Heimat Mars: Roman (German Edition)
ich.
»Er meint, ich sollte weitermachen. Natürlich will ich das gern tun.«
»Merkst du denn selbst, ob …?«, fragte Allen und brach ab.
»Ich werde es nicht merken, ob und wann ein Evolvon aktiviert worden ist. Das habe ich auch Bithras gesagt.«
»Alles, was wir erreichen wollten, wird uns durchkreuzt«, sagte Allen und drehte sein Glas in der Hand hin und her. »Wir können hier nichts und niemandem mehr trauen.«
»Sie haben Angst«, platzte ich heraus. Ich hatte mein Gespräch mit der Präsidentin Muir bislang nicht erwähnt. Ich hatte nicht den Eindruck erwecken wollen, als versuchte ich mich im Alleingang in einer diplomatischen Mission. Und das Gespräch selbst hatte mir bis jetzt auch wenig Aufschluss über irgendwelche Hintergründe gegeben. »Sie haben Angst vor dem, was wir unternehmen könnten.«
»Wovor, um alles in der Welt, sollten sie denn Angst haben?«, fragte Allen.
»Ich weiß es nicht. Mir fällt nichts ein.« Ich beschrieb meinen Besuch bei Omphalos. Als ich fertig war, pfiff Allen durch die Zähne und schenkte sich noch ein Glas Wein ein.
»Alice«, fragte er, »kannst du damit was anfangen?«
»Falls ich die Situation richtig einschätze, dann befinden wir uns mitten in einem Wandel politischer Strategien. Offensichtlich hat sich die Erde schon vor Jahrzehnten auf unerwartete Situationen eingestellt. Deshalb hat sie auch Denkern, die zum Mars exportiert wurden, Evolvons mitgegeben.«
»Vielleicht allen Denkern«, sagte ich. »Vielleicht hat dich Jill deswegen analysiert … Weil sie etwas vermutet, mit dem sie nicht einverstanden ist.«
Unvermittelt erschien Alice Liddells Projektion neben Allen auf der Couch. Er fuhr hoch. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Was könnte sie zu einer Änderung ihrer Strategie veranlasst haben?«, fragte ich.
»Bithras hat eine Nachricht von Cailetet erhalten. Die Kopie einer Textmitteilung, die von der Universität Stanford an die Forschungsgruppe der Olympier auf dem Mars geschickt wurde«, antwortete Alice. »Er hat mit Casseia darüber gesprochen.« Alice projizierte die Nachricht für uns.
Wir haben eine starke Verbindung zwischen Zeit-Tweak und Raum-Tweak herstellen können. Können daraus ganz spezielle Relation ableiten. Das dritte von uns entdeckte Tweak könnte in seinem Verhalten davon abhängen, sein Zweck ist allerdings unbekannt. Mit dem Zeit-Tweak und Raum-Tweak ändert sich automatisch auch das dritte Tweak. Wahrscheinlich lässt sich daraus eine allgemeine Relation bezüglich Krümmung ableiten, allerdings setzt das dritte Tweak (schwach und sporadisch) auch noch ein viertes Tweak in Gang … Lässt sich daraus das Bewahren einer speziellen Bestimmung ableiten? Bis jetzt fünfzig Tweaks entdeckt. Folgen sicher noch mehr. Können Sie uns an Ihren Entdeckungen teilhaben lassen? Falls ja, würden beide Seiten davon profitieren.
»Klingt für mich immer noch wie Kauderwelsch«, stellte ich fest.
»Danach ist von Cailetet nichts mehr gekommen«, sagte Alice. »Was die Vereinigungsvorschläge betrifft, mauern sie. Und sie haben Majumdars Angebot, sich an den physikalischen Forschungsprojekten der Olympier zu beteiligen, schlichtweg abgelehnt. Sie wollen Majumdar nicht dabeihaben.«
»Das ist neu«, sagte ich. »Bithras hat uns davon nichts erzählt.«
»Bithras behält viele Sorgen für sich.«
»Sagt dir die Nachricht etwas?«, fragte Allen Alice.
»Bells Theorie des Kontinuums behandelt das Universum als Anordnung von Informationen, als Rechensystem. Mit Exposes zu dieser Theorie haben die Olympier Forschungsgelder beantragt. Einige ihrer Anträge haben sie an die Erde geschickt, einen auch an die Universität Stanford. Dort haben sie sich mit der Gruppe in Verbindung gesetzt, die diese Nachricht abgeschickt hat.«
Alice projizierte LitVid-Berichte über verwandte Themen, sie stammten aus dem letzten Jahr. Die Stanford-Gruppe hatte in den letzten zehn Jahren nur drei Artikel veröffentlicht, keiner davon befasste sich mit dem Bell-Kontinuum. Alice schloss ihre Vorführung mit den Worten: »Bithras ist es nicht gelungen, wichtige Artikel oder Forschungsvids zu besorgen, die mit dem Bell-Kontinuum zu tun haben. Das einzige, auf das er gestoßen ist, sind öffentlich zugängliche Hinweise auf das Thema Deskriptor- Theorie.«
»Warum hat Bithras uns davon nichts erzählt?«, fragte ich.
»Ich glaube, er hat es nicht für so schrecklich wichtig gehalten. Aber dein Besuch bei der
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