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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ungehobelten Männer besaß die Frechheit hinzuzufügen: »Sie wird a l s Händler Carrocks Weib genauso k l ug sein, denn wir w e rden unter uns keine Lords und Ladies m e hr dulden!«
    Das war ein ernüchte r nder Einwurf, und denno c h fürchtete i ch, dass er da m it Recht haben könnte. Geburtsrecht und Herkunft zählen hier wenig. Unsere Co m p anie hat ja selbst Gemeinen eine Stimme im Konzil gewährt, Männern, die über weit wenig e r Bildung verfügen a ls Lady Duparge und ich. Sogar ein Taschendieb hat mehr über unsere Pläne zu best i mmen als wir selbst.
    Und was hat me in Ehemann d azu zu sagen? »Du hast m i ch beschämt, als du die allgemeine Aufmerksam k e it auf dich gezogen hast. Wie eitel von d i r, mit deinen küns t lerischen Errungenschaften zu p r ahlen. Kümmere dich lieber um die Bedürfnisse deiner K i nder, und lobe dich nicht selbst.« Mit diesen barschen W o rten wies er m i ch zurecht.
    Was soll aus uns werden? Wel c hen Nutzen hat es, wenn wir trocken schlafen können, während unsere Mägen leer bleiben und unsere Kehlen ausdörren? Ich bed a uere das Kind in m ir so sehr. Die Männer riefen zwar immer  »Vorsicht!«, als sie m i ch m it einer an Seilen befestigten Schlinge auf diesen Ast hochzog e n. Doch alle Vorsicht in der Welt kann mein Baby nicht vor der Wildheit seines  Geburtsor t s retten. Ich ver m isse meine Narissa, dennoch glaube ich, dass sie ein gnäd i geres Ende gefunden hat a l s das, welches dieser merkwürdige Wald für uns bereithalten mag.
     
     
Tag neunundzwanzig des Pflugmondes
    Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
     
     
    Ich habe heute Abend wieder eine Echse gegessen. Es beschä m t m i ch, dies zuzugeben. Das erste Mal tat ich es, ohne mehr Gedanken darauf zu verschwenden als eine Katze, die einen Vogel schlägt. Während einer Pause be me rkte ich das winzige Geschöpf auf einem Farnwedel. Es war so grün wie ein S m aragd und saß ebenso regungs l o s da. Nur seine glitzernden Augen und das kaum sichtbare Pulsieren an seinem Hals verrieten es. Ich schlug so rasch zu wie eine Schlange. Ich fing es und presste seinen weichen Bauch an meinen Mund. Dann biss ich zu. Es sch m eckte bitter, ranzig und gle i chzeitig süß. Ich würgte es herunter, m itsamt den Kno c hen, als wäre es eine da m p fende Scheibe Lachsfilet von der Tafel des Satrapen. Anschließend vermochte ich k a um zu fassen, was ich da getan hatte. Ich erwartete, d a s s mir übel würde, aber dem war nicht so. Dennoch füh l te ic h m i ch so beschämt, dass ich niemandem davon erzählen konnte. Diese Art Nahrung scheint für einen zivilisier t en Menschen unpass e nd, ganz zu schweigen von der Art und W e ise, wie ich sie zu m ir nahm. Ich redete mir ein, das Kind in meinem Bauch verlangte danach, und es wäre nur eine vorübergehende Verwirrung, in die mich der nagende Hunger g e stürzt hatte. Ich beschloss, es nie wieder zu tun, und verbannte den Vorfall aus me inem Kopf.
    Doch heute Abend tat ich es wieder. D i e s mal war es ein schlankes, graues Kerlchen, von derselben Farbe wie die Ba u mrinde, auf der es saß. Es sah m eine Hand, die auf ihn zuschoss, und versteckte sich r a sch in einer Spalte in der Rinde, a b er ich zog es an seinem Schwanz heraus. Dann hielt ich es zwischen Dau m en und Zeigefinger in die Luft. Zunächst wehrte es sich heftig, doch als es die Sinnlosigkeit seines Ka m pfes be m erkte, gab es auf. Ich betrachtete es genau, weil ich dachte, ich würde es dann loslassen können. Es war ein wunderschönes Geschöpf. Seine Augen glänzten, seine Klauen w a ren winzig, und der lange Schwanz zuckte heftig hin und her. Sein Rücken war grau und rau wie die Baumrinde, a b er sein kleiner weicher Bauch hatte die Farbe von Sahne. Der wei c he, geschwungene Hals schimmerte bla u , und ein blasser Streifen derselben Farbe zierte s e inen Bauch. Die Schuppen dort waren winzig und glatt, als ich m eine Zunge dagegen drückte. Ich fühlte das he f tige Klopfen seines winzigen Herzens und roch seine Furcht, während es m it seinen winzigen Klauen gegen m e ine aufgesprungenen Lippen hieb. Irgendwie kam m ir das alles vertraut vor. Dann schloss ich die Augen und biss zu. Ich hielt beide Hände vor den Mund, da m it m ir nicht auch nur der kleinste Bissen verloren ging. Anschließend hatte ich e i nen Blutfleck auf der Hand, den ich rasch abl e ckte. Niemand hat t e etwas be m erkt.
     Sa, unser aller süßer Herr, w

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