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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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»Du bist mir sehr empfohlen worden, Casseia. Ich setze große Erwartungen in dich.«
    Ich wurde rot.
    Er nickte lebhaft. »Ich hatte angenommen, wir würden Zeit für ein privates Mittagessen haben, aber nein – wir müssen sofort mit der Arbeit anfangen. Wo sind die Anwälte?«
    Die Tür ging auf, sechs der prominentesten Anwälte und Geschäftsführer der BG Majumdar traten ein. Vier von ihnen hatte ich im Laufe der Jahre bei geselligen Zusammenkünften kennengelernt. Es waren drei Frauen und drei Männer. Auch sie trugen weiße Hemden und Shorts und hatten sich Handtücher um den Hals geschlungen, als hätten sie alle mit Bithras Tennis gespielt.
    Ich hatte noch nie so viele wichtige Persönlichkeiten in einem einzigen Raum versammelt gesehen: Mein erster Vorgeschmack darauf, wie es war, wenn man im Mittelpunkt stand.
    Bithras begrüßte alle mit einem herzlichen Nicken. Auf Vorstellungen wurde verzichtet. Ich war hier, weil es mir nützte, nicht weil ich ihnen hätte nützen können.
    »Fangen wir gleich an«, sagte Bithras. »Der Mars ist ein unglückseliger Planet. Die Erde ist mit uns nicht zufrieden. Das ist schon traurig genug, aber wir kommen tatsächlich nur sehr langsam voran, egal, aus welcher Perspektive betrachtet. Niemand kann sich darauf einigen, wie man das alte Dickerchen Humpty Dumpty am besten wieder zusammenflickt. Seit dem Ende der zentralistischen Regierung ist mehr als ein Jahr vergangen. Alles, was wir seitdem zustandegebracht haben, besteht darin, dass wir den Rat wieder zusammenbekommen und Interimssitzungen abgehalten haben. Die Wirtschaft liegt am Boden, und wir sind in einer noch schlimmeren Lage als damals, ehe Dauble das Handtuch warf. Das hat dem Handel geschadet. Wir haben keine übergeordnete Instanz, die den Handel lenkt. Die Organisationen der Erde müssen mit jeder BG einzeln verhandeln und mit übereifrigen Bezirksgouverneuren vorlieb nehmen. Immer noch beängstigt uns der Gedanke, in unserem eigenen, in unserem gemeinsamen Interesse tatsächlich zusammenzuarbeiten. Wir haben Angst, wieder in die zentralistische Falle zu tappen. Auf diese Weise …«
    Er faltete die Hände. »Auf diese Weise schaden wir uns selbst. Die gegenseitigen Beschuldigungen, mit Dauble paktiert zu haben oder auch nicht, müssen ein Ende haben. Wir müssen damit aufhören, diejenigen, die mit Mond und Erde sympathisieren, zur Strafe aus dem Rat auszuschließen. Wie ihr wisst, habe ich mich in den letzten Monaten wiederholt mit den Rechtsvertretern der zwanzig größten Mars-BGs getroffen, um einen Vorschlag zur Vereinigung des Mars auszuarbeiten. Das ist hinter dem Rücken des Rats passiert, wir haben den Rat umgangen. Wenn ich zur Erde reise, werde ich dort ein Bündel von Vorschlägen auf den Tisch legen, und heute Abend lege ich dieses Bündel dem Rat zur Debatte vor. Ihr habt euch damit befasst … Es ist ein Bündel schnell greifender und höchst umstrittener Vorschläge, sie haben Pferdefüße. Ich gebe euch eine letzte Gelegenheit, Kritik daran vorzubringen, Kritik aus ganz eigennütziger Perspektive. Aber erzählt mir keine alten Kamellen.«
    »Die Rechte der BGs, den eigenen Handel zu kontrollieren, werden damit beschnitten«, sagte Hettie Bishop, die leitende Anwältin. »Ich weiß, dass wir uns zusammenschließen müssen, aber das ist, verdammt noch mal, zu zentralistisch.«
    »Ich fordere euch nochmals auf, mir etwas mitzuteilen, das ich noch nicht weiß.«
    »Die Bezirksregierungen haben damit mehr Macht als je zuvor«, sagte Nils Bodrum aus Argyre. »Die Bezirksgouverneure sind in ihre Ämter und Ländereien verliebt. Manche halten den Mars für ein Naturparadies, das man so, wie es ist, erhalten muss. Sechs Verhandlungen mit dem Dreierbund über Darlehen sind daran gescheitert, dass wir ihnen keine schnelle Antworten auf ihre Forderungen nach Bodenrechten garantieren konnten. Wir verheddern uns in den Stricken der Umweltschützer.«
    Bithras lächelte. »Komm zur Sache, Nils.«
    »Wenn die Bezirksgouverneure an der Linie des Umweltschutzes festhalten und wir ihnen noch mehr Macht einräumen, dann können wir Milliarden von Dreierbund-Dollars in den Wind schreiben. Es wird kein Geld vom Dreierbund fließen, das die Erschließung unserer Ressourcen absichert. Wir werden die Besiedelung einschränken müssen und können dann auch keine neuen Einwanderer von der Erde aufnehmen. Das wird niemandem passen, am wenigsten der Erde. Wohin sollen sie diejenigen schicken, die ewig leben möchten?

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