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Heimaturlaub

Heimaturlaub

Titel: Heimaturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wüllner, Hilde, Stohr und Wirtz am MG-Stand III und erteilten dem abmarschierenden Landser die letzten Weisungen. Hilde stand neben Wüllner, hielt dessen Hand fest und sah in die Ferne. Der schmutzige Mantel bauschte sich über der Brust, dort trug sie Wüllners wichtigstes Vermächtnis, eine Kapsel mit einem Negativfilm von der Schlacht um St.-Vith. Den Behälter mit der Tonaufnahme hatte sich der Junge über die Schulter geschnallt. Der gefüllte Brotsack hing ihm über den Rücken. Vorn an der Brust pendelte an einer Lederschnur die Maschinenpistole, und im Koppel steckten auf jeder Seite je zwei Handgranaten.
    Leutnant Wirtz nahm noch einmal die Karte zur Hand und wies, bei dem abgeblendeten Licht einer Taschenlampe, den Weg.
    »Wenn Sie auf eine feindliche Streife stoßen, weichen Sie aus. Nur dann in einen Kampf einlassen, wenn es nicht mehr anders geht. Und in der Nacht wandern, nicht am Tag – das ist ja selbstverständlich.«
    Überhaupt sagte er dauernd Dinge, die selbstverständlich waren, und der Landser wunderte sich über seinen sonst so beherrschten Leutnant, der heute aufgeregt und kopflos schien.
    Stohr blickte zur amerikanischen Stellung hinüber.
    »Alles ist ruhig. Man will uns eine Galgenfrist lassen. Wenn Sie jetzt losgehen, haben Sie schon ein schönes Stück geschafft, bis das Nachtkonzert anfängt.«
    Stumm drückte Wirtz dem schmächtigen Bürschchen die Hand und klopfte ihm auf die Schulter. Stohr drückte ihm mit der Linken die Finger zusammen und sagte:
    »Hals- und Beinbruch, mein Junge.«
    Zum letzten Mal blickte Heinz in die hellen Augen Hildes und sah die wirren blonden Locken um das kleine Gesicht. Da schnürte es ihm die Kehle zusammen, er wollte schreien, wollte irgend etwas tun, nur sie sollte bleiben, sollte nicht ins Ungewisse gehen, alles wollte er opfern, wenn sie nur bleiben würde, immer, immer bei ihm – aber laut sagte er nur ein Wort, ein schweres, dumpfes, dunkles Wort ohne Hoffnung, ohne Zukunft, ohne Licht:
    »Lebe wohl …«
    »Heinz!«
    Hilde mußte sich an die Brüstung klammern, um nicht umzusinken.
    »Soll das unser Abschied sein?«
    Wüllner blickte zur Seite. Er konnte diesen Blick nicht länger ertragen. Diesen gehetzten, hilflosen, flehenden Blick … Herr, mein Gott, laß mich stark sein, diese Minuten zu ertragen …
    »Wir sind Soldaten … wir kennen nur die Pflicht!«
    Ein Beben durchlief den Körper Hildes. Auf dem Absatz drehte sie sich um, wild, wie von einer Faust geschleudert, und ging in die Nacht hinaus, schemenhaft im Dunst der Finsternis untergehend; ein Engel, der entschwebt, sich auflösend wie ein Traum.
    Hinter ihr her ging der junge schmächtige Landser. Der Brotsack pendelte auf dem Rücken hin und her, schwankte im gleichen Rhythmus, bei jedem Schritt, hin und her … hin und her …
    Längst waren Wirtz und Wilhelm von Stohr in den Bunker zurückgekehrt, da stand Wüllner noch an der Brüstung des Grabens und starrte hinaus in die Nacht.

11
    Drei Tage später saß im Befehlsstand der Division an der Urfttalsperre eine zarte, verschmutzte, todmüde Frau mit wirren blonden Locken, hellen blauen Augen und einer zerrissenen Uniform, legte eine Metallkapsel auf den breiten Kartentisch, einen Behälter mit einer Tonaufnahme und eine Meldetasche mit den Briefen und Papieren einer eingeschlossenen und abgeschnittenen Kompanie bei St. Vith.
    Der General, der sich nach einer Lagebesprechung um sie bemüht hatte, las mit ernstem Gesicht die Meldungen durch, blickte ab und zu auf und sah auf die zusammengesunkene Gestalt, vor die der rührige Adjutant ein Glas Wein und einen kleinen, aber kräftigen Imbiß gestellt hatte.
    »Sie sind die Nachrichtenhelferin Brandes?« fragte er und legte die Papiere mit nachdenklichem Gesicht beiseite.
    »Jawohl, Herr General.«
    »Sie sind mit dem jungen Soldaten durch die amerikanischen Linien gekommen?«
    »Ja.«
    »Der Junge hat ja einen ganz netten Fleischbatzen weniger am Arm. Wie ist das passiert?«
    Hilde wischte sich die Locken aus der Stirn.
    »Wir sind in der Nacht losgetrabt, haben uns den Tag über in verlassenen Bunkern oder zerschossenen Kellern versteckt, bis wir gestern nacht an die Stellungen der Amerikaner kamen. Die Hauptstraße mit ihrem ununterbrochenen Nachschub haben wir immer vermieden und sind in den Schluchten und Wäldern der Eifel untergetaucht. So passierten wir gestern auch ein enges Tal, das zu der Urfttalsperre führen mußte. Schon von fern sahen wir die Leuchtkugeln in der

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