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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kommen, und hoffen, einen anderen Weg zu der Halle m it der Drachenfrau zu finden.

Tag … Ich weiß es nicht
    Jahr eins der Regenwildnis
     
     
    Ich m u ss den Bericht so weiterführen, denn wir haben keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen i st. Mir kommt es vor wie Jahre. Ich zittere und w e iß nicht, ob es an der Kälte liegt oder daran, dass ich m i ch so anstr e nge, ich selbst zu bleiben. Zu bleiben, wer i c h war. Me i n V e rstand kann kaum noch unterscheiden, und ich könn t e in den Bildern ertrinken, wenn ich es zuließe. Falls dieser Bericht anderen von Nutzen sein so l l, m uss i c h m eine Disziplin wiederfinden und me ine Gedanken ordnen.
    Als wir die Treppe hinaufs t iegen, erlosch das letzte bisschen Licht in der Ka m mer. Tremartin hielt wac k er seine Fackel hoch, aber sie er h e llte in der uns u m gebenden Finstern i s kaum mehr als seinen Kopf und seine Schultern. Solch eine absolute Dunkelheit habe ich noch nie erlebt. Tremartin packte Olpey am Handgelenk und forderte den Jungen auf, ihm zu folgen. Hinter ihm ging Retyo, der Carl m in trug, ihm schloss si c h Chellia m it ihren beiden zitternden Töchtern an. Ich b i ldete den Abschluss, beladen m it den Fackeln, die wir zuvor aus Möbeln und Gobelins in der Kammer i m provisiert h a tten. Dies hatte Olpey ergrim m t . Er hatte Retyo so l a nge hartnäckig angegriffen, bis dieser ihm eine schallende Ohrfeige versetzt ha t te. Der Junge war daraufhin benommen erlah m t, und seine Mutter und seine Schwestern waren entsetzt gewesen. Olpey jedoch ist seither plötzlich gefügig, ja sogar fast anstellig.
    Die Tre p pe führte zu ei n e r Diens t botenkammer. Zweifellos konnte der privilegierte Adlige im unteren Ra u m ei n e Gl o c ke l ä uten, auf deren Kl i ngeln sein Die n er herbeisprang, die Wünsche se i n es Herren zu befriedigen. Ich sah hölzerne Röhren, vi e lleicht Wasserleitungen zum Waschen, und m ein Blick streifte einen Arbeitstisch, bevor Tremartin uns weitertrieb. Es gab nur einen Ausgang. Draußen wartete in beiden Richtungen des Korr i dors nur gähnende Schwärze auf uns.
    Das Zischen der brennend e n Fackel war unnatürlich laut, und das einzige weitere Geräusch war das Tropfen von Wasser. Ich fürchtete die Stille. Denn Musik und geisterhafte Stimmen l a uerten an ihrem Rand.
    »Die Flamme brennt ganz r uhig«, bemerkte Chellia. »Es gibt keine Zugluft.«
    Das war m ir entgangen, aber sie hatte Recht. »Es bedeutet nur, dass sich eine Tür zwischen uns und der Außenwelt befinde t .« Ich zweifelte selbst an meinen Worten. »Eine, die wir suchen und öffnen m ü ssen.«
     »Welche Richtung sollen wir einschlagen?«, wollte Tremartin wissen. Ich hatte schon vor langer Zeit die Orientierung verlor e n, also schwieg ich.
    »Hier entlang«, antwortete C h ellia. »Ich glaube, dieser Weg führt in die R i chtung zurück, aus der wir gekommen sind. Vielleicht erkennen w i r ja etwas wiede r , oder das Licht flammt auf.«
    Ich hatte keinen besseren Vorschlag. Sie gingen voraus, und ich folgte. Jeder von ihnen hatte jemanden, an dem er sich festhalten konn t e, um die Geister der Stadt in Schach zu halten. Mir jedo c h blieb nur das Bündel von Fackeln in meinen Armen. Meine Freunde verschwammen rasch zu bloßen Schatten zwischen mi r und dem flackernden Licht der Fackel. Wenn ich hochbli c kte, blendete m ich ihr Schein. Und als ich zu Bod e n sah, bemerkte ich den koboldhaf t en Tanz der Sch a tten um meine Beine. Unser keuchender Ate m , das Schlurfen unserer Füße auf dem feuchten Boden und das K nistern der Fackel waren zunächst die einzigen Geräusche, die ich wahrnahm. Dann jedoch drangen andere Laute an m ein Ohr, jedenfalls glaubte ich sie zu hören. Unregelmäßiges Tropfen von Wasser und einmal ein du m pfes Ru m p eln, als hätte in der Ferne etwas dem Druck des Schlammes nachgegeben.
    Und Musik. Zuerst schien sie so blass wie verwässerte Tinte, gedä m p ft von den dic k en Steinen und der Zeit. Aber sie griff nach m ir. Ich war entschlossen, dem Rat der Männer zu folgen, und weg z uhören. Um meine Gedanken abzuschotten, sum m te ich ein altes jamaillianisches Wiegenlied. Erst als Chellia z i schte: »Carillion!«, bemerkte ich, dass ich die Melodie des geisterhaften Lieds aus den Steinen sum m te. Ich verstum m te und biss m ir auf die Lippen.
    »Gib m ir eine Fackel. Wir sollten lieber eine neue entzünden, bevor diese hier vollkommen heruntergebrannt ist.« Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass

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