Heimat Mensch - Was uns alle verbindet
Sie springen lebhaft herum, in ihren Stimmen mischt sich Lachen mit kurzen Schmerzenslauten. In allen Gesellschaften spielen Kinder gern mit dem Feuer. Es tut häufig weh, und es wird ihnen aus guten Gründen immer wieder verboten. Trotzdem zieht Feuer uns magisch an, Flammen faszinieren uns bis ins hohe Alter. Wir fürchten sie und wollen sie beherrschen. Im spielerischen Umgang mit Feuer lernen wir viel. Wir erfahren, dass Feuer tödlich sein kann und dass man es nutzen kann. Die Fähigkeit, das Feuer zu zähmen, war in der Evolution des Homo sapiens entscheidend wichtig. Sie ist eine grundmenschliche Anpassungsweise. Bis mindestens ins 17. Jahrhundert gab es allerdings auch Kulturen, die Feuer zwar kannten, aber es nicht selbst erzeugen konnten. Sie holten es sich entweder bei zufällig entstandenen Buschfeuern oder borgten sich die Flammen bei Nachbarkulturen. Wir wissen nicht, wie viele Kulturen die Kenntnis des Feuermachens und Feuergebrauchs von anderen übernahmen und wie viele es unabhängig voneinander entdeckten. Das einfache Beispiel des Spielens mit dem Feuer macht uns zweierlei klar. Im Spiel erschließen sich Menschen die Welt, es ist daher grundlegend wichtig für das Leben der Kulturen. Und: Die Kenntnis des Feuergebrauchs ist heute universal, aber die Fähigkeiten im Umgang mit dem riskanten Element üben wir als Einzelwesen im Spiel ein.
Die Scharia-Barbie Globalisierung macht gleich und ungleich – zugleich
In Shanghai schlendere ich durch die Einkaufsstraßen der extrem quirligen und sehr westlichen Stadt und entdecke, dass auf der Huaihai Liu ein wahrer Barbie-Tempel eröffnet hat. Das »House of Barbie« hat sechs Stockwerke und ist der erste Barbie Department Store der Welt. Mattel hat 30 Millionen US-Dollar in das Flaggschiff im Reich der Mitte investiert, denn die Firma braucht den chinesischen Markt, um weiter auf Wachstumskurs zu bleiben. Ein 32 Meter hohes Poster an der Baustelle hat die Shanghaier neugierig gemacht. Ich gehe hinein und stecke sofort in der Menschenmenge fest. Auf einer Fläche von 3500 Quadratmetern wird in diesem Flagship-Store weit mehr geboten als nur das Kultpüppchen. Es gibt mehrere Cafés, Shops für Kleidung und Kosmetika und ein Schmink- und Nagelstudio. Der Barbie-Spa bietet Behandlungen wie den Plastic Smooth an, für den 380 Yuan oder 55 US-Dollar zu berappen sind. Entsprechend sind es hier in Shanghai auch nicht die kleinen Mädchen, die für Barbie schwach werden. Die Kunden sind die jungen Angestellten aus den schicken Büros der globalen Metropole. Seit 2009 gibt es die meistverkaufte Puppe der Welt nun auch in China. Das kalifornische Fräuleinwunder brauchte 50 Jahre, um nach China zu kommen.
Auch ich musste erst fünfzig werden, bevor ich begann, diese Puppen interessant zu finden. Ich besitze nur fünf, während ein deutsches Mädchen im Schnitt sieben Barbies zu Hause hat. Dafür kommen meine Exemplare aus fernen Ländern und sehen ganz verschieden aus. Eine stammt von den Philippinen, eine aus Kairo, eine aus Malaysia, und zwei habe ich in Indien gekauft. Während die Barbie aus Kairo sich mit einem keuschen Schleier verhüllt, tragen meine indischen Barbies prächtige, mit Perlchen bestickte Saris und haben goldene Kettchen an den Füßen. Die exotischen Puppen stehen nicht bei mir zu Hause, sondern in meinem Arbeitszimmer in der Universität. Dort dienen sie natürlich nicht zum Spielen, sondern ernsthaften ethnologischen Studien …
Die Barbie-Welt
Blonde Mähne, Stupsnase, Wespentaille, endlos lange Beine, voller Busen. Das ist Barbie, eine Modepuppe im Maßstab 1:6. Barbie liebt schöne Kleider und schnelle Cabrios, ihr Pferd und natürlich Ken, ihren gut gebauten und treuen Freund. Hersteller ist die 1945 von Ruth und Elliott Handler gegründete US-amerikanische Firma Mattel. Barbara, die Tochter der Handlers, spielte gern mit Ankleidepuppen, die damals sehr teuer waren. Auf einer Europareise entdeckte Ruth in Luzern in einem Schaufenster eine 30 Zentimeter große Puppe mit blonder Pferdeschwanzfrisur, die an ein Mannequin erinnerte. Sie kaufte die Puppe für Barbara. Ihre Schöpfer waren Reinhard Beuthin, der damals für Bild zeichnete, und der Designer Max Weißbrodt. Die Bild-Lilli war nach einem Comic gestaltet und wurde von der Firma Hausser in Coburg produziert. Die Idee für die Barbie war geboren. Die Ur-Barbie, in Sammlerkreisen als Ponytail Nr.1 bekannt, wurde am 9. März 1959 aus der Taufe gehoben und im Badeanzug verkauft.
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