.
    Es war laut. »Möchtest du etwas essen?«, brüllte Ulrich.
    Maya blickte auf ein Tablett, das vorbeigetragen wurde. Tierfleischbrocken schwammen in brauner Soße, dazu gab es zerfetzten Kohl und Kartoffelstücke. »Ich habe keinen Hunger!«, sagte sie.
    »Möchtest du Bier trinken?«
    »Igitt!«
    »Was willst du dann?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht die seltsamen Leute beobachten. Gibt es hier einen ruhigen Ort, wo man sich hinsetzen und unterhalten kann?«
    Ulrich kniff ungeduldig die Augen zusammen, dann musterte er die Menge. »Würdest du mir einen Gefallen tun? Siehst du die alte Touristin mit dem Notebook dort drüben?«
    »Ja?«
    »Frag sie doch mal, ob sie einen Stadtplan hat. Rede einen Moment mit ihr, eine Minute, das reicht schon. Bitte sie ... bitte sie, dir zu zeigen, wo der Chinaturm liegt. Dann gehst du nach draußen. Ich warte auf dich. Auf der Straße.«
    »Warum?« Sie musterte ihn forschend. »Du hast irgendetwas Schlimmes vor.«
    »Nichts richtig Schlimmes. Aber es könnte sehr nützlich für uns sein. Rede mit ihr. Reden ist nicht

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