Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
dazu Künstler, Sim-Schauspieler, Wirtschaftsbosse und Unternehmensvorstände, Minister der Allianzen und Botschafter ein. Auf der Party waren mehr berühmte, bekannte Gesichter versammelt, als ich je an einem einzigen Ort vermutet hätte. Es fiel auf, dass LitVid-Reporter fehlten. Wir sollten uns wohlfühlen, lockere Unterhaltungen und exzellente Speisen genießen, während Bithras die Gelegenheit beim Schopf ergreifen würde, um verschiedene Geschäfte anzuleiern und unsere Anliegen vorzubringen.
    Die Party fand in Miriams Suite statt. Alle Wände und Möbel waren so gerückt, dass die Wohnung optimalen Platz bot. Wir kamen vor den meisten anderen Gästen an. Miriam legte mir mütterlich einen Arm um die Schultern und zog mich zur Seite. »Lass dich von diesen Leuten nur nicht zu sehr einschüchtern«, riet sie mir. »Das sind auch nur Menschen, die du deinerseits leicht beeindrucken kannst. Du bist eine Exotin, meine Liebe – und das solltest du ausnutzen. Es werden einige sehr attraktive Männer da sein.« Sie lächelte mir genießerisch zu.
    Ich war ganz bestimmt nicht darauf aus, mir bei einer zielgerichteten politischen Zusammenkunft Männer zu angeln. Aber ich erwiderte ihr Lächeln und sagte: »Ich werde mich schon amüsieren!« – und das nahm ich mir auch fest vor.
    Nach und nach trafen die Gäste in Schüben ein und scharten sich um bestimmte Berühmtheiten. Allen, Bithras und ich trennten uns, widmeten uns verschiedenen Gruppen und beantworteten Fragen wie: Warum haben Sie den weiten Weg zur Erde gemacht? – Was haben die Marsianer eigentlich gegen die großen neuen Strömungen in der Kunst? – Ich habe gehört, dass immer noch mehr als die Hälfte aller Frauen auf dem Mars selbst gebären – wie ungewöhnlich! Gilt das auch für Ihre Familie? – Was halten Sie von der Erde? Ist sie nicht ein schreckliches kulturelles Tollhaus? Und nach solchen Gesprächen seilten wir uns vorsichtig ab und wandten uns den nächsten Gruppen zu.
    Zwar erkannte ich viele Berühmtheiten, aber Miriam hatte es irgendwie geschafft, keinen Menschen einzuladen, den ich wirklich kennenlernen wollte. Keinen von den Dichtern der Erde, die ich bewunderte (möglicherweise deshalb bewunderte, weil ich die Lit dem Vid vorzog). Keinen der Politiker, mit denen ich mich befasst hatte. Die meisten Partygäste waren überkandidelt – Washington zog die Reichen und Schönen immer noch scharenweise an – und nicht gerade auf meiner Wellenlänge.
    Bithras schien allerdings ganz in seinem Element zu sein und kam seinen Pflichten mühelos nach. Die meiste Zeit über war er von Wirtschaftsbossen umringt, deren Unternehmen am Mars interessiert waren. Ich merkte, dass vier Pakistanis geduldig auf eine Gesprächsgelegenheit warteten. Die beiden Männer trugen konservative graue Anzüge, eine der beiden Frauen hatte einen Sari in grellem Orange an, die andere ein locker fallendes, dreiteiliges Ensemble in Grautönen. Als sie an die Reihe kamen, unterhielt sich Bithras in Pandschabi und Urdu mit ihnen und wurde noch aufgedrehter.
    Allen kam vorbei und blinzelte mir zu. »Wie läuft’s?«, fragte er.
    Wir befanden uns außer Hörweite anderer Gäste in einer Ecke. Hierhin hatte ich mich zurückgezogen, um Fruchtsaft zu trinken. »Langweilig«, antwortete ich ganz leise. »Wo ist denn Bithras abgeblieben?« Er hatte das Zimmer verlassen.
    »Er redet mit den Pakistanis über alte Zeiten, glaube ich«, antwortete Allen. »Wie kommt’s, dass du dich langweilst? Es sind doch einige sehr berühmte Leute hier.«
    »Ich weiß. Ich bin selbst daran schuld.«
    »Aha. Du würdest wohl lieber in den Adirondacks herumklettern oder …«
    »Mach mir nicht den Mund wässrig!«
    »Die Pflicht, die Ehre, der Planet ruft«, sagte Allen und verließ mich, um sich einer anderen Gruppe zu widmen.
    Bithras tauchte nach zehn oder fünfzehn Minuten wieder auf. Er sprach ernsthaft mit einer der pakistanischen Frauen, die ihm aufmerksam zuhörte und häufig nickte. Sein Gesicht glühte vor Begeisterung, ich freute mich für ihn. Allerdings konnte ich kein Wort der Unterhaltung verstehen.
    Die Party hatte sich so ausgeweitet, dass es kein freies Fleckchen mehr gab, und immer noch trafen neue Gäste ein. Miriam huschte in der Menge hin und her, vermittelte Gespräche und trieb die Leute zu Speisen und Getränken – wie ein Hirtenhund, der die bessere Gesellschaft zusammenhalten muss.
    Einige der Leute, die gerade hereinkamen, wirkten in meinen Augen schon mehr als

Weitere Kostenlose Bücher