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Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition)

Titel: Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Bartens
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dokumentiert, die Darstellung der Herzkranzgefäße sowie die Operation eines Bypasses und der Halsschlagader. »Wir müssen bessere Kriterien aufstellen, wann ein Verfahren angemessen ist und wann nicht, um Wildwuchs einzudämmen«, fordert Korenstein.
    Doch trotz aller Leitlinien und Empfehlungen verordnen mehr als 60 Prozent der Ärzte beharrlich Antibiotika bei grippalen Infekten, obwohl die Mittel nichts gegen Viren ausrichten und nur den Körper schwächen sowie zur Bildung von Resistenzen beitragen. Ein erheblicher Anteil der Koronarangiographien lässt sich ebenso wenig medizinisch rechtfertigen wie die meisten Röntgen- oder Kernspinaufnahmen bei Rückenschmerzen oder gar Tumormarker.
    Auch in Deutschland ist die überflüssige Verordnung von Medikamenten und Therapien verbreitet, so dienen beispielsweise zwei von drei Koronarangiographien nicht der Herzgesundheit, sondern der Amortisation der Geräte. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht. »Aber wenn man alles einbezieht, was an zu viel Medizin in Deutschland betrieben wird, sehe ich keinen Grund, hierzulande von anderen Dimensionen auszugehen«, sagt Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Mehr Qualität, bitte
    Eigentlich ist bekannt, wie die Medizin besser werden könnte – doch im Alltag schleifen sich diese Erkenntnisse ab. Ein neutraler Beobachter muss sich gelegentlich fragen: Hat man es mit Ärzten oder schwer erziehbaren Jugendlichen zu tun? Manchmal sind Unterschiede kaum zu erkennen, denn Ermahnungen wie Ausflüchte gleichen sich. Regelmäßig ertönt in der Medizin der Appell, sich die Hände zu waschen und Hygieneregeln zu beachten. Irrtümer sollen nicht verschwiegen, sondern zugegeben werden, um daraus zu lernen und sie künftig zu vermeiden. Chronische Missverständnisse in Klinik wie Praxis müssen ausgeräumt werden, da sie Fehlerquellen sind. Ärzte und Pflegekräfte sollen mehr miteinander reden und über mögliche Verbesserungen sprechen. Außerdem gilt: nicht immer anderen die Schuld geben, wenn etwas schiefläuft. Und nicht alle Missstände auf das System schieben.
    Im November 2011 fand in Berlin der 5. Nationale Qualitätskongress Gesundheit statt. Ein ehrenwerter Titel, ein vernünftiges Anliegen sowieso. Diskutiert wurden Infektionsschutz und Hygiene wie auch das Problem der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen. Die Sicherheit für Patienten stand im Fokus mit Schwerpunkten auf der Arzneimitteltherapie und bei chirurgischen Eingriffen. Und natürlich ging es um eine bessere medizinische Versorgung. Alles so weit richtig und wichtig – und so bekannt.
    »Es geht um eine andere Kultur in der Medizin, um die Grundhaltung, die wir verändern müssen«, sagt Hartwig Bauer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und Mahner für mehr Qualität in der Medizin. »Viele Chirurgen haben ein heroisch-verfälschtes Bild von ihrem Berufsstand und sehen sich als Arzt, der nie müde wird und niemals Fehler macht.« Bauer zitiert eine Untersuchung, in der Chirurgen, Anästhesisten und Piloten gefragt wurden, ob sie glauben, dass sie noch genauso gut operieren, narkotisieren oder eben ein Flugzeug lenken können, wenn sie angestrengt und übermüdet sind. Nur 26 Prozent der Piloten trauten sich das zu, aber immerhin 47 Prozent der Anästhesisten und gar 70 Prozent der Chirurgen. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass in nur 30 bis 40 Prozent der deutschen Kliniken M-und-M-Konferenzen etabliert sind. Dabei wird über Morbidität und Mortalität diskutiert, also über die Gründe für Komplikationen, Zusatzerkrankungen und Todesfälle bei Patienten. In angelsächsischen Ländern sind solche selbstkritischen Zusammenkünfte von Ärzten und Pflegenden in den Kliniken Standard.
    Doch wie soll eine solche Diskussionskultur im Krankenhaus entstehen, wenn die zitierte Umfrage ebenfalls erbrachte, dass 25 Prozent der Chirurgen es für ärgerlich halten, wenn junge Kollegen kritisch nachfragen – was nur zwei Prozent der Piloten unangenehm ist? »Die Tatsache, dass immer wieder – wie während der aktuellen Konferenz – auf notwendige Verbesserungen hingewiesen wird, zeigt ja, dass viele bekannte Regeln immer noch zu wenig beachtet werden«, sagt Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft. »Dabei geht es oft um ganz banale Dinge.«
    Entscheidend ist für Ludwig, wie Ärzte mit Fehlern umgehen: »Es geht nicht um individuelle Fehler,

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