Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Heimat Mensch - Was uns alle verbindet

Titel: Heimat Mensch - Was uns alle verbindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Antweiler
Vom Netzwerk:
Sie war 29 Zentimeter groß und kostete drei US-Dollar.
    Mattel, zunächst eine Garagenfirma, die Bilderrahmen und Minimöbel für Puppenhäuser herstellte, vertrieb die Puppen anfangs ausschließlich in den Staaten. Nachdem sie die Vermarktungsrechte der Bild-Lilli erworben hatten, brachten die Handlers Barbie 1966 auf den deutschen Markt. Und von hier aus begann ihr globaler Siegeszug. Bald wurde Mattel zur Aktiengesellschaft und erwirtschaftete an der Börse das Kapital, um in die weite Welt zu expandieren. Mittlerweile ist Barbie ein Spielzeugklassiker, der Name ist weltweit zum Synonym für Modepuppen überhaupt geworden. Bis heute hat der Marktriese in 43 Ländern 800 Millionen Exemplare abgesetzt, vor allem an kleine Mädchen, aber auch an solche zwischen 8 und 80 und mitunter sogar an Jungen oder Männer.
    Der Welterfolg hat gute Gründe. Barbie ist eine beweglich gestaltete Ankleidepuppe mit einer reichhaltigen Garderobe, die sich in Schnitten und Farben immer an aktuellen Modetrends orientiert. Vor allem ist sie die Hauptfigur einer ganzen »Puppenwelt«, zu der neben Ken, den es seit 1961 gibt, weitere Puppenpersonen gehören – und eine Vielzahl von Waren des gehobenen Bedarfs im Miniformat. Seit Mitte der 1960er Jahre werden die Puppen in pinkfarbene Klarsichtkartons verpackt, dieses spezielle Rosa ist als Barbie-Pink geschützt. Mit der Zeit brachte der Hersteller immer neue Zusatzausstattungen heraus, von Stoffmalfarben und färbbaren Haaren über knickbare Beine bis hin zu sprechenden Blondinen. Später kamen landestypische Accessoires, »ethnische Barbies« und die Serie Dolls of the World mit Landestrachten dazu.
    Barbies dienen längst nicht mehr nur der stillen Beschäftigung im Kinderzimmer. Es gibt umfangreiche Sammlungen mit seltenen Stücken, und für alte Originale oder Fehlproduktionen werden horrende Preise gezahlt. Für Sammler wurden eigene Linien entwickelt, sogar Barbies aus Porzellan. 2006 schickten zwei Produzenten von Welterfolgen eine große Ausstellung auf Tournee. »Die wunderbare Welt von Barbie und Lego« tourte durch elf deutsche Städte und als »World of Barbie« durch viele Länder Europas. Die Schau zeigte über 1000 Barbies, inszeniert in unzähligen Varianten und Accessoires: von Marilyn Monroe über Shakira und Beyoncé bis zur kleinen Meerjungfrau. »Barbie wurde vom Spielzeug zum Mythos«, verkündet der bunte Prospekt. Zum Geburtstag 2009 kleideten führende Modedesigner die Miniaturfrau in ultrahippe Klamotten.
    Barbie ist rund um den Erdball präsent und hat andere lokale Puppen aus den Kinderzimmern verdrängt. Als Ikone der globalen Konsumkultur ist sie deshalb auch ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Amerikanisierung, Uniformierung und Kommerzialisierung der kindlichen Spielwelt werden dem Hersteller vorgeworfen. Tatsächlich ist die Puppe ein Paradebeispiel globaler Produktion und zeigt die Konzentration der Weltwirtschaft auf das Dreieck Nordamerika – Westeuropa – Ost- und Südostasien. Das Plastik kommt aus Taiwan. Die Haare werden in Japan produziert, die Kleider in China geschneidert. Den Zusammenbau erledigen Arbeiterinnen in Malaysia und Indonesien. Sie montieren die sexy Püppchen in heißen Produktionshallen im Akkord zusammen – und tragen dabei selber schwarze Kopftücher. Nur die abschließende Qualitätskontrolle wird in den USA erledigt. Niedrige Löhne und geringe Transportkosten machen es möglich.
    Ethnic Barbies
    Barbie ist ein Lehrstück der Globalisierung. Sie zeigt nicht nur, dass echte Global Players heute Produktion und Wertschöpfung erdumspannend organisieren, sondern auch, dass sie im Rahmen einer auf Einheit bedachten Marke gezwungen sind, auf die weltweiten kulturellen Unterschiede zu reagieren. In gewissem Umfang bildet die Barbie World mittlerweile die Komplexität unserer multikulturellen Welt ab.
    In den Anfangsjahrzehnten waren alle Barbies hellhäutig. Die ersten Ethnic Barbies kamen 1980 auf den Markt. Die USA sind ein multikulturelles Land, wo Hautfarben eine große Rolle spielen und politische Korrektheit inzwischen zum guten Ton gehört. Minderheiten werden berücksichtigt, wofür ihre Besonderheiten herausgestrichen werden. Eine zweischneidige Sache. Jedenfalls ist angesichts der multikulturellen Kundschaft Ethnic Marketing angesagt. Bald gab es von vielen der Barbie-Modelle sogenannte afroamerikanische, hispanische und asiatische Versionen. Auch ihre Schwestern und ihren Freund Ken produzierte man in diversen

Weitere Kostenlose Bücher