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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Rechte. Falls sie besonders verhaltensauffällig sind, legen ihre Familien ihnen nahe, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapie, falls nötig. Wenn ihr … äh … Vergehen über Familieninterna hinausgeht, kann man sie vor das Gericht des Rates bringen. Aber …«
    »Marsianer sind keine Freunde der Therapie«, warf Mendoza ein und starrte uns einen nach dem anderen an. »Einige von uns in Utah teilen ihre Bedenken.«
    »Wir halten nichts von Therapie als Modeströmung«, erläuterte Bithras. »Aber wir sind auch nicht grundsätzlich dagegen.«
    »Wir meinen, dass eine Verbesserung in der Mentalität von Marsianern möglicherweise dazu führen könnte, dass eine effizientere Gesellschaftsstruktur leichter akzeptiert wird«, sagte Juarez Sommers und sah Mendoza leicht verärgert an.
    »Selbstverständlich ist es der Senatorin unbenommen, eine solche Auffassung zu vertreten«, stellte Bithras gelassen fest.
    Diese Richtung der Befragung wurde nicht weiterverfolgt. Für einige Sekunden unterbrachen die Senatoren das Verhör, vielleicht holten sie sich Informationen von Harold S. Dann machten sie weiter.
    »Ihnen ist sicher bekannt, dass die wichtigen Bündnisse der Erde ihrer Unzufriedenheit über die Rückständigkeit des Mars inzwischen Ausdruck verliehen haben«, sagte Juarez Sommers. »Sie sind so unzufrieden, dass sogar schon wirtschaftliche Sanktionen im Gespräch sind. Der Mars hängt, was lebenswichtige Waren betrifft, stark von der Erde ab. Das ist doch richtig?«
    »Nicht ganz, Frau Senatorin«, entgegnete Bithras. Sie musste wissen, dass es so nicht stimmte. Sie wollte auf etwas hinaus, das mir noch nicht klar war.
    »Wickeln Ihre Bindenden Gruppen die Geschäfte nur mit der Hilfe menschlicher Gehirne ab? Oder setzen sie auch Denker ein?«
    »Wir stützen uns auf Denker, aber treffen unsere Entscheidungen natürlich selbst. Wie Sie es ja auch hier tun … im Kongress. Ich nehme an, dass Harold S. lediglich ein hochgeschätzter Berater ist.«
    »Und diese Denker werden auf der Erde entwickelt«, fuhr sie fort.
    »Wir brauchen wohl noch ein paar Jahre, bis wir unsere eigenen Denker auf dem Mars entwickeln können.« Bithras sah nach unten, auf den Tisch, und rieb mit einem Finger am Rand des Kom entlang. Kaum merklich war sein Gesicht bei dem Satz der Senatorin, der eine versteckte Drohung enthalten mochte, rot angelaufen.
    »Die marsianische Nano-Technik hinkt bekanntlich ein ganzes Jahrzehnt hinter der Erde her. Dasselbe gilt für die Leistungsfähigkeit Ihrer Industrie.«
    »Ja.«
    »Die Konzerne der Erde und die nationalstaatlichen Patentbehörden haben Bedenken dagegen, neue, verbesserte Konstruktionspläne der Nano-Technik einer Gesellschaft zu überlassen, in der es kaum zentrale Kontrollen gibt.«
    »Noch nie haben Marsianer Konstruktionspläne geschmuggelt oder sich widerrechtlich Patente angeeignet. Innerhalb aller Bindenden Gruppen werden Patentlizenzen und Zahlungen für Patente genau registriert und überwacht. Außerdem gestatten wir der Erde die Inspektion von Einrichtungen, die patentierte oder mit Urheberrechten versehene Konstruktionen verwenden.«
    »Trotzdem bestehen diese Bedenken, und sie schaden der Industrie und der Entwicklung des Mars, stimmt’s?«
    »In aller Bescheidenheit«, antwortete Bithras, »muss ich doch anmerken, dass wir selbst wissen, was uns schadet oder nützt.«
    Was Bithras nicht erwähnte, war der auf dem Mars weit verbreitete Eindruck, dass der Erde unsere wirtschaftliche Stagnation ganz gut in den Kram passte. Denn so konnte sie uns ja fest an der Kandare halten.
    »Will sich der Mars denn gar nicht weiterentwickeln?«, fragte Mendoza. Seine Augen hatte er vor lauter Staunen weit aufgerissen. »Und die Führer des Mars – die Rechtsvertreter der verschiedenen BGs, die Bezirksgouverneure, die die Ressourcen verwalten – wollen sie alle abseits stehen, wenn der Dreierbund sich jetzt um große Vorstöße bemüht?«
    »Natürlich wollen wir mitmachen, soweit es unsere bescheidenen Möglichkeiten zulassen«, antwortete Bithras. »Aber nie sollte die Erde vom Mars erwarten, dass er seine Rechte und Ressourcen veräußert, seine Eigenständigkeit aufgibt und sich der Lust und Laune irgendeines fremden Eigentümers unterwirft.«
    Mendoza lachte. »An so etwas würden meine Kollegen und ich im Traum nicht denken. Kann ja sein, dass wir selbst ein Refugium brauchen, falls wir nicht wiedergewählt werden …«
    »Du sprichst hier wohlgemerkt nur für dich, John«, sagte Juarez

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